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In Tittmoning ist der Parkplatzbau komplizierter als gedacht

Mit Stöckelschuhen über die Stahltreppe zum Stadtplatz? Diskussion um neue Parkplätze

Am Stadtplatz in Tittmoning sollen Parkplätze gestrichen werden
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Am Stadtplatz in Tittmoning sollen Parkplätze gestrichen werden

Scheitert der Plan jetzt an der Treppe? In der Stadtratssitzung in Tittmoning am Dienstag (7. Februar) wurde erneut die Parkplatzsituation debattiert. Der Wunsch: Ein perspektivisch autofreier Stadtplatz. Autofahrer sollen künftig unter anderem Ersatzstellplätze in der Wasservorstadt-Süd nutzen können: Darum sind einige Stadträte von den Entwürfen zur Umsetzung enttäuscht:

Tittmoning – „Es sollen wirklich gute Parkplätze werden, mit gewissem Komfort“, wünscht sich die zweite Bürgermeisterin Barbara Danninger (Freie Wähler). Und dass in der Wasservorstadt neue Parkplätze entstehen sollen, war am Dienstag bei der Stadtratssitzung auch unstrittig. Bei den Details zur Umsetzung wurde dann aber lange diskutiert:

„Wir müssen Alternativparkplätze schaffen“

Bereits 2021 hatte der Stadtrat Tittmoning einstimmig beschlossen, dass die Planungen für rund 40 neue Parkplätze in der südlichen Wasservorstadt fortgesetzt werden sollen. Bürgermeister Andreas Bratzdrum (CSU) fasste nun, zwei Jahre später, die Motivation zu Beginn des Themas nochmal zusammen: „Wir machen jetzt den ersten Schritt um den Stadtplatz mittelfristig zu entlasten. Dazu müssen wir Alternativparkplätze schaffen, bevor wir dann am Stadtplatz bestimmte Gebiete freistellen.“

Nur 18 Parkplätze in der Wasservorstadt möglich

Entsprechend enttäuscht waren einige Stadträte, als dann im Folgenden der Landschaftsarchitekt Michael Heintz die verschiedenen Möglichkeiten zur Parkplatzerweiterung in der Wasservorstadt präsentierte – nur 18 Stellplätze seien derzeit umsetzbar: „Wir sind davon ausgegangen, das werden 30 bis 35 Stellplätze und dann rentiert sich das auch.“ Stadtrat Hans Glück (Ökologische Liste) glaubt, es würde jetzt schwierig werden, wenn nur 18 entstünden, den Aufwand und den Wegfall der anderen zu rechtfertigen.

Die Ersatzstellplätze in Tittmoning: In der Wasservorstadt können vorerst lediglich 18 Stellplätze entstehen, um den Stadtplatz zu entlasten.

Eingeschränkte Möglichkeiten bei der Umsetzung

Was sind die Hindernisse, mehr Parkplätze in der Wasservorstadt entstehen zu lassen? Zum einen schränke der angrenzende Hang den Ausbau ein, so der Architekt Heintz. Zum anderen stünden ältere Bäume auf dem Grund, die möglichst nicht gefällt werden sollten. Auch das Budget, das bereits im Haushaltsplan festgelegt wurde, setzt bei der Umsetzung Grenzen: „Wir haben das auch schon im Haushalt veranschlagt und bei der Städtebauförderung 250.000 Euro angemeldet.“ Man rechne, so Bratzdrum, mit einer Förderübernahme von bis zu 50 Prozent.

Komfort beim Parken

Ein Thema war auch, warum einige bereits vorhandene Parkplätze in der Wasservorstadt nicht so gut frequentiert sind: „Ich merk selber, die vorn sind freundlicher gestaltet, da park ich lieber“ gab Barbara Danninger zu. Tatsächlich sei nicht nur die Lage der oft leeren Stellplätze schuld, erklärte Heintz: „Die mittleren Parkplätze sind sehr einfach gebaut. Nur eine Einfassungszeile des Asphalts, das ist jetzt für meine Begriffe fast zu wenig.“ Man würde ja auch mal gern etwas schicker gekleidet in die Stadt gehen wollen und dann nicht dreckig oben ankommen, gab Danninger zu bedenken.

„Stellplätze schaffen, die auch angenommen werden“

„Der Ansatz war, dass wir Stellplätze schaffen wollen, die auch angenommen werden“, und wenn man dann mit Halbschuhen, so der Bürgermeister, durch Pfützen waten müsse, wäre das schwierig: „Sonst kriegen wir die Leute nicht in die Wasservorstadt.“ Soweit so gut – komfortable Stellplätze, die gern genutzt werden sind also erwünscht. Bliebe das Problem mit der Anzahl.

Ostseite als Parkmöglichkeit: Umweltschutzbehörde dagegen

Eine Idee, um doch noch mehr Parkplätze zu schaffen kam von Stadtrat Markus Sailer (CSU):  „Auf der anderen Seite der Straße, mir ist klar, das sind Ausgleichsflächen, aber für mich wären das ideale Stellplätze.“ Die Rede ist vom Gebiet östlich der Straße. Andreas Bratzdrum sähe da auch Potential und erklärt, warum das bislang nicht möglich sei:  Wir haben mit der Städtebauentwicklung geredet, die waren auch nicht amused, aber die untere Umweltschutzbehörde will das absolut nicht.“

Die Neigung des Hanges wird zum Problem

Die Debatte war bereits über eine Stunde im Gange und die Nachricht, dass es derzeit nur 18 Stellplätze geben wird, gerade halbwegs verdaut – da wurde es zum Schluss nochmal unerwartet kompliziert: Wie kommen die Leute vom Parkplatz der Wasservorstadt zum Stadtplatz? Na klar, mit einer Treppe. Klingt einfach – ist es aber nicht: Heintz stellte drei Optionen vor, wie die circa 12 Meter Höhenunterschied überwunden werden könnten. Die erste wäre eine Variante ohne Stufen: „Da kämen wir auf 37 Prozent Neigung, das sagt mir schon, dass kann man vergessen.“ Aber auch die Möglichkeiten, eine Treppe zu errichten, seien begrenzt durch die Topographie: „Da müsste man sich zwei Meter in die Böschung graben. Dazu bräuchten wir Abstützungen und das würde die Kosten sprengen.“

Drei mögliche Varianten (dunkelblau), wie künftig Parkende von der Wasservorstadt zum Stadtplatz Tittmoning gelangen könnten. Alle drei Möglichkeiten sind wegen der Hanglage sehr steil.

Treppenabsatz kürzer als der Schuh

Man müsse auch, so Heintz, bedenken, dass bei so steilen Treppen, der Absatz der Trittstufe entsprechend eng ausfalle:  „Der Auftritt ist dann nur noch 29 Zentimeter breit. Hoch kein Problem, aber runter schwierig. Da ist dann der Treppenabsatz kürzer als der Schuh.“ Auch beim Material vom Treppenbau gebe es mehrere Optionen, so Heintz. Holz sei schnell rutschig und man müsse es auch gelegentlich erneuern. Eine andere Möglichkeit seien Stahltreppen, die sich auch in Teilen über den Hang spannen ließen.

„Wir müssen nicht für 100 Prozent der Leute eine Lösung finden“

Nicht nur für Menschen mit Handycap wären solche Treppen nicht machbar, verdeutlichte Maria Kellner (Freie Wähler):  „Mit Treppenabsätzen, die nur für Schuhgröße 37 möglich begehbar sind, das ist dann ja nochmal was anderes als eingeschränkte Leute.“ Sicherlich das Aus für Stöckelschuhe tragende Besucher. Bürgermeister Bratzdrum verweist aber darauf, dass die Schaffung der Parkplätze in der Wasservorstadt ja nur ein Anfang sei: „Wir müssen nicht für 100 Prozent der Leute eine Lösung finden. Es gibt ja auch junge Leute, die am Stadtplatz wohnen, die die Treppe gehen können.“

Treppenlift und Shuttlebus: Diskussion geht in zweite Runde

Weitere Vorschläge zur Treppenproblematik kamen unter anderem von Hans Glück, der nochmal die Liftoption ins Spiel brachte. Er verwies auf die Lösung der Stadt Traunstein mit dem Schrägaufzug am Karl-Theodor-Platz. Von Barbara Forster (Ökologische Liste) kam die Idee, das Problem mit öffetlichem Nahverkehr zu lösen:  „Man könnte ja auch einen Shuttlebus anschaffen, in Bad Birnbach braucht der nicht mal einen Fahrer.“ Der Bürgermeister war an dieser Stelle und nach fast zwei Stunden Debatte etwas konstatiert. Man habe das Thema seit 2019 vorliegen und es sei immer nach einer kurzen Anbindung von der Wasservorstadt zum Stadtplatz gefragt worden und so müsse er jetzt doch ein bisschen Emotionalität ins Spiel bringen.

Parkplätze nur der Anfang – Parkdeck soll Probleme lösen

Letztlich erklärte Bratzdrum, dass es darum ginge, jetzt möglichst viele Parkplätze zu schaffen. Das geplante Parkdeck im Norden stünde ja auch noch auf der Agenda und bis dahin müsse man Stück für Stück die Parkplätze vom Stadtplatz verlagern. Auch Dirk Reichenau (SPD) bestätigte die Pläne des Parkplatzbaus, er setze dann beim Parkdeck aber auf einen Lift. Auch monierte er den Zustand von vorhandenen Treppen, die „einfach mal wieder hergerichtet gehören“.

Parkplatz mit oder ohne Treppe?

Dass alle den Tittmoninger Stadtplatz attraktiver gestalten wollen, ist auch am Ende der Diskussion Konsens: „Es ist unser gemeinsames Ziel, den Stadtplatz autofrei zu bekommen, aber es ist noch nie so dargestellt worden, wie schwierig das ist.“ Glück meint damit die Einschränkungen der Stellplatzanzahl und die Komplikationen beim Treppenbau. Und auch Barbara Danninger wollte zu diesem Zeitpunkt nicht über Details zur Treppe abstimmen: Mein Vorschlag wäre, wir stimmen nur über die Parkplätze ab, über den Aufgang erst dann, wenn klar ist, ob mehr Parkplätze entstehen können.“ Abgestimmt wurde dann aber doch über beides: Dem Antrag, die Pläne der Parkplätze in der Wasservorstadt inklusive Treppe zu bauen, stimmten 11 Stadträte zu. Sieben Stadträte waren dagegen.

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