Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Spielsüchtige sollen mit Wucherzinsen erpresst worden sein

Hells-Angels-Prozess: Rätselhafte Beschattungsaktionen von Zivilpolizisten in Rosenheim

Ein 30-jähriges, angebliches Mitglied der „Hells Angels“ soll vor allem im Raum Rosenheim und Waldkraiburg Spielsüchtige erpresst haben.
+
Ein 30-jähriges, angebliches Mitglied der „Hells Angels“ soll im Raum Rosenheim und Waldkraiburg Spielsüchtige erpresst haben.

Mit wahrlichen Mafia-Methoden soll ein „Hells Angel“ aus Traunstein Darlehen mit irren „Strafzinsen“ an Spielsüchtige vergeben haben - über lange Zeit wurden Telefone abgehört und in Rosenheim wurden auch Zivilpolizisten auf den Angeklagten und seine Kumpanen angesetzt.

Traunstein/Rosenheim - Um einem 30-jährigen Mitglied der „Hells Angels“, wohnhaft in Traunstein, auf die Spur zu kommen, setzten die Ermittler auch Zivilpolizisten ein. Das wurde am Freitag (16. August) im Prozess vor dem Landgericht bekannt. Zwei der Zivilbeamten sagten als Zeugen aus und berichteten von den Beschattungsaktionen. Auch wenn diese eher unspektakulär abliefen, zeugen sie davon, dass man bei der Kripo ahnte, „dicken Fischen“ auf der Spur zu sein.

Zweimal überwachten die Zivilpolizisten den Golf des Angeklagten

Ohne in die Hintergründe eingeweiht zu sein, bekamen die Zivilfahnder den Auftrag, ein „relevantes Fahrzeug“ in Rosenheim zu beschatten: Ein silberner Golf, der an der Aral-Tankstelle an der Kufsteiner Straße in Rosenheim stehe, berichtete es einer der Zivilpolizisten. Nach einer gewissen Zeit seien zwei Leute zum Auto gegangen: nach der Personenbeschreibung wohl der Angeklagte und einer der Geschädigten. Er hat laut Staatsanwaltschaft von dem 30-Jährigen immer wieder fünfstellige Summen erhalten - und musste dagegen später 1000 Euro „Strafzinsen“ täglich zahlen, wenn der Betrag noch nicht beglichen war.

„Die beiden Personen blieben im Auto sitzen. Es war nichts Verdächtiges, keine Gefahrenlage“, erzählt der Zivilpolizist. Sein Auto parkte er dafür auf einem Nachbargrundstück, um weniger aufzufallen. „Wir haben die Sache zehn Minuten beobachtet. Dann erhielten wir den Auftrag, die Observation wieder abzubrechen.“ Verteidigerin Julia Weinmann zeigte sich verwundert, dass die verdeckten Ermittler völlig ohne Hintergrundwissen spontan zu solchen Überwachungsaktionen geschickt werden. „Auch das gehört zu unseren Aufgaben. Solche Fälle haben wir fast tagtäglich“, entgegnete der Zeuge.

„Wir sollten nur die grobe Fahrtrichtung mitteilen. Das war's“

In einem zweiten Fall wurden die Männer wieder auf den silbernen Golf des Angeklagten angesetzt. Diesmal parkte er beim McDonalds im Kolbermoorer Herto-Park. Drei Personen näherten sich, darunter wohl auch ein Komplize des „Hells Angel“. Der Zivilfahnder erzählt: „Wir haben unserem Kontaktpolizisten die Personenbeschreibungen mitgeteilt und sind dem Golf ein Stück nachgefahren. Wir sollten nur die grobe Fahrtrichtung mitteilen. Das war's.“ Was die Kripo mit den Beschattungen genau bezweckte, konnte am Freitag vor Gericht nicht geklärt werden. Der Ermittlungsführer der Kripo soll aber am nächsten Prozesstag am 6. September als Zeuge geladen werden.

Der Angeklagte sitzt bereits seit über einem Jahr in Traunstein in Untersuchungshaft. Er soll seit 2020 an zwei Männer immer wieder fünfstellige „Kredite“ mit völlig überhöhten Zinsen vergeben haben - im Wissen, dass die Männer spielsüchtig sind. Nach Ablauf gewisser Fristen setzte es dann irre „Verzugszinsen“ in Höhe von 1000 Euro täglich. „Der Angeklagte wusste, dass die Geschädigten das nie gänzlich zurückzahlen werden können“, sagte ein Ermittler der Kripo bereits. Schließlich wurde der finanzielle Druck auf die mutmaßlichen Opfer so groß, dass sogar Autos und auch ein Haus den Besitzer wechselten. Auch die Familien der Geschädigten seien finanziell ausgepresst worden.

Der Angeklagte und seine Komplizen seien Mitglieder der „Hells Angels“. Die Treffen mit den Geschädigten fanden angeblich in Waldkraiburg, Bayerisch Gmain, Salzburg und im Rosenheimer Raum statt - dort unter anderem in einem italienischen Lokal, das der Polizei als Treffpunkt der „Hells Angels“ schon länger bekannt ist. Der 30-Jährige ist angeklagt wegen besonders schweren Wuchers, räuberischer Erpressung und erpresserischem Menschenraubs. Ein Urteil wird erst im Dezember erwartet. (xe)

Kommentare