Alpakastall in Inzell
„Alpakas machen süchtig“ - Warum die flauschigen Tiere auch bei uns immer beliebter werden
Riesige Augen, samtige Haare, niedliche Schnäuzchen - Alpakas: Wer sie sieht, will sie knuddeln. Aber das mögen sie eigentlich gar nicht so gern, erklärt Monika Bauregger vom Alapakastall Inzell. Warum die „Tiere für die Seele“ trotzdem süchtig machen und worauf man bei der Haltung achten muss:
Inzell – Ein kalter Wind fegt in starken Böen über das Tal, eingesäumt von schneebedeckten Gipfeln. Auf noch spärlich bewachsenen Wiesen grasen Alpakas: Wir sind nicht in den Anden in Südamerika, sondern im heimischen Inzell. Monika Bauregger hat uns zu sich und ihren Alpakas eingeladen. Chiemgau statt Chile - die Tiere fühlen sich scheinbar auch bei uns recht wohl?
„Ich war ja selber schon in Chile. Erstaunlich, wie die Alpakas dort überleben können. Da gibt es nur Stauden, kein Gras oder Moos. Aber es gelingt ihnen.“ Die Kälte, erklärt Monika Bauregger, sei in Peru und Chile, den Herkunftsländern der exotischen Nutztiere, trockener als bei uns. In den 15 Jahren, in denen sie Alpakas halten, gab es sogar mal Minus 25 Grad: „Da ist dann eine Grenze erreicht, da haben wir dann auch Wärmelampen im Stall, sonst frieren die.“
Steckbrief Alpakas:
Alpakas ( Vicunja pacos ) gehören innerhalb der Familie der Kamele ( Camelidae ) zur Unterordnung der Schwielensohler.
Alpakas sind Fluchttiere, sie leben in Herden. Es ist verboten, Tiere einzeln zu halten!
Herkunft: Chile, Peru, Bolivien
Ursprung: Eine Wildform der Lamas
Körpergröße: Stute: 75 -95 cm; Hengst: 80 - 100 cm
Gewicht: Stute: 50 - 70 kg ; Hengst: 60 - 90 kg
Tragzeit der Stute: ein Jahr
Lebenserwartung: Bis zu 22 Jahre
Alpakas gelten nicht als Wiederkäuer, da sie nur 1 Magen haben, der aus 3 Kompartimenten besteht. Wiederkäuer haben der Definition nach 4 und mehr Mägen.
Alpakas: „Sie sind sehr scheu, aber auch sehr neugierig“
Wir stehen mit Monika im Stall, umringt von einigen Alpakadamen. Und so interessant auch die Informationen zu Haltung und Pflege von Alpakas sein mögen: Monika konkurriert mit der Anwesenheit der wohl niedlichsten Lebewesen, die wir je gesehen haben. Und sie umringen uns nicht nur aufmerksam, eines beginnt noch während des Interviews an meiner Tasche zu schnuppern: „Sie sind sehr scheu, aber auch sehr neugierig“, grinst Monika. Aber jetzt nochmal von vorn: Warum hat Monika hier mitten in Oberbayern 30 Alpakas stehen und nicht Pferde oder Kühe?
„Wir brauchen fünf für die Seele“ - Wie die Baureggers süchtig wurden
Angefangen habe alles mit dem Wunsch ihrer Schwester, noch eine weitere Tierart zu halten, aber eben keine Pferde. Monika war früher einmal in Chile gewesen und da fielen ihr die niedlichen Alpakas wieder ein: Gesagt, getan, zusammen mit ihrer Schwester wurden die ersten Tiere angeschafft - jede zwei. Danach allerdings verselbstständigte sich das Ganze ein bisschen:
„Mein Mann und ich haben dann festgestellt, dass uns zwei zu wenig sind. Wir brauchten fünf für die Seele.“ Für die Seele haben letztlich dann auch fünf nicht gereicht, der Alpakastall der Baureggers zählt derzeit 30 Stuten, Hengste und Wallache: „Alpakas machen süchtig“, habe mal jemand zu Monika gesagt. Das könne sie jetzt bestätigen. Was ist denn außer, dass die Tiere wirklich einen sehr hohen Niedlichkeitsfaktor aufweisen, so toll an den Tieren? Die Baureggers haben da eine lange Liste an Argumenten:
Weniger is(s)t mehr - der Speiseplan der Exoten
So seien Alpakas unkompliziert und mit wenigen Mitteln zu halten - pflegeleicht und angenehm im Umgang. Da fragen wir nach: Was fressen die eigentlich? Monika hat ja schon zu Beginn des Interviews von den kargen Staudenlandschaften in Chile berichtet. Aber bei uns? Was steht in Inzell auf dem Speiseplan der Alpakas?
„Alpakas sind eigentlich total pflegeleicht, sie brauchen Heu und Wasser zur freien Verfügung.“ Im Sommer fressen sie natürlich auch das Gras auf der Wiese. Bei uns sei das Gras natürlich im Vergleich recht üppig, weshalb der erste Schnitt gesünder sei für die Tiere. Da ist das Heu dann gröber, das würden sie aber natürlich nicht so gern fressen wie das feinere. Außerdem bekommen die trächtigen Stuten bei Monika zusätzlich unter anderem auch noch Luzernenheu und „ein bisschen Leinenpellets.“
Stress schlägt sich auch bei Alpakas auf den Magen
Was den Tieren gar nicht guttut, betont Monika und sogar für die Gesundheit gefährlich werden kann, ist falsche, zu üppige Fütterung: „Alpakas brauchen gar nichts, die brauchen kein Gemüse, keine gelben Rüben, keine Äpfel, nichts.“ Sie könnten auch Kohlenhydrate nicht verdauen. Magengeschwüre seien laut Monika eine der häufigsten Todesursachen der Tiere - zum Glück nicht bei ihrer Herde, aber generell. Das kann auch durch Stress ausgelöst werden: „Manche haben zum Beispiel Stress beim Wandern, gerade wenn ihnen dann Hunde begegnen.“
Solche Tiere würde Monika dann nicht mehr zu den Wanderungen mitnehmen. Generell wandert sie nur mit den männlichen Tieren, da ihre Stuten meist trächtig sind und der Stress dann auch hier schädlich für die Gesundheit wäre. Es gibt eben doch einiges zu beachten bei den sensiblen Tieren. Für die Baureggers war ein Hauptargument sicherlich die besondere Art der Tiere:
Liebenswert und ruhig - und „jedes hat einen eigenen Charakter“
„Alpakas sind liebenswürdige und ruhige Tiere“ - das können wir nach unserem Besuch in Inzell definitiv bestätigen. Eine Lärmbelästigung stellen die Tiere sicher nicht dar. Bei unserer Ankunft gab es allerdings Tier, dass den Kopf über den Zaun streckte und unentwegt laut seufzte - Auf Nachfrage erklärt Monika, das sei eben seine Attitüde. Jedes Tier habe einen eigenen Charakter, auch das sei ja so liebenswert.
Das Super-Nutztier? Entspannung, Ruhe und auch noch wertvolles ‚Fell‘
Männliche und weibliche Tiere müssen übrigens unbedingt getrennt gehalten werden, erklärt Monika. Und so gibt es im Alpakastall in Inzell de facto zwei Ställe, getrennt von dem Zufahrtsweg. Links die Jungs und rechts die Mädels, denn: Alpakaweibchen können das ganze Jahr über trächtig werden und wären dann permanentem Stress ausgesetzt. Die Baureggers haben auch fünf Zuchthengste. Denn neben dem guten Gefühl von Ruhe und Entspannung, dass Alpakas in uns Menschen auslösen, sind sie für ihr extrem weiches Fell bekannt. Bei den Alpakas nennt sich das Vlies. Die Zuchthengste von Monika haben ein besonders schönes, dichtes und buntes Vlies:
„Das ist sehr hochwertig. Es ist Temperatur ausgleichend und auch für Allergiker geeignet. Denn in dem Alpakavlies ist kein Wollfett.“ Die Baureggers scheren ihre Tiere immer um die Eisheiligen, und das Vlies schicken sie dann an eine kleine Manufaktur nach Berlin: „Die machen Bettdecken, also statt Feder und Daune ist Alpakavlies drin. Da gibt es dann Sommer- und Winterdecken.“ Auch im Ursprungsgebiet der Alpakas, in den Anden in Südamerika, waren die Tiere von jeher Fleisch- und eben auch Wolllieferanten.
Alpakawanderung: Mit Rusty am Halfter wird es lustig
Wer mehr über die „Seelentiere“ erfahren will: Immer mittwochs bietet Monika Wanderungen mit einigen ihrer stressresistenteren Tieren an: Es sei nicht immer nur entspannend, erklärt Monika und die Tiere wollen auch nicht unbedingt kuscheln. Aber am Halfter ließen sich einige dann schon mal streicheln. Und es gibt sie eben doch auch unter den Alpakas, die extrovertierten Charaktere: Rusty zum Beispiel: „Bei dem habe ich das Gefühl, dass er gerne kuschelt. Der macht dann Sprünge, der haut sich in jede Wasserlache. Also der ist unglaublich freudig beim Wandern. Wer den Rusty führt, hat einen Lachkrampf nach dem anderen.“



