Situation verfahren
„Wir wissen, dass es geht“ – „Es fehlt am Wollen“: Ramerberg ringt um Sportplatz-Lösung
Der Ramerberger Sportverein lässt nicht locker: Er stellte im Gemeinderat einen Antrag, die Planung für einen Fußballplatz in Zellereit wieder aufzunehmen. Der neue Vorstoß zeigt, wie verfahren die Situation ist. Und warum Schuldzuweisungen und Vorwürfe nach wie vor das Ringen um eine Lösung bestimmen.
Ramerberg – Die Zeit drängt: Der SV Ramerberg stehe vor dem Aus, wenn nicht schnellstens eine Lösung gefunden werde, schreibt Vorsitzender Andreas Baumgartner im Antrag an den Gemeinderat. Ende 2024 läuft nach seinen Angaben der Pachtvertrag für den derzeitigen Fußballplatz in Ramerberg aus.
Doch eigentlich steht schon fest: Dort wird es nichts mit einem Neubau, diese Option fand im Gemeinderat heuer keine Mehrheit. In Zellereit geht es auch nicht, mit knapper Mehrheit hatte der Gemeinderat die Weiterführung der Planung hier bereits 2021 gestoppt. Dabei wird es auch bleiben: Nach einer etwa einstündigen kontroversen, jedoch bis auf ein paar Ausreißer relativ sachlich geführten Debatte, kam es zu einer im ersten Moment schwer zu verstehenden Entscheidung. Der Beschlussvorschlag, die 2021 beschlossene Einstellung der Bauleitplanung für einen Sportplatz in Zellereit wieder aufzuheben, wurde als Folge eines Stimmen-Patts abgelehnt. Die sechs Mitglieder der NRL/FWR sprachen sich für die Wiederaufnahme des Verfahrens aus, die sechs anwesenden Mitglieder der UWR dagegen. „Tja, das war zu erwarten“, so das Resümee des desillusionierten SV-Vorsitzenden, der mit einer großen Abordnung an der Sitzung teilgenommen hatte. Auch die Gegner des beantragten Bauvorhabens in Zellereit, darunter viele Anlieger aus der benachbarten Wohnsiedlung, verfolgten in großer Zahl die Beratung. Erleichterung bei ihnen, deprimierte Gesichter im Verein – wobei: Überraschend kam das Nein des Gemeinderates nicht.
Bürgermeister Manfred Reithmeier (UWR) hatte zuvor noch einmal die Historie des „heißen Themas“, wie er es in seinen Einführungsworten nannte, ausführlich vorgestellt. Bereits vor elf Jahre habe sich das Ortsentwicklungskonzept für Ramerberg dem Neubauwunsch des Sportvereins in Zellereit gewidmet. Das Ergebnis: Eine „wirtschaftliche Sportflächenentwicklung“ sei angesichts erheblicher Vorleistungen in Zellereit nicht zu erkennen. Knackpunkt war schon damals und ist bis heute: die Zufahrt zum Grundstück. In der Pfaffinger Straße gebe es eine Engstelle, die Rettungsfahrzeuge nicht befahren könnten, wie der Kreisbrandrat 2022 bestätigt habe, so Reithmeier. Weitere Gegenargumente, die er aufzählte: notwendige Eingriffe in den Wasserhaushalt des Niedermoores in Zellereit, Überflutungsgefahr bei Reitberg, angrenzendes Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, drohende Grundwassersenkung durch Drainagenbau. Nicht nur mehrere Fachbehörden hätten kritische Stellungnahmen abgegeben, auch 180 Bürgerinnen und Bürger hätten „erhebliche Einwände“ eingereicht. Die Kritiker würden vor allem mehr Lärm und Gefahren durch mehr Verkehr befürchten. Schließlich würde die Frequenz der Straße Richtung Sportanlage, wo derzeit Tennisplätze und Stockschützenbahnen liegen, durch eine Erweiterung um Fußballplätze stark zunehmen.
Unterkatzbach, Ramerberg, Zellereith
Trotzdem sei die Gemeinde „ergebnisoffen“ in die Mediation eingetreten, fand der Rathauschef. Dort seien sogar drei mögliche Standorte für einen neuen Fußballplatz untersucht worden: Zellereit, Ramerberg (Erweiterung am Alt-Bestand) und Unterkatzbach. Hier wäre der Grundeigentümer bereit, Flächen zur Verfügung zu stellen. Unterkatzbach scheitere jedoch am Anbindegebot, das heißt: Es gibt keine Bebauung, an die sich ein Sportplatz angliedern könnte. Trotzdem habe die Regierung von Oberbayern bei aller Kritik am Standort Unterkatzbach in einer Telefonkonferenz angedeutet, für zwei Plätze könne hier ein Ja erreicht werden, wenn alle dafür seien: Gemeinderat, Grundeigentümer und SV Ramerberg. Letzterer halte diesen Standort auf der grünen Wiese jedoch für ungeeignet, vor allem für die Jugendarbeit. Die Kinder müssten über nicht ungefährliche Landstraßen weit anfahren, um ihren Trainingsplatz zu erreichen.
Die Mediation schlug dem Gemeinderat anhand eines Punktesystems deshalb vor, den Standort Ramerberg auf Realisierung zu untersuchen. Hier sollte nicht nur der Fußballplatz verwirklicht, sondern auch eine Fläche für einen Kindergarten-Neubau geschaffen werden, so der Bürgermeister. Er erhielt nach eigenen Angaben den Auftrag, Grundstücksverhandlungen durchzuführen für eine Erweiterung des Sportplatzes westlich und nördlich des Altbestands. Die Vorteile dieser Lösung liegen aus Reithmeiers Sicht auf der Hand: Die Zufahrt sei gesichert, Straßenbau sei nicht notwendig. „Der Fußball bleibt im Dorf.“ Mit dem Bau könne auch die Oberflächenentwässerung auf der Rotter Straße verbessert und eine Kindergartenlösung erreicht werden.
Drei Kaufoptionen
Voruntersuchungen seien eingeleitet worden, auch zum Lärm- und Emissionsschutz. Der Rathauschef startete Verhandlungen um Grundstückstauch und -kauf. Der SV Ramerberg habe außerdem einen Finanzierungsplan vorgelegt. Trotzdem: Auch bei dieser Lösung, für die es drei Varianten mit unterschiedlichen Kaufoptionen gibt, müsse die Gemeinde „ein Schweinegeld“ in die Hand nehmen, räumte Reithmeier ein. Der Haushalt 2023 sei zwar vom Landratsamt genehmigt worden, die Behörde habe jedoch zur Vorsicht bei den Ausgaben gemahnt. Die NRL/FWR habe die Gefahr gesehen, dass sich Ramerberg unverhältnismäßig hoch verschulden könnte. Dass 1,5 Millionen Euro für den Grundstückserwerb notwendig gewesen seien, nennt Reithmeier „eine Falschaussage“, die Summe habe sich massiv verringert, weil er nachverhandelt habe. Im Gemeinderat habe es jedoch keine Mehrheit für das Konzept gegeben. Die UWR habe bei der Abstimmung auf zwei Mitglieder verzichten müssen, weil diese befangen waren. Dass Reithmeier das Nein zum Lösungsansatz Ramerberg wurmt, war ihm in seinem Vortrag deutlich anzumerken.
Verein lässt nicht locker
Nach Meinung des Sportvereins ist nun wieder der Standort Zellereit am Zug. Hier würde sich die Gemeinde die Kosten für den Grunderwerb sparen, argumentiert der Vorstand. Grundeigentümer Georg Esterer, der den SV-Antrag mit unterschrieben hat, sei weiterhin bereit, die Flächen dem Sportverein „kostenneutral“ zur Verfügung zu stellen. Der Verein beruft sich als Begründung für seinen erneuten Vorstoß darauf, dass mehrfach in Aussicht gestellt worden sei, bei Alternativlosigkeit den Standort Zellereit wieder zur Beratung zu stellen. Baumgartner argumentierte auch mit den Ergebnissen der Mediation zum Streitthema Nummer eins in Ramerberg: Diese habe ergeben, dass sich der Standort Zellereit für einen Fußballplatz eigne. Reithmeier war jedoch der Meinung: Die Argumente gegen Zellereit stehen nach wie vor. „Es hat keine große Änderungen gegeben.“ Mittlerweile müsste die Kommune bei Wiederaufnahme des Verfahrens sogar erneut teure Gutachten beauftragen und die inzwischen geforderten Drainagen bauen lassen.
Bernd Stawiarski: „Wir wissen, dass es geht“
Bernd Stawiarski (parteilos) sah die Erfolglosigkeit des Standortes Zellereit jedoch nicht. „Wir wissen, dass es geht“, betonte er. Es sei protokolliert worden, dass eine Fortführung der Bauleitplanung für Zellereit aus rechtlicher Sicht möglich sei. Es nicht zu tun, sei eine politisch motivierte Entscheidung gewesen. Stawiarski räumte jedoch ein, dass die Zufahrt das größte Problem in diesem Fall sei, „der Knackpunkt“. Die Einwände der Anlieger seien ernst zu nehmen. Für die Erschließung müsse eine gute Lösung her. Unter dem Vorbehalt, dass die Zufahrtsproblematik im Sinne der Anwohner gelöst werde, könnte die Planung in Zellereith jedoch wieder aufgenommen werden, fand Stawiarski. Schaffe es die Gemeinde, eine Zufahrtslösung zu finden, sei allen gedient: „Den Anwohnern, die weiterhin beruhigt wohnen können, dem SV Ramerberg, dem Gemeinderat, der nicht länger zerstritten wäre.“
Magnus Steinmüller: „Es liegt am nicht Wollen“
Zweiter Bürgermeister Magnus Steinmüller (UWR) fand jedoch, es ginge auch in Ramerberg oder sogar in Unterkatzbach. „Wir müssen nur wollen. Es liegt am nicht Wollen, wenn in Zukunft in Ramerberg nicht mehr Fußball gespielt werden kann.“ Am Bestandsstandort hätte die Gemeinde sogar ein Gemeinschaftsprojekt realisieren können: Fußballplatz und Kindergarten. Deshalb hätte es sich gelohnt, das Geld im Haushalt in die Hand zu nehmen. Eine Lösung zu verwirklichen, von der nur der Verein profitiere, so wie in Zellereit, widerstrebe ihm auch aus finanziellen Gründen.
Konrad Fuchs überzeugt: Kindergarten-Neubau finanziell nicht möglich
Konrad Fuchs (NRL/FWR) war überzeugt: Einen Kindergarten-Neubau könne sich die Gemeinde sowieso nicht leisten. Stattdessen solle sie als Alternative auf eine Waldkindergruppe setzen. Außerdem gebe es Lösungsansätze für die Zufahrt in Zellereit. Rupert Riedl (UWR) wies darauf hin, dass die Grundeigentümer dafür keine Flächen abgeben würden, das hatte zuvor auch schon der Bürgermeister verkündet. Andreas Ullmann (NRL/FWR) wiederum zeigte sich überzeugt, auch in Ramerberg würden die Anlieger am Sportplatz keine Erweiterung durch neue Plätze wünschen. Reithmeier wiederum verwies darauf, der Hauptanlieger sei in der Mediation dabei gewesen.
So ging es munter weiter: Argumente für die Wiederaufnahme der Bauleitungplanung in Zellereit, Argumente dagegen, Vorwürfe, Rechtfertigungen, Verteidigungen, immer wieder Erklärungen, warum wer wie bei welchem Standort dafür oder dagegen gestimmt habe. Letztendlich bleibt es dabei: Ramerberg ist als Standort vom Tisch, Zellereit auch, Katzbach ebenso. Wohin also?