Wenn man Schwammerl sucht und Bären findet
Bärensichtung in Siegsdorf: „Gerannt wie noch nie in seinem Leben“
„Er hatte ja auch kein Handy dabei“, antwortet Martha Kapela auf die Frage, ob ihr Freund denn ein Foto vom Bären gemacht hätte. „Nein, damit rechnet man ja nicht.“ Ihr Freund hatte sich Montagabend (16. Oktober) gegen 18 Uhr nochmal aufgemacht, um im Wald Schwammerl zu suchen. Aufgeregt und außer Atem, kam er dann zurück.
Siegsdorf – „Er war schwarz, groß und hatte einen runden Rücken.“ Martha Kapelas Freund beschreibt ihr gleich nach der erschreckenden Begegnung im Wald die Details. Er ist sich fast sicher - es war ein Bär. Martha Kapela entscheidet sich dazu, die Sichtung zu melden, denn „einige hätten ja noch ihre Schafe und Kälber draußen.“
Der letzte Bär im Landkreis wurde von Zug überfahren
Bereits im Mai hatte die Anwesenheit eines Braunbären im Landkreis für Panik und hitzige Debatten um die Rückkehr der großen Beutegreifer gesorgt. Eine Wildtierkamera hatte das Tier damals eingefangen. Der Bär wanderte von Sudelfeld über Siegsdorf im Chiemgau bis nach Berchtesgaden, bis er schließlich in Schwarzach in Pongau von einem Zug erfasst und getötet wurde.
Erneut Sichtungen im Chiemgau
Jetzt mehren sich erneut Sichtungsmeldungen im Landkreis: Laut der Münchner Abendzeitung (AZ) haben letzte Woche mehrere Leute davon berichtet, einen Bären gesehen zu haben. Zwei Wanderinnen hätten am Gipfel des Weitlahnerkopfes bei Schleching ein Tier beobachtet. Am Wochenende sei laut AZ eine weitere Sichtung im Schlechinger Ortsteil Raiten gemeldet worden. Beides konnte bislang aber nicht bestätigt werden. Zu schlechte Fotos, bislang keine verifizierbaren Spuren.
Bär mehr gehört als gesehen: „Bleib weg“
Auch der Freund von Kapela ist sich nicht zu tausend Prozent sicher: „Der hat ihn nicht in voller Größe
gesehen, sondern nur den Körper.“ Es habe ja auch schon die Dämmerung eingesetzt, er sei erst gegen 18 Uhr im Ortsteil Hammer aufgebrochen. „Aber er hat einen Warnlaut abgegeben.“ Gemeint ist der Bär. Kapelas Freund versteht es als deutliche Ansage: „Er war dann auch erstarrt vor Angst, weil der Bär in dem Moment auch brüllte. Er meinte, das hat sich angehört wie -bleib weg-“
Schockstarre und dann Sprint: Nichts wie weg
Dann sei er „gerannt wie noch nie in seinem Leben“, gibt Kapela die Erzählung ihres Freundes wieder. Nach der ersten Schockstarre sei er ganz langsam rückwärts gegangen und erst dann habe er zu laufen begonnen: „Er war wohl innerhalb einer Minute vom Berg runter, wahrscheinlich hat er einen Rekord aufgestellt.“
Landesamt für Umwelt prüft jetzt die Sichtung
Sie hätten das Ganze dann der Polizei gemeldet, die die Sichtung an das Bayerische Landesamt für Umwelt (LFU) weitergegeben hätten. Vom Pressesprecher des LFU heißt es dann auch auf Anfrage von Chiemgau24: „Die Meldung ist bei uns eingegangen. Es wird jemand von uns beauftragt, das zu überprüfen. Dem Ganzen wird unmittelbar nachgegangen werden.“
Sichtung ohne Foto im Dämmerlicht: LFU sucht jetzt nach deutlichen Beweisen
Am Telefon hätte das Landesamt für Umwelt Martha Kapela gesagt, es könne sich auch um einen Hirsch gehandelt haben. Diese gäben ähnliche Brülllaute von sich. Daraufhin haben sich Martha und ihr Freund sogar Tierlaute im Internet angehört, um Hirsch- und Bärenbrüllen zu unterscheiden. Sie glauben immer noch, es war ein Bär. Aber auch Kapela sei wichtig, jetzt die Fachleute vor Ort prüfen zu lassen, ob es wirklich ein Bär war: „Menschen haben ja auch manchmal Sinnestäuschungen.“ Sie gehen jedenfalls erstmal nicht mehr Schwammerl suchen.