Ergebnis der genetischen Untersuchung liegt vor
Nachgewiesen: Alpaka in Übersee und Reh in Grassau wurden von einem Wolf gerissen
Was den Wolf angeht, war es einige Monate ruhig in der Region. Doch nach der genetischen Untersuchung der Proben von einem gerissenen Alpaka aus Übersee und einem Reh aus Grassau steht fest: Er ist wieder unterwegs. War es in beiden Fällen derselbe Wolf?
Übersee/Grassau – Innerhalb von nur drei Wochen wurden zwei tote Tiere aufgefunden: Das erste war ein Alpaka in Übersee. „Der Tierkörper war aufgerissen, weshalb auch die Gutachter des ‚Netzwerks Große Beutegreifer‘ – also Personen des Wildtiermanagements am Landesamt für Umwelt (LfU) – vor Ort waren“, so das Landratsamt Traunstein zum Fund am 14. März.
Am 5. April dann der nächste Riss in Grassau. Dieses Mal hatte ein Jäger in der Nähe des Golfplatzes ein Reh gefunden, dass Wildfraß aufwies. Auch hier wurden Fotos gemacht und Proben genommen. Bis zur Auswertung listet das LfU solche Risse als Verdachtsfälle für einen großen Beutegreifer – also Bär, Wolf oder Luchs – auf. Nach der genetischen Untersuchung der entnommenen Proben steht nun fest: Beide Male war es ein Wolf. Das LfU nennt die beiden Fälle auf seiner Seite inzwischen unter dem Wolfsmonitoring.
„Keine Individualisierung“ beim Riss des Alpakas
Auf Anfrage teilt das LfU gegenüber chiemgau24.de mit, dass es sich bei dem Rehriss um einen bisher in Deutschland nicht nachgewiesenen Wolf handle. Die Nähe der beiden Fundorte zueinander legt den Verdacht nahe, dass es sich bei beiden Rissen um ein und denselben Wolf handeln könnte.
Hierzu erklärt das LfU, dass für den Fall des Alpakas keine Individualisierung erfolgen konnte, „da in den Proben nicht ausreichend DNA des Verursachers für die weiterführende Analyse vorgefunden werden konnte. Somit können wir keine Aussage dazu treffen, ob es sich in beiden Fällen um dasselbe Tier handelte.“
Proben sind oft verunreinigt
Proben von Rissen werden vom LfU immer an das Senckenberg Institut bei Frankfurt zur Auswertung geschickt. Wird einer der großen Beutegreifer nachgewiesen, steht dem betroffenen Tierhalter ein Schadensausgleich zu. Dass Proben nicht brauchbar oder ausreichend sind, kommt immer wieder vor. Gabi Thanbichler, die Wolfsbeauftragte des Bauernverbandes in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land, hat in einem Interview erläutert, dass der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle spielt. „Wenn es etwa schüttet wie aus Eimern und das Tier liegt stundenlang, dann ist es irgendwann ausgeschwemmt.“
Das LfU versuche, Riss-Meldungen innerhalb von 24 Stunden abzuarbeiten. „Wenn ich einen Riss erst am Folgetag melde und das LfU noch einen Tag später kommt, dann wird es schwierig. In der Zwischenzeit kann es schon eine Zweitnutzung durch andere Tiere und damit Verunreinigungen geben.“
Die Größe der Beute ist für einen Wolf nicht ausschlaggebend
Manch einer mag sich wundern, dass ein doch recht großes Tier wie ein Alpaka von einem Wolf gerissen werden kann. Alpakas erreichen eine Schulterhöhe von bis zu einem Meter. Von Kopf bis Fuß können sie eineinhalb Meter messen. Obwohl sie damit größer sind als ein Wolf mit durchschnittlich 80 Zentimetern Schulterhöhe, hat ein Wolf dennoch leichtes Spiel mit ihnen.
Alpakas sind friedliche Nutztiere, die nicht über die gleichen Verteidigungsmechanismen verfügen wie wilde Beutetiere. Wölfe nutzen häufig Überraschungsangriffe. Sie greifen Tiere an, die etwa alleine sind oder die sich nicht bewusst sind, dass ein Beutegreifer in der Nähe ist. In ihrer Heimat, den Anden, haben Alpakas neben dem Puma auch den Schakal als natürlichen Feind. Dieser ist deutlich kleiner als ein Wolf.
mf