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Ähnlicher Fall wie in der Schweiz

„‚Da ist alle menschliche Hilfe vergeblich!“ - Der Bergsturz am Schrofen bei Brannenburg 1851

Links: Der Schrofen nach dem Bergsturz 1851. Rechts: Spendenaufruf im „Rosenheimer Wochenblatt“ am 21. September 1851.
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Links: Der Schrofen nach dem Bergsturz 1851. Rechts: Spendenaufruf im „Rosenheimer Wochenblatt“ am 21. September 1851.

Erst vor kurzem ereignete sich ein schrecklicher Bergsturz in der Schweiz. 1851 war auch Brannenburg von einem solchen Ereignis am Schrofen betroffen. Wir blicken darauf zurück.

Brannenburg - „Es war Samstag, der 9. August 1851, als die Bewohner Brannenburgs und der nächsten Umgebung das Getöse eines bedeutenden Absturzes vom Schrofenberge vernahmen; allein schon daran gewöhnt, machte man sich eben nicht viel daraus“, berichtet Sebastian Dachauer in seinem Werk „Einfache Erzählung von dem schrecklichen Absturz des Schrofenberges und der dadurch erfolgten Verwüstung bei Brannenburg 1851“. Einzig der Gutsherr Fabio Graf Pallavicini habe Bedenken gehabt und sich daher selbst am Schrofen ein Bild der Lage gemacht. „Es könnte noch schlimmer werden, als man meinen möchte“, habe sein Fazit danach gelautet.

Ende Mai ereignete sich ein schrecklicher Bergsturz in der Schweiz, erst kürzlich wurden nun menschliche Überreste gefunden. Auch in der Region spielte sich 1851 Dramatisches ab, wie Dachauer weiter berichtet: „Am Sonntag, nach der Messe ging der Herr Graf nochmal zum Schrofen hinauf und kam mit dem Schreckensrufe zurück: ‚Da ist alle menschliche Hilfe vergeblich, da kann nur Gott allein noch helfen!‘“ Er habe daraufhin seine Holzarbeiter und Bediensteten angewiesen „dem Wasser und dem bereits abgefallenen Schutte die Leitung nach dem Rinnsale des Kirchbaches so viel wie möglich zu geben und zu erhalten.“ Auch die vom Gottesdienst in Holzhausen zurückgekehrten Anwohner hätten nun „mit Schrecken die Gefahr des vorhin gering geachteten Absturzes“ erfahren.

„‚Da ist alle menschliche Hilfe vergeblich!“ - Der Bergsturz am Schrofen bei Brannenburg 1851

„Furcht, Angst und Schrecken hatten sich nun in der nahen Umgebung von Brannenburg verbreitet“, so Dachauer. Es seien Eilboten an die zuständigen Behörden geschickt worden. „Abends ging in einer großen Prozession mit dem hochwürdigsten Gut, getragen von dem Ortspfarrer Herrn Wolfgang Schmid, die ganze Bevölkerung Brannenburgs und der umliegenden Ortschaften hinauf an den Gefahr drohenden Ort, um den Allmächtigen um Abwendung der bevorstehenden Verwüstung zu bitten.“ Am Montagmorgen seien dann auch der königliche Landrichter und Baubeamte eingetroffen und hätten alles angeordnet, „was menschliche Wissenschaft und Erfahrung vermag“.

Alle Blicke ins Zeitungsarchiv auf der Themenseite:

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Allein, der Absturz habe sich fortgesetzt, woraufhin Anwohnern angeraten wurde, ihre Habseligkeiten aus ihren Häusern zu retten und sich in Sicherheit zu begeben. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch habe es einen weiteren Absturz gegeben, der weite Teile einer Waldung mitriss. Unterdessen sei unermüdlich daran gearbeitet worden, die Lage in den Griff zu bekommen. „Das schwer bedrohte Dorf Brannenburg war für jetzt gerettet, aber um das arme Dörflein Gmain war es geschehen. Am Mittwoch war die Mühle schon bis an das Dach vom Schutte umgeben und noch am selben Tage hatte das nette Holzerhäuschen das nämliche Schicksal, und in der darauf folgenden Nacht ward auch das Haus des Schuhmachers Veit fast ganz vom Schutte erdrückt.“ Mit vereinten Kräften habe man die Häuser räumen können. Allein ein Weber habe sich dem im Gottvertrauen nicht angeschlossen und sein Haus sei auch knapp verschont worden.

Königlicher Spendenaufruf für Betroffene

„Zur Milderung dem großen Nachtheile, welche [...] insbesondere durch [...] einen Erdsturz bei Brannenburg, durch welchen Häuser und Grundstücke vernichtet worden“, meldete das Rosenheimer Wochenblatt am 7. September 1851 über eine von König Maximilian Joseph II. angeordnete Hauskollekte, „bei allen jenen Einwohnern ihrer Gemeinde, welche von solchem Unglücke verschont geblieben sind, oder dem ungeachtet noch in der Lage sind, ihren armen Mitmenschen hilfreich beizustehen.“ Am 21. September wurde in einer weiteren Bekanntmachung ergänzt, dass ausdrücklich auch den in Gmain betroffenen der Erlös zugutekommen solle.

Was aber konnte man tun, damit sich ein solcher Fall nicht wiederholte? „Die seit dem Herbst gemachte Arche am Bache ward in einem Augenblicke zerrissen und fortgeschwemmt, die Gräben und Dämme an den Feldern hin konnten der Gewalt des Wassers nicht widerstehen und der Bach war schon daran, sich ein neues Rinnsal, durch das schöne Feld des Girtenbauers zu machen“, schildert Dachauer am Schluss seines Werks über die Folgen eines Unwetters im April des nächsten Jahres, „Alle menschliche Mühe wäre unvermögend gewesen, solches zu hindern, wenn nicht der Regen aufgehört hätte. Wie wird es erst bei stärkeren Gewittern und heftigen Regengüssen gehen?“ In einem weiteren Artikel werden wir darüber berichten, wie der Situation durch Wildbachverbauungen Herr geworden wurde und was bis heute geschieht.

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