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Waren auch sie am Tod der Flüchtlinge Schuld?

Welche Strafen für „Scouts“ der A94-Schleusung? Plädoyers liegen himmelweit auseinander

In den frühen Morgenstunden des 13. Oktober 2023 starben bei dem Schleuser-Unfall an der Autobahnausfahrt Ampfing an der A94 sieben Menschen.
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Ampfing/Traunstein – Haben sie die Schleusung von der A94 im Oktober vorigen Jahres organisiert und die Grenzübergänge ausgespäht? Sieben Flüchtlinge starben dort bei dem Horror-Unfall. Gegen die drei „Scout“-Fahrer wird momentan vor dem Landgericht verhandelt - am heutigen Mittwoch könnte das Urteil fallen.

Update, 14.36 Uhr – Zielort war eigentlich Poing bei München

Jetzt setzen die Verteidiger zu ihren Plädoyers an. Anita Süßenguth vertritt den 23-jährigen Hauptangeklagten, der hinterm Steuer des vorausfahrenden „Scout“-BMW saß. Als kurz nach dem Grenzübertritt plötzlich Polizei auftauchte, habe er Samer O., der das völlig überladene Schleuserfahrzeug lenkte, übers Telefon gesagt: „Wir wurden erwischt. Halt an.“ Daher sei ihm der Tod der sieben Menschen nicht anzurechnen.

Das Scout-Auto machte sich gleich danach auf dem Weg zurück nach Österreich. Samer O. und die 22 Flüchtlinge fuhren weiter auf die A94 Richtung München. Denn Zielort war eigentlich Poing bei München ausgemacht. Süßenguth ist der Meinung, drei Jahre Haft wegen gewerbsmäßigen Einschleusens würden reichen. Die Staatsanwaltschaft forderte für den 23-jährigen Syrer dagegen 14 Jahre.

Der jüngste Angeklagte, gerade mal 18 Jahre alt, wird von Raphael Botor vertreten. „Mein Mandant organisierte nicht mit. Er wurde nur zufällig von Samer O. angefragt“, so der Rechtsanwalt. Außerdem ging der 18-Jährige wohl davon aus, dass nur eine Familie geschleust würde. „Wie viele wirklich in dem Mercedes Vito waren, wusste er nicht. Als die Fahrzeuge aufeinandertrafen, wurde nicht mehr ausgestiegen.“

Botor fordert für den 18-Jährigen einen Dauerarrest, der mit der Auslieferungshaft in Österreich und der Untersuchungshaft in Deutschland bereits abgegolten wäre. Die Staatsanwaltschaft sah für den 18-Jährigen dagegen acht Jahre Jugendfreiheitsstrafe vor. Gänzlich einen Freispruch verlangt Verteidiger Michael Vogel für seinen Mandanten, einen 24-jährigen Syrer:

„Nur, weil jemand unangeschnallt transportiert wird, muss man doch nicht damit rechnen, dass er umkommt“, geht Vogel auf die Argumentation des Staatsanwalts ein. Sein Mandant sei weder dafür verantwortlich, dass die Geschleusten nicht angeschnallt waren, noch, dass das Schleuserauto völlig überladen war. „Der Tod dieser sieben Menschen war nicht vorhersehbar.“ Die Staatsanwaltschaft forderte für diesen Mitfahrer des „Scout“-Autos dagegen elf Jahre Gefängnis. 

Mit dem Urteil will sich das Gericht rund um die Vorsitzende Heike Will aber doch noch mehr Zeit lassen. Es soll am kommenden Mittwoch (18. Dezember) um 9 Uhr verkündet werden. 

Update, 13.26 Uhr - „Scout“-Trio soll für insgesamt 33 Jahre in Haft

Staatsanwalt Martin Freudling beginnt mit seinem Plädoyer – und es hat sich gesalzen. Er sieht einen direkten Zusammenhang zwischen den sieben Toten im Schleusungsfahrzeug und den drei Insassen des Scout-BMW, die den Schleuser bis kurz hinter Burghausen begleiteten. Alle hätten gewusst, dass das Schlesungsfahrzeug mit 23 statt neun Personen überladen war - „denn damit bekommen sie mehr Geld.“

Die Gefahr eines tödlichen Unfalls sei von Haus aus bestanden. Staatsanwalt Freudling verlangt hohe Haftstrafen. Für den 18-jährigen Angeklagten aus Wien acht Jahre Jugendstrafe, für den 24-jährigen Angeklagten aus Wien – der laut Freudling „weiter unten in der Hierarchie“ stand – elf Jahre Haft. Und der „Hauptorganisator“, der den Scout-BMW lenkte, soll ganze 14 Jahre ins Gefängnis. Er ist 23 Jahre alt und wohnte zuletzt in Stockerau bei Wien. 

Zum Vergleich: Samer O., der das überladene Schleusungsfahrzeug lenkte und den Unfall mit sieben Toten auf der A94 bei Ampfing schließlich verursachte, wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Nun sind die Verteidiger mit ihren Plädoyers am Zug. 

Update, 11.27 Uhr – „Das geht einem nahe“

Eine Zeugin der Mühldorfer Kripo sagt im Prozess gegen die drei mutmaßlichen Scout-Fahrer nochmal aus. Als eine von jenen, die auch an der Unfallstelle an der A94 war, frischt sie die Bilder im Kopf erneut auf: „Man kann sich das nicht vorstellen. Du kommst dahin, ein Riesentrümmerfeld, überall liegen abgedeckte Leichen.“ Insbesondere erwähnte sie das sechsjährige Kind, das unter einem Auto zerquetscht wurde. „Das geht einem auch als Polizistin nahe.“

Nach einiger Zeit habe man die Personalien aller Verstorbener und aller weiteren Mitfahrer beisammen, die allesamt verletzt wurden. Sie verliest die lange Liste der insgesamt 23 Personen mit Geburtsdaten und der mutmaßlichen Sitzposition im Auto. Gezeigt werden vor Gericht auch nochmal Fotos aus dem Inneren des Autos nach dem Unfall und der demolierten Karosserie.

Jetzt meldet sich noch einer der Angeklagten – der jüngste des Trios, ein 18-Jähriger, der zuvor in Wien lebte. 

Vorbericht:

Es ist die übliche Masche bei vielen Schleusungen: Vor dem eigentlichen Schleuser ist ein unauffälligeres „Scout“-Fahrzeug unterwegs. Die Fahrer spähen die Grenzübergänge aus und geben dem Schleuser durch, wo kontrolliert wird und wo nicht. Auch bei der Schleusung mit sieben Toten auf der A94 am 13. Oktober 2023 soll es so gelaufen sein. Der Prozess gegen den Hauptangeklagten, Samer O., konnte Anfang November abgeschlossen werden: Er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Heute Urteil gegen „Scouts“ von Horror-Schleusung über A94?

Am Mittwoch (11. Dezember) steht ab 9.30 Uhr in Traunstein wieder die Besatzung des Scout-Fahrzeugs vor Gericht. Angeklagt sind drei Syrer: ein 24-Jähriger und ein 18-Jähriger, die zuvor in Wien lebten, sowie ein 23 Jahre alter Mann, zuvor wohnhaft im niederösterreichischen Stockerau. Das Trio ist angeklagt wegen Einschleusen mit Todesfolge. Konkret sollen sie die Todes-Schleusung vom 13. Oktober vorigen Jahres organisiert und natürlich auch gewusst haben, dass der Neunsitzer mit 22 Menschen völlig überladen war.

Vor dem Landgericht könnte am Mittwoch das Urteil gesprochen werden. Zum Prozessbeginn schwiegen zwei der drei Männer, nur der 23-jährige Fahrer des „Scout“-BMW äußerte sich - und gestand. Er warnte das Schleuserfahrzeug vor Grenzkontrollen in Simbach und empfahl dann den unbewachten Übergang bei Burghausen. innsalzach24.de wird aktuell aus dem Gerichtssaal berichten. (xe)

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