Im Urlaub verschwunden
Wo ist Familien-Katze Kira? Andreas fährt 1500 km für Suche im Achental: „Habe keine Ruhe mehr“
Es sollte ein schöner Urlaub für die Familie Hermann aus Nordrhein-Westfalen im Achental werden – mit ihren zwei Kindern, dem Hund und der Katze. Doch dann verschwand Katze Kira und eine dramatische Suche begann. Wer hat sie gesehen?
Staudach-Egerndach – Der Start in den ersten Urlaub der Familie Hermann in Bayern verlief traumhaft. „Es war Superwetter, wir haben Sightseeing gemacht, waren am Chiemsee und an einem Wasserfall“, erzählt Andreas Hermann aus Beckum in Nordrhein-Westfalen. Auch die Unterkunft in einem Appartment mit Balkon im Gasthof zum Ott in Staudach-Egerndach gefiel den Eltern und ihren beiden Buben (12 und 14) gut. Auch ihr Hund, ein Beagle, und die schwarze Familien-Katze Kira fühlten sich in der Urlaubs-Unterkunft im Achental wohl. Bis sich am verhängnisvollen Mittwoch, den 23. April, gegen 10:30 Uhr plötzlich alles änderte.
„Kira war nicht mehr da“
„Wir sind in die Wohnung zurückgekommen und Kira war nicht mehr da. Sie muss über den Balkon weggelaufen sein, wir hatten das Fenster zum Lüften aufgemacht“, berichtet Andreas Hermann. Das Appartment befindet sich im zweiten Stock, etwa fünf Meter über dem Boden. Also vermutete die Familie zunächst, dass ihre eigentlich eher ängstliche Katze nicht vom Balkon heruntergesprungen sei und sich stattdessen im Nachbar-Appartment verstecken könnte. Erst am Abend war der junge Mann im nächsten Zimmer wieder da – doch Kira blieb verschwunden.
„Ganz ehrlich: Von da an war der Urlaub im Arsch. Wir haben unsere Katze den ganzen Donnerstag gesucht. Ich bin sogar nachts aufgestanden und durchs ruhige Dorf gegangen. Freitags mussten wir dann abreisen“, schildert Andreas Hermann. Zuvor war die Familie jedoch in den Drogeriemarkt gegangen und hatte Suchzettel mit dem Foto ihrer geliebten schwarzen Katze mit einem kleinen weißen Fleck auf der Brust ausgedruckt. Es gab jedoch trotz all dieser Bemühungen keine Hinweise auf den Verbleib von Kira. Also machte sich die Familie schweren Herzens auf den etwa 750 km langen Rückweg aus Staudach-Egerndach in ihre Heimat im fernen Nordrhein-Westfalen.
„Kira ist ein Familienmitglied“
Doch das mysteriöse Verschwinden ihrer Katze im Urlaub ließ die ganze Familie nicht mehr ruhig schlafen. „Ich habe einfach keine Ruhe mehr und so geht es allen. Man fragt sich imerzu: Ist sie verletzt, braucht sie Hilfe, hat sie vielleicht Hunger?“, so Andreas Hermann: „Das ist ein Gefühl, als wenn ein Kind verschwunden ist. Kira ist einfach ein Familienmitglied.“
Diese besondere Herzensbeziehung zwischen den Hermanns und Katze Kira erklärt sich auch aus ihrer ganz speziellen gemeinsamen Geschichte. Im Juni 2024 waren im Schrebergarten der Schwiegereltern von Andreas Hermann drei kleine Kätzchen aufgetaucht, verlassen von ihrer Mutter. Die Familie versuchte sie mit einem Milchfläschchen aufzuziehen. Zwei Katzen überlebten ohne Muttermilch nicht, aber Kira schaffte das Wunder. Für elf Monate gehörte sie zur Familie und wenn die beiden Jungs der Hermanns nach Hause kam, leckte sie ihnen immer die Nase ab.
Vater fährt 1500 km für erneute Suche
All das fehlt nun seit dem 23. April und die Familie wollte das so einfach nicht akzeptieren. Also machte sich Vater Andreas am langen Wochenende um den 1. Mai von Beckum in Nordrhein-Westfalen noch einmal auf den Weg nach Staudach-Egerndach. Allein. 750 km hin, 750 km zurück, insgesamt 1500 km auf der Autobahn für Kira: „Ich habe drei Tage nichts anderes gemacht, jede Nacht bis eins oder zwei. Ich habe Suchzettel in jedem Briefkasten im Umkreis geworfen, die Felder abgesucht, bis ich Blasen an den Füßen und Muskelkater hatte.“
Seine außergewöhnliche Such-Aktion erregte Aufsehen, eine Frau aus dem Ort beteiligte sich ungefragt mit ihrer Tochter. Sie klopften an Haustüren, suchten Keller und Scheunen ab. Sogar die nahegelegenen Tierheime wurden informiert. „Aber Kira blieb vom Erdboden verschluckt“, so Hermann.
Hinweise erbeten: Wo ist Kira?
Falls Sie die kleine, schwarze Katze Kira mit einem weißen Fleck auf der Brust gesehen haben oder Hinweise über Ihren Verbleib haben, melden Sie sich bitte bei uns. Zuschriften per E-Mail an lars.becker@ovbmedia.de oder postalisch an die Redaktion der Chiemgau-Zeitung, Geigelsteinstraße 7, 83209 Prien am Chiemsee.
Die Hoffnung auf ihre Rückkehr hat die Familie trotzdem nicht aufgegeben. Schließlich trägt Kira ein auffälliges orangenes Halsband, auf der Name und Telefonnummer der Familie eingraviert sind. Zudem ist die Katze gechipt, womit auch auf diese Weise die Verbindung zu ihren Eigentümern hergestellt werden kann. Andreas Hermann zermartert sich weiter den Kopf, wohin Kira verschwunden sein könnte. Inzwischen hält er es für wahrscheinlich, dass sie doch vom Balkon heruntergesprungen sein könnte.
Gibt es ein Wunder?
Vielleicht ja sogar auf die Ladefläche eine LKW‘s die ab und zu unter dem Balkon des Gasthofes parkten. „Da waren zum Beispiel Anliefer-Fahrzeuge mit Bettwäsche, die da gehalten haben. Kira ist sehr klein für ihr Alter, vielleicht hat sie einfach niemand bemerkt“, so Hermann. Er klammert sich mit seinen Liebsten zudem an die Hoffnung, dass sich ihre „Wunder-Katze“ auf den 750 km langen Weg vom Achental nach Beckum in Nordrhein-Westfalen gemacht haben könnte. Sein Vater habe einmal eine ähnliche Geschichte erlebt – damals lief die Familien-Katze allerdings nur 20 km nach Hause.
„Katzen haben einen speziellen Sinn, mit dem sie nach Hause finden“, so Andreas Hermann: „Da gibt es die unglaublichsten Storys.“ Und vielleicht ein Happyend nach dem Albtraum um Kira?


