IT-Experten geben exklusive Einblicke
Wird Rosenheim zum Hotspot? So steht es um die Region beim Thema Digitalisierung
Egal ob Home-Office oder Künstliche Intelligenz: Die Digitalisierung schreitet auch rund um Rosenheim unaufhaltsam voran. Doch kann die Region mit dem Fortschritt mithalten? Die Geschäftsführer von der „TechDivision” und der „innFactory“ geben einen exklusiven Einblick in ihre Erfahrungen.
Rosenheim/Traunstein/Mühldorf – Dass der Begriff „digitaler Hotspot” für die Region Rosenheim, Traunstein oder Mühldorf zu hoch gegriffen ist, darüber sind sich Josef Willkommer, Geschäftsführer von „TechDivision” und Tobias Jonas, Chef der „innFactory“, einig. „Zumindest im Moment noch”. Doch laut den beiden IT-Experten befinden sich die Landkreise auf einem guten Weg.
„Es entwickelt sich ein Netzwerk”
Zum Einen bekommen die beiden täglich mit, wie sich rund um Rosenheim immer mehr Firmen digitale Lösungen für ihre Unternehmen wünschen. Zum anderen passiere langsam das, was vor knapp 20 Jahren, als sich „TechDivision” gründete, noch lange nicht in Aussicht war. „Es entwickelt sich ein Netzwerk”, sagt Willkommer und nennt Beispiele wie die Kooperationen mit der TH Rosenheim oder auch dem Stellwerk 18. Das Gründerzentrum, bei dem die „innFactory“ bis heute als Paradebeispiel gilt, ist mittlerweile fester Bestandteil in Rosenheim und hat im Zuge des neuen Campus Chiemgau auch einen Standort in Traunstein eröffnet.
Somit finden junge Unternehmer aus dem Studium heraus vermehrt in der Region einen Platz für ihre Ideen. „Einige erkennen mittlerweile, dass es nicht mehr unbedingt München sein muss”, sagt Jonas und kann sich hier selbst als Beispiel anführen. Der Softwareentwickler blieb in der Region und etablierte sein Team mit mittlerweile 25 Mitarbeitern.
Technikfirmen für Innovationspreis nominiert
Mit seinem neuesten Projekt wurde Jonas für den Innovationspreis Bayern 2024 nominiert. Mit der sogenannten „BlueVis AI” hat seine Firma ein Programm entwickelt, das die Installation von Elektrik digitalisiert. „Damit kann der Installateur per Sprachbefehlen einen Plan erstellen, der genau anzeigt, wo im Raum zum Beispiel die Kabel verlaufen oder die Steckdosen platziert werden sollen“, erklärt der Technikexperte. Einfach ausgedrückt, können somit nun auch kleinere Handwerksbetriebe mit digitalen Plänen arbeiten. „Denn bisher wurde hier meistens noch mit Zeichnungen auf Papier hantiert“, sagt Jonas.
Auch „TechDivision” gehört beim bayerischen Innovationspreis 2024 zu den Nominierten. Mit dem „SPIN Digital Experience Lab ” hat es Willkommer geschafft, den Kunden einen digitalen Mehrwert anzubieten, das den klassischen Einkauf beim Händler erweitern soll. Dieses „spezielle Kundenerlebnis“ lässt sich anhand verschiedener Stationen beim Firmensitz in Kolbermoor im sogenannten interaktiven Showroom erleben.
Jeder will Künstliche Intelligenz
Was aktuell die Arbeit mit neuer Technik präsenter erscheinen lässt denn je, ist laut Jonas und Willkommer das Thema der Künstlichen Intelligenz. „Das ist mittlerweile auf dem absoluten Höhepunkt”, stellt Willkommer klar. Er und Jonas bekommen zahlreiche Anfragen von allen möglichen Unternehmern, die das Thema bei sich integrieren wollen.
Doch die Experten warnen davor, die KI unbedingt „irgendwie“ zu nutzen. „Viele kommen ohne Plan auf uns zu, wofür sie das überhaupt brauchen”, meint Jonas. Er sei außerdem davon überzeugt, dass nach der Hochphase der Künstlichen Intelligenz ein „Tal der Tränen“ folgen wird. Nämlich sobald realisiert wird, dass hinter der KI kein alleiniger Heilsbringer steckt, sondern diese beispielsweise auch viel Energie kostet und zudem rechtliche Hürden aufweist. „Ich kann mir vorstellen, dass der große Andrang auch wieder nachlassen wird”, fügt Willkommer hinzu.
Trotzdem werden sich beide Unternehmen weiterhin damit beschäftigen. „Das wird durch die momentane Präsenz künftig eines der größten Entwicklungsfelder werden”, ist Willkommer überzeugt. Ob Rosenheim dann zu einer begehrten Region wird, wenn es um KI und andere Technikthemen geht, können die beiden Geschäftsführer nicht garantieren. Doch die Entwicklung, da sind sich beide einig, geht in die richtige Richtung.
