Die Zukunft Mühldorfs gestalten
Jurist, Doktorand, Politiker: Ein 24-Jähriger ist die „Zukunftshoffnung“ der Mühldorfer CSU
Die Mühldorfer CSU ist die größte Fraktion im Stadtrat. Gerne würde sie auch mal den Bürgermeister stellen. Jetzt ist ein 24-Jähriger ihre „Zukunftshoffnung“. So tickt der Mühldorfer.
Mühldorf – Er hat sein Abitur mit 1,1 gemacht, ist Jurist mit erstem Staatsexamen, hat vielfältige Auslandserfahrung, schreibt an seiner Doktorarbeit, ist politisch engagiert und jetzt sogar der Vorsitzende der Mühldorfer CSU. Er hat eine Freundin, pflegt Freundschaften, findet Zeit für Sport, Reisen, Lesen und Wandern. Und das alles mit 24. Das ist der Mühldorfer Milot Spörl.
„Sind Sie ein Überflieger?“ Bei dieser Frage des OVB überlegt Milot Spörl etwas: „Ich glaube, ich bin einfach jemand, der seinen Job macht. Zumindest sehe ich das so.“ Ein Überflieger sei er nicht. „Ich weiß, wo ich herkomme, ich weiß, dass meine Familie einen unglaublichen Beitrag dazu geleistet hat.“
Seit 90 Jahren in Mühldorf daheim
Das Erste, was Spörl beim Besuch in seinem Elternhaus nahe des Inns durchaus mit Stolz erzählt, ist die Geschichte seiner Familie, die hier seit 90 Jahren lebt. In dem Haus ist er groß geworden, hier wohnt er, hier hat er seine Wurzeln, von hier aus zieht es ihn immer wieder in die Welt. „Aber ich merke auch nach einer gewissen Zeit, dass es mir bisher noch nirgendwo so gut gefallen hat wie bei uns. Deswegen zieht es mich auch immer wieder zurück.“
Spörl ist ein durch und durch politischer Mensch. Das verdankt er dem elterlichen Esstisch. „Da ging es immer um die Tagespolitik.“ Die Diskussionen waren „im Ton harmonisch, in der Sache hart“. Seine Eltern und seine drei Brüder waren nicht immer auf einer Linie. Spörls Vater kandidierte einst für die SPD für den Stadtrat, sein Bruder Zacharias ist derzeit für die Grünen im Stadtrat.
Demokratisch, mit Respekt und mit den Menschen
Sie eine die gemeinsame Vorstellung von Politik: „demokratisch, mit Respekt und nicht über die Köpfe der Menschen hinweg“. Die Unterschiede zeigen sich im Grundsätzlichen. Ein Beispiel: „Wir sind uns einig, dass der Wohlstand unserer Gesellschaft gesichert werden muss.“ Er sei aber der Ansicht: „Man muss diejenigen unterstützen, die den Wohlstand erst einmal erwirtschaften.“ Erst dann könne man nachdenken, wie der Wohlstand verteilt werde.
Als Schülersprecher setzte er sich schon „für die Belange anderer“ ein; gleichzeitig machte er nebenbei „eine Art Fernstudium in München“, kam in Verbindung mit der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung. Deren Engagement unter dem Motto Frieden, Entwicklung und Demokratie habe ihn „gefesselt und mir auch eine politische Zugehörigkeit gegeben“.
Lieber Anzug als Kittel
So kam er auch zur Jungen Union, wurde deren Mühldorfer Vorsitzender, sowie zur CSU. Es folgten unter anderem ein Praktikum in der Staatskanzlei sowie im vergangenen Jahr eine Kandidatur für den Bezirkstag.
Weil er sich nach dem Abitur, wie er mit einem gewissen Augenzwinkern sagt, „eher im Anzug als im Kittel gesehen“ hat, entschied er sich für Jura statt Naturwissenschaften. Die erste Zeit seines Studiums nutzte er für zahlreiche Praktika, auch im Ausland, und den Blick „über den harten juristischen Tellerrand hinaus“.
Blick über den Tellerrand hinaus
Nach dem ersten Staatsexamen „mit einer sehr guten Note“ folgten weitere Stationen im Ausland, in einer Großkanzlei sowie bei Unternehmen. Derzeit ist er im Rahmen des Referendariats am Amtsgericht Mühldorf und untersucht in seiner Doktorarbeit den Stellenwert des Klimaschutzes in der Verfassung. In eineinhalb Jahren stehen das zweite Staatsexamen und der endgültige Sprung in die Arbeitswelt an.
Jetzt ist Spörl erst einmal auch noch Vorsitzender der Mühldorfer CSU. „Das ist ein bisschen eine Herzensangelegenheit für mich, weil da zwei Dinge zusammenkommen: der Bezug zu Mühldorf und mein politisches Interesse.“
„Man muss in Mühldorf auch leben können“
Die CSU habe im Stadtrat „immer mal wieder die richtigen Anstöße“ gegeben. Auf seiner Agenda stehen die Belebung der Innenstadt, die Wirtschaftsförderung und „natürlich“ der künftige Standort des Campus. Sein Credo: „Man muss in Mühldorf nicht nur wohnen, man muss in Mühldorf auch leben können.“
Aushängeschild sei der Stadtplatz: „Die Leute ziehen hierher, weil sie auch dieses Romantische, dieses Italienische wertschätzen. Deswegen gilt es, das zu erhalten. Nicht nur, weil man die wirtschaftlichen Interessen der einzelnen Unternehmer stärken möchte, sondern auch, weil es zum Stadtbild dazu gehört und eine lebenswerte Stadt ausmacht, dass man so einen Stadtkern hat.“
Rahmenbedingungen für Unternehmer schaffen
Um das zu erreichen, sollte der Campus altstadtnah angesiedelt, die Parkplatzfrage gelöst werden. Die Politik müsse für die Gastronomie und den Einzelhandel Rahmenbedingungen schaffen. Diese auszufüllen sei nicht Aufgabe der Politik: „Da sind die Unternehmer geistreich genug, ihre eigenen Konzepte und Ideen zu entwerfen. Unternehmer sind das A und O.“
Dazu gehöre es, „über die Parteigrenzen hinweg Kompromisse“ zu finden. „Ich bin da einer der Ersten, der seine Hand ausstreckt. Die äußeren Gegebenheiten, die uns der liebe Gott mitgegeben hat, sind einfach schön. Wir müssen halt jetzt noch ein bisschen daran arbeiten, dass wir das Beste daraus machen.“ Denn es sei auch so, „dass wir umgeben sind von Landkreisen oder Regionen, die wirtschaftlich stärker sind als wir“.
Der kommende Bürgermeister?
Bei all diesem Tatendrang, bei seinem bisherigen Lebenslauf: Strebt er ins Bürgermeisteramt? Spörl antwortet mit dem ehemaligen CSU-Vorsitzenden Erwin Huber: „Man muss nicht nur für ein Amt gemacht sein, das Amt muss einen auch wollen.“ Eine politische Karriere könne man nicht planen; er könne nur sagen, wenn er etwas mache, dann stecke er sein „ganzes Herzblut“ rein.
Auch eine Kandidatur für den Stadtrat 2026 hält er sich offen, das hängt auch davon ab, wie es bei ihm beruflich weitergeht: „Ich bin bisher immer ganz gut gefahren, dass ich offen war für Zufälle, für neue Wege. Es war tatsächlich immer so, dass sich die nächsten Schritte ergeben haben. Ich versuche meine Aufgaben zu machen, ganz ruhig und bodenständig. Und wenn der Zufall kommt, wenn es das Glück so will, dann hält es hoffentlich eine tolle Aufgabe für mich vor.“
Wechsel bei der CSU Mühldorf
Nach neun Jahren an der Spitze der CSU Mühldorf hat der Vorsitzende Florian Loserth bei der Jahreshauptversammlung sein Amt zur Verfügung gestellt und schlug Milot Spörl als seinen Nachfolger vor, den er als „Zukunftshoffnung“ bezeichnete. Die Mitglieder wählten Spörl einstimmig zum neuen Vorsitzenden. Loserth gehört dem Mühldorfer Vorstand weiter als Stellvertreter an.