650 Kilo-Koloss macht Sitz in der Innstadt
Riesiger Pudel bald vor Wasserburger Rathaus: Wie die Stadt auf den Hund gekommen ist
Er ist bereits bekannt wie ein bunter Hund: der trojanische Pudel des Künstlers Lorand Lajos. Jetzt kommt er nach Wasserburg. „Sitz!“, heißt es bald vor dem Rathaus. Wie die Stadt auf den Hund gekommen ist und warum in der tierischen Geschichte sogar Weltstar Madonna eine kleine Rolle spielt.
Wasserburg – Zur großen Kunstausstellung pflegt die Künstlergemeinschaft AK 68 die Stadt Wasserburg seit Jahren mit einer auffälligen Skulptur vor dem Rathaus zu beglücken: Hier landete 2023 ein Ufo, hier präsentierte sich 2022 das „Ei des Kolumbus“, hier fuhr sogar ein „Caterpillar“ vor, der aussah wie ein Panzer oder ein umgekipptes Haus. Stets beginnt nach der Aufstellung die immer gleiche Diskussion in der Stadt: „Ist das Kunst?“ „Was soll das bedeuten?“ Ziel erreicht, könnte man sagen, denn Kunst soll, so auch der Wunsch des AK 68, zu Diskussionen anregen.
Das wird sicherlich auch das Werk „Trojan Poodle“ tun: ein Hund aus Holz und Metall. 4,50 Meter hoch, 2,20 Meter breit, drei Meter lang, installiert auf einem fahrbaren, rosaroten Gestell. Gesamtgewicht: 650 Kilogramm. In die Skulptur lässt es sich einsteigen. Und deshalb hat Bürgermeister Michael Kölbl „leichtfertig“, wie er sagt, zugesagt, dass er für die Eröffnungsansprache zur Großen Kunstausstellung am Samstag, 27. Juli, aus dem Pudel heraus die Begrüßungsworte sprechen wird. Das sorgte im Haupt- und Finanzausschuss für Gelächter.
Lorand Lajos arbeitete schon mit Madonna
Trotzdem war in vielen Wortmeldungen auch Stolz herauszuhören – darüber, dass es dem AK 68 und seiner umtriebigen Vorsitzenden Katrin Meindl gelungen ist, die Skulptur nach Wasserburg zu holen. Denn sie ist von einem berühmten Künstler entworfen worden. Lorand Lajos ist ein gefragter Modedesigner und Stylist. Er hat schon für Madonna gearbeitet, entwirft ausgefallene Kleidung, die regelmäßig auch von Models auf den Covern bekannter Modezeitschriften getragen wird. Der interdisziplinär arbeitende Künstler wohnt in München, geboren wurde er in 1981 in Transsilvanien in Rumänien. Seine Skulpturen, Installationen und Performances sind in Galerien, Clubs und im öffentlichen Raum zu sehen. Humorvoll werden Themen wie die Sexualität, Ästhetik und der Tod in gesellschaftlichen Zusammenhängen dargestellt. Lorand Lajos hat außerdem das Künstlerkollektiv „Lovers Munich“ als Plattform für Events, Partys und Räume für die queere Community gegründet.
„Häuschen im Grünen“
Die zweite Skulptur könnte zum Pudel passen: das „Häuschen im Grünen“, ein Werk von Christian Heß. Das Werk mit Maßen von 80 mal 80 mal 80 Zentimetern ist ein quadratischer Würfel aus Beton. Er wird an der Außenfassade des Ganserhauses aufgestellt, soll aber nicht als Hundehütte verstanden werden, betonte Kölbl. Auch als neue Bushaltestelle am Marienplatz werde das Werk nicht genutzt, hieß es. Josef Baumann (Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg) konnte sich ebenfalls einen Scherz nicht verkneifen: Ob der Pudel denn hundesteuerpflichtig sei. Ist er nicht.
Anschauen, lächeln, lachen, vielleicht auch auslachen: Heike Maas (CSU) freute sich auf die Reaktionen, die auch heuer das Werk vor dem Rathaus auslösen würden. Armin Sinziger (Wasserburger Block) führte die Debatte zurück ins Ernsthafte: Ob nicht die Gefahr bestehe, dass Kinder auf dem Hund herumklettern würden. Vielleicht sollte die Stadt zur Sicherheit Gummimatten drumherum verteilen, schlug er vor. Das stieß jedoch auf Ablehnung: „Der Trojan Poodle“ sei ein Kunstwerk, kein Klettergerüst, das müsse Eltern klar sein, so Steffi König (Grüne). Matten würde sogar auffordern zum Herumturnen auf dem Werk, zeigte sie sich überzeugt.
Achatzkirche wird zur Galerie
Der AK 68 will jedoch nicht nur einen Pudel vor dem Rathaus aufstellen, sondern auch Skulpturen in einem ehemaligen Gotteshaus: 2025 soll die Achatzkirche als Galerie genutzt werden. Werke der verstorbenen Künstlerin Ute Lechner mit sakralem Bezug sollen hier gezeigt werden, berichtete Werner Gartner (SPD). Die Künstlergemeinschaft hat für diese Ausstellungsnutzung einen Antrag an die Stadt gestellt. Die Kirche wird seit Jahren saniert und restauriert. Die Arbeiten sind weit fortgeschritten. Die Skulpturen-Präsentation wäre ein erster Schritt für die Wiedereröffnung, so Kölbl. Eigentümerin des Denkmals ist die Heilig-Geist-Spitalstiftung, die von der Kommune verwaltet wird. Das ehemalige Gotteshaus ist profanisiert worden, also entweiht.
Wolfgang Janeczka (SPD) findet die Nutzung als Galerie „super“. Wie gut das passe, würden viele Kirchen in Großstädten wie London oder Amsterdam beweisen. Maas erinnerte daran, dass es sogar frühere Gotteshäuser gibt, die zu Sportstätten umgebaut wurden. Auch sie findet die Idee für die Achatzkirche, sie unter anderem als Ausstellungsraum zu nutzen, „wunderbar“. Edith Stürmlinger (Bürgerforum) regte sogar an, die Bestuhlung nicht wieder hineinzubauen. Eine Galerie verträgt sich mit dem Denkmalschutz, betonte auch Kölbl. Die Orgelempore bleibt jedoch gesperrt, auch Fundamente für die Aufstellung von Skulpturen dürfen nicht erstellt werden, weil sich hier ein uralter Friedhof befindet, der ein Bodendenkmal darstellt.
