Stadtplatz soll im Gegenzug von Autos entlastet werden
Neue Parkplätze in der Wasservorstadt? Wahre Bürokratie-Welle kommt auf Tittmoning zu
Schon seit Jahren ringt Tittmoning um Lösungen, parkende Autos vom Stadtplatz wegzubekommen. Die Wasservorstadt bietet sich als Alternative an - doch jetzt zeigt sich immer mehr, wie kompliziert und teuer das Ganze werden könnte...
Tittmoning - Zu mehr als einer Art Grundsatzbeschluss konnte sich der Tittmoninger Stadtrat am Dienstag (2. Juli) nicht durchringen: In der südlichen Wasservorstadt sollen ebenerdig Parkplätze entstehen, um den Stadtplatz danach etwas mehr von den Autos zu entlasten. 43 Stellplätze könnten es im Anschluss an den jetzigen Parkplatz werden, unter anderem dort, wo jetzt noch ein Tümpel liegt. Darauf einigten sich die Stadträte einstimmig. Doch darüber hinaus ist noch einiges ungeklärt.
Angebote für Schrägaufzug liegen bei bis zu 1,5 Millionen Euro
Eine Entscheidung, wie die neuen Parkplätze dann an den Stadtplatz angebunden werden, fiel nicht - obwohl das Thema schon voriges Jahr ausgiebig diskutiert wurde. Drei Beschlüsse zu verschiedenen Varianten lehnte der Stadtrat ab und vertagte das Thema. Möglich wäre ein Schrägaufzug, um die rund zwölf Meter Höhenunterschied hinauf zur Gabelsbergerstraße zu überwinden. Zwei Angebote liegen der Stadt dazu vor: von einer Firma aus der Schweiz mit 866.000 Euro brutto und einer österreichischen Firma, die den Lift für gut 1,5 Millionen Euro brutto bauen würde.
Zusätzlich könnte eine neue aufgeständerte Treppe den Stadtplatz mit der Wasservorstadt verbinden - Kostenpunkt: 125.000 Euro brutto. Weil auch die neuen Parkplätze mit gut 172.000 Euro veranschlagt werden, könnte das Gesamtprojekt also teuer werden. Ob Treppe oder Aufzug oder beides: Auf die Stadtverwaltung kommt jetzt eine Welle an Genehmigungen zu, die man einholen muss. Das verkompliziert das Ganze zusätzlich.
Springfrosch, Müll, Wasser und Denkmäler - jetzt kommen Auflagen und Genehmigungen
Den Tümpel in der Wasservorstadt würde die Stadt auf die gegenüberliegende Straßenseite, hin zum Siechenbach, „verlegen“ bzw. dort ein Ersatzgewässer schaffen. Denn eine artenschutzrechtliche Prüfung hat ergeben, dass dort der Springfrosch haust. Für den Frosch wird es eine naturschutzrechtliche Genehmigung brauchen, für das Ersatzgewässer eine wasserrechtliche Genehmigung. Eine Untersuchung hat darüber hinaus gezeigt: Im Bereich der geplanten Parkplätze ist Müll unter der Erde abgelagert. Weil dort dann kein Niederschlagswasser versickern darf, braucht es für den Abfluss des Regens eine wasserrechtliche Erlaubnis.
Die bürokratischen Hürden, die Tittmoning überspringen muss, gehen noch weiter. Der Bereich in der Wasservorstadt gilt als Überschwemmungsgebiet der Salzach. Deshalb muss die Stadt eine Genehmigung nach dem Wasserhaushaltsgesetz beantragen. Zu guter Letzt wird auch der Denkmalschutz ein Wörtchen mitreden: „Wegen möglicher Bodendenkmäler ist eine archäologische Baubegleitung erforderlich“, heißt es von der Stadt. Und wer weiß, wie lange sich das Projekt dann hinauszögert, wenn die Archäologen fündig werden sollten...
Schon in der Bürgerversammlung Anfang Juni drückte sich Bürgermeister Andreas Bratzdrum (CSU) bewusst vorsichtig aus: Eine „schrittweise Umsetzung“ des Parkplatzprojekts sei „ab 2025 möglich.“
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