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Grassauer Bub kämpft gegen Blutkrebs

„Early High Risk“: Was das für Matteos (3) Chancen im Kampf gegen die Leukämie bedeutet

Matteo (3) aus Grassau kämpft gegen die Leukämie.
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Matteo (3) aus Grassau kämpft gegen die Leukämie.

Leukämie – diese schreckliche Diagnose erhielt der dreijährige Matteo aus Grassau Anfang März. Inzwischen hat die Chemotherapie begonnen und es gab einen Rückschlag. Mutter Jasmin über den schwierigen Kampf ihres tapferen Buben, tränenreiche Tage, eine Geburtstags-Party und die Hoffnung auf einen pinken Strand.

Grassau – Als Anfang März die schreckliche Diagnose „Akute Lymphatische Leukämie“ bei ihrem dreijährigen Sohn Matteo gestellt wurde, wusste Mama Jasmin Thiel schnell, dass in ihrem gemeinsamen Leben nichts mehr so wie vorher sein wird. Sechs bis neun Monate Chemotherapie-Qualen wurden dem Buben von den Kinderkrebs-Experten der Haunerschen Kinderklinik in München vorausgesagt, danach mindestens ein Jahr unbedingt nötige Erholung.

Achterbahnfahrt in der Chemotherapie

Von 90 Prozent Heilungschancen für den kleinen Jungen aus Grassau war die Rede. Es war schon schlimm genug für Jasmin Thiel, über die restlichen zehn Prozent nachdenken zu müssen. Nichts hatte sie jedoch auf die emotionale Achterbahnfahrt vorbereitet, die sie mit Matteo in den Wochen seit Beginn der Chemotherapie durchmachen muss. Zunächst schien alles nach Plan zu laufen, denn die Knochenmarkspunktion nach der ersten Chemo-Welle ergab, dass mehr Krebszellen als erwartet zerstört wurden.

Zwei Wochen später nach weiteren, enorm belastenden Antikrebs-Behandlungen für den Dreijährigen sah die Welt dann ganz anders aus. „Matteo ist in den Status Early High Risk eingstuft worden, weil nicht so viele Zellen kaputt gegangen sind, wie sich die Ärzte erhofft haben. Vorher war er No Risk, das bedeutet kein Risiko für einen Rückfall“, berichtet seine Mama dem OVB mit bebender Stimme. Sie fügt hinzu, dass sie diese Einstufung fast mehr getroffen hätte als Erst-Diagnose der Leukämie bei Matteo: „Mich hat das Ergebnis völlig aus der Bahn geworfen. Ich habe vier Tage durchgeweint.“

Der krebskranke Matteo mit seiner Mama Jasmin Thiel.

„Überlebenschance halbiert“?

Dann erzählt sie, was nach Auskunft der Ärzte hinter dem Begriff „Early High Risk“ steckt: „Die Überlebenschance ist eigentlich halbiert.“ Jetzt weint Jasmin Thiel im Gespräch. Nach ein paar Momenten hat sie sich wieder gefasst und beschreibt, welche Alternativen jetzt warten: „Im Worst Case, wird Matteo vom Early High Risk in den High Risk-Arm hochgestuft. Es kann im schlimmsten Fall passieren, dass die Chemo nicht anschlägt und dann andere Sache ausprobiert werden müssen wie Stammelzellen-Spenden.“ Allerdings hätten die Ärzte auch gesagt, dass „sie immer noch davon ausgehen, dass Matteo gesund wird.“

Trotzdem hat Jasmin Thiel die Kinderkrebs-Spezialisten gebeten, ihr solche niederschmetternde Nachrichten künftig vorher telefonisch zu übermitteln. „Ich möchte nicht, dass Matteo sieht, dass ich auch Angst habe“, sagt die Frau, die als Psychologin die Ergebnisse ihrer Reaktion auf eine zarte Kinderseele genau einschätzen kann: „Kinder springen ja dann gerne ein und wollen ihre Eltern retten. Deshalb will ich meine Sorgen lieber selbst mit mir ausmachen und dazu beitragen, dass Matteo alles positiver sieht. Er hat ja auch Angst, das merkt man ja auch.“

Matteo und Mama Jasmin kämpfen gemeinsam gegen die Leukämie.

Mit Fieber ins Krankenhaus

Zumal der kleine Junge kurz nach dem „Early-High-Risk-Schock“ auch noch Fieber mit 38,9 Grad bekam und stationär in die Klinik musste. „Damit haben wir eigentlich schon eher gerechnet. Das Immunsystem ist durch die Chemotherapie ja einfach geschwächt und dadurch kann es passieren, dass er bei einem leichten Infekt schon Fieber kriegt“, so Jasmin Thiel. Mit Antiobiotika könnten derlei Probleme allerdings relativ gut behandelt werden. Da die Mama selbst krank war, ging der getrennt lebende Papa mit Matteo in die Klinik München.

Ansonsten ist Jasmin Thiel in den vergangenen Wochen fast jeden Tag von Grassau im Achental mit ihrem Matteo nach München gefahren. „Durch die Baustellen jetzt auf der A8 dauert das meist zwei Stunden hin, zwei Stunden zurück. Der Termin in München dauert dann manchmal nur 15 Minuten.“ Trotzdem nimmt sie die anstrengenden Fahrten auf sich: „Man könnte auch sagen, dass es effizienter wäre, wenn er stationär in München wäre. Aber Matteo freut sich immer, wenn er nach Hause kann und in seinem Bett schlafen darf.“

Spendenaktion erfolgreich

Die Fahrten werden von einem örtlichen Taxiunternehmen übernommen, die Kosten bis auf einen 10-Euro-Selbstkosten-Anteil für die erste und letzte Fahrt trägt glücklicherweise die Mercedes-Benz BKK. Deshalb musste Jasmin Thiel die durch die Spendenaktion bei GoFundMe hereingekommenen gut 25.000 Euro bis auf den Kauf von Mückenntezen für die Dachschrägen-Fenster in Matteos Zimmer noch nicht antasten. Aber es ist ja auch der Beginn eines langen Kampfes für sie und ihren kleinen Sohn.

Was ihr in der gerade sehr schwierigen Situation Hoffnung macht, ist die Unterstützung vieler Menschen. Zum Beispiel die Hilfe von Nachbarn, die als onkologische Physiotherapeuten arbeiten und für Matteo extra immer wieder neue Übungen zusammenstellen. Vor allem aber ist Jasmin Thiel von der inneren Kraft ihres kleinen Sohns begeistert, trotz der schlimmen Nebenwirkungen von Chemotherapie und begleitenden Medikamenten wie Cortison. „Er ist einfach ein Kämpfer, er steht trotzdem auf, er probiert es immer. Obwohl er völlig erschöpft ist, versucht er in den zweiten Stock hochzulaufen.“

Geburtstag am 6. Juni und eine riesige Party?

Auch mit einem Kita-Freund hat er sich neulich getroffen, obwohl die Angst beim geschwächten Matteo groß war, dass er bei den gemeinsamen Aktivitäten nicht mit seinem Kumpel mithalten kann. Aber es sind genau solche Momente, die dem tapferen Buben neue Energie geben. Genau wie sein am 6. Juni anstehender vierter Geburtstag: „Er redet ständig darüber. Er wünscht sich eine riesige Party mit Luftballons und hofft, dass Oma und Opa auch kommen. Die wohnen bei Magdeburg“.

Ob Matteos Wünsche in Erfüllung gehen, hängt vor allem davon ab, wie die Chemotherapie weiter verläuft. Er ist schon jetzt zwei, drei Wochen hinter dem Zeitplan zurück. Zudem ist unklar, ob er an seinem Geburtstag auch wirklich wieder gesund ist und seine liebsten Kita-Freunde auch. Nur dann dürfen sie zu Matteos Geburtstags-Sause kommen. „Das große Problem ist, dass man derzeit einfach nichts planen kann. Es kann sich von einem Moment auf den anderen alles ändern“, sagt Jasmin Thiel.

Matteo ist ein kleiner Genießer - nicht nur in Sachen Party und Urlaub.

Märchenpark - und dann ein pinker Strand

Sie denkt darüber nach, Matteos Geburtstag im Marquartsteiner Märchenpark zu feiern. Die Ansteckungsgefahr ist in dem weitläufigen Park nicht so groß und Matteo liebt die Attarktionen dort. Der (noch) Dreijährige hat auch genaue Vorstellungen, was er alles machen will, wenn er wieder ganz gesund ist. Mama Jasmin: „Als Allererstes will er auf die Kampenwand fahren, dann möchte er erst mal für ein paar Monate am Strand sein. Er hat schon ein Bild gemalt, wie es dort aussieht am pinken Strand. Und er hat dann auch schon mal nachgeschaut, was für Schnorchelmasken es für ihn gibt.“

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