Bad Aiblinger Bub leidet an Gehirntumor
Maxi (6) muss Ostern erneut in der Klinik feiern – Doch spezielle Therapie macht Hoffnung
Es ist sein drittes Osterfest auf der Krebsstation – und dennoch ist Maxi Schmidt (6) aus Bruckmühl, der an einem Hirntumor leidet, voller Lebensfreude. Zumal eine spezielle Therapie jetzt die Hoffnung für den schwerkranken Buben nährt.
Bad Aibling – Seit drei Jahren kämpft der kleine Maxi Schmidt (6) aus Bad Aibling gegen eine heimtückische Krebserkrankung an. Demnächst steht im Rahmen des Therapieplans ein entscheidender Schritt bevor. Maxi erhält Stammzellen von seiner Mutter. Ostern verbringt der Bub heuer schon das dritte Mal in seinem noch jungen Leben in der Klinik.
Es war ein Tiefschlag für das Kind und seine Eltern Florian (40) und Maria Schmidt (37). Nachdem die Folgen des bei ihm im April 2022 diagnostizierten Neuroblastoms in der linken Nebenniere, das Metastasen im ganzen Körper gebildet hatte, nach rund eineinhalb Jahren Therapie überwunden zu sein schienen, folgte im Oktober 2024 die nächste Schockdiagnose: Gehirntumor.
Zum zweiten Mal den Kampf gegen die tükische Krankheit aufgenommen
Seit diesem Rückschlag hat der Sechsjährige zum zweiten Mal den Kampf gegen diese Geißel der Menschheit aufgenommen. Operation, Chemotherapien, ein Bestrahlungszyklus in einer Heidelberger Spezialklinik, dazu jede Menge belastende Untersuchungen - Maxi hat auch diesmal die gesamte Palette der medizinischen Eingriffe relativ klaglos über sich ergehen lassen.
Seine Kette mit sogenannten Mutperlen, auf die er sehr stolz ist, hat wie beim ersten Behandlungsmarathon bereits wieder eine beachtliche Länge erreicht. In der Haunerschen Kinderklinik in München, in der Maxi vorwiegend behandelt wird, erhält jedes krebskranke Kind eine solche Kette. Die Mutperlen weisen unterschiedliche Farben auf, jede steht für einen überstandenen, nicht selten sehr belastenden Therapieschritt.
„Nichtstun ist für uns keine Option. Das wäre das sichere Todesurteil für unser Kind“, hat Maxis Mutter gesagt, als ihr Sohn zum zweiten Mal schwer erkrankte. Aktuell sehen Florian und Maria Schmidt wieder Anzeichen für Hoffnung, obwohl die Ärzte die Überlebenschancen des Buben nach der Diagnose des Gehirntumors „mit weniger als 50 Prozent“ einstuften.
Diese Hoffnung fußt vor allem auf der Tatsache, dass die Mediziner bei der jüngsten Kontrolluntersuchung des Kindes keinen Nachweis auf noch vorhandene Krebszellen entdeckten. „Deshalb haben sie uns gesagt, jetzt wäre ein ideales Zeitfenster für eine Transplantation, weil aufgrund der medizinischen Gesamtsituation aktuell die besten Erfolgsaussichten bestehen“, sagt Maria Schmidt.
Über die Osterfeiertage erhält Maxi deshalb zur Vorbereitung auf den Eingriff, der in der Universitätsklinik Tübingen vorgenommen wird, nochmals eine Chemotherapie, die er stationär in der Haunerschen Kinderklinik absolvieren muss. Dann steht eine kurze Erholungsphase zu Hause auf dem Programm, ehe etwa Mitte Mai der Krankenhausaufenthalt in Tübingen startet. Mindestens sechs Wochen muss der Sechsjährige dann streng abgeschottet in einem Einzelzimmer verbringen.
Stichwort „haploident“: 50 Prozent Übereinstimmung
Als „haploidente Stammzellen-Transplantation“ bezeichnet man die Verwendung eines verwandten Spenders, der im Bereich der HLA-Gene (humanes Leukozytenantigen) zu 50 Prozent mit dem Empfänger übereinstimmt. Eltern, Kinder und Geschwister kommen bevorzugt als haploidente Spender infrage. Die Medizin greift auf dieses Verfahren zurück, wenn kein HLA-identischer Spender vorhanden ist.
Der Grund für die nahezu vollständige Isolation, die selbst den Eltern in der Regel nur die Möglichkeit bietet, hinter einer Glasscheibe mit ihrem Kind Kontakt aufzunehmen: Ehe Maxi neue Stammzellen in einem sogenannten „haploidenten Übertragungsverfahren“ erhält, muss sein komplettes Immunsystem völlig zerstört werden. „Da ist äußerste Vorsicht geboten. Selbst jeder an sich relativ harmlose Krankheitserreger kann während dieser Phase für ihn zu einer tödlichen Gefahr werden“, weiß Vater Florian Schmidt.
Was die Behandlung in Tübingen betrifft, haben die Eltern volles Vertrauen in die Klinik. „Die Ärzte dort nehmen seit 15 Jahren Stammzellenübertragungen bei Kindern vor. Zudem haben sie eine Studie mit einem Beobachtungszeitraum von zehn Jahren erstellt, die jede Menge Erfahrung im Umgang mit genau dem Krankheitsmuster ausweist, das auf Maxi zutrifft: Neuroblastom mit Rezidiv, also mit Rückfall“, begründet Maria Schmidt ihre Zuversicht auf einen Erfolg der Behandlung.
Vieles gegeneinander abgewogen
„Es ist eine Chance, die wir nutzen müssen. Wir haben uns viele Informationen eingeholt und vieles gegeneinander abgewogen. Jetzt müssen wir mit unserem Ja zur Transplantation leben können, und das können wir trotz aller damit verbundenen Risiken“, sagt Maxis Mama. Die Ärzte gingen statistisch davon aus, dass sich die Überlebenschance des Kindes durch diese Therapie um etwa 50 Prozent erhöht.
Papa Florian Schmidt spricht von „einem wochenlangen Prozess zur Entscheidungsfindung“, den er und seine Frau auch mit der Psychologin erörtert hätten, die die Familie seit Maxis schwerer Erkrankung begleitet. „Egal, was passiert, wir wissen, dass wir verantwortlich gehandelt haben“, untermauert er die Feststellung seiner Frau.
Auch negative Auswirkungen durch die Therapie möglich
Zahlen, die die beiden weniger gern hören, blenden sie dabei nicht aus. Bei etwa fünf Prozent liegt die Gefahr, dass der Bub die Behandlung nicht überlebt. Mit fünf bis zehn Prozent beziffern die Onkologen die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Abstoßungsreaktionen kommt. Relativ häufig treten nach der Transplantation Erscheinungsformen der sogenannten „Graft-versus-Host-Erkrankung“ (GvHD) auf, die grundsätzlich heilbar ist, aber auch chronisch werden kann.
Folgen von GvHD können beispielsweise entzündliche Veränderungen des Lungengewebes sein, die zu Reizhusten und Atemnot führen. Auch von Muskel- und Gelenkschmerzen nach einem solchen Eingriff wird berichtet. Dass Maxi die benötigten Stammzellen von seiner Mama erhält, hat einen einfachen Hintergrund. „Wir wären beide geeignete Spender gewesen. Weil mein Mann drei Jahre älter ist als ich, haben sich die Mediziner für mich entschieden“, erläutert Maria Schmidt.
Viel Energie verlangt der Familie nicht nur die seit drei Jahren andauernde Beschäftigung mit medizinischen Fragen ab. Aktuell ist es für die Schmidts auch keine ganz einfache Aufgabe, Maxis Klinikaufenthalt an den Feiertagen mit einem schönen Osterfest für seine beiden Brüder Moritz (4) und Ludwig (3) in Einklang zu bringen. „Die Krankheit beeinträchtigt das Leben der gesamten Familie“, bringt Florian Schmidt die Gesamtsituation auf einen kurzen Nenner.
Was die Behandlung in Tübingen betrifft, ist sie jenseits des Hoffens und Bangens mit einem organisatorischen Problem verbunden, welches das Ehepaar bisher nicht lösen konnte. Die Eltern suchen für sich, Maxis Brüder und die Großeltern für die Zeit von etwa Mitte Mai bis Mitte Juli eine bezahlbare Wohnung in der Stadt oder einem Umkreis von etwa 30 Kilometern. Eine Unterbringung im Ronald McDonald-Haus in Kliniknähe ist wegen des Platzbedarfs für alle Familienmitglieder leider nicht möglich.
Suche nach einer Wohnung in der Region Tübingen
„Es ist die beste Lösung, wenn wir alle beisammen sind und Maxi in dieser schweren Zeit gemeinsam Halt geben. Wir möchten als Familie nicht wieder relativ lange auseinandergerissen werden, wie das in der Vergangenheit schon häufig genug der Fall war“, betont Maria Schmidt. Sie ist sehr dankbar, dass ihre Eltern mit nach Tübingen kommen und sie und ihren Mann bei der Kinderbetreuung und den Alltagsaufgaben unterstützen. „Auch Maxi legt großen Wert auf die Nähe von Oma und Opa“, sagt die Mama.
Wenn die Suche nach einer passenden Bleibe bisher auch nicht erfolgreich war, aufgeben ist für das Ehepaar auch in diesem Punkt keine Option. „Wir schauen halt weiter. Irgendetwas werden wir schon finden“, hofft Maria Schmidt. Falls jemand aus der Region Kontakte nach Tübingen hat und der Familie bei der Wohnungssuche helfen kann, wäre sie sehr dankbar. „Wir freuen uns über jedes Angebot oder jeden Tipp“, so Florian Schmidt. Die Eltern haben hierfür mittlerweile sogar eine eigene Mail-Adresse eingerichtet. Hinweise nehmen sie unter maxiskampf@gmx.de entgegen. Irgendwie auch eine passende Bezeichnung dafür, wie der kleine Bub sein Martyrium auf sich nimmt.
