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Start eines neuen Geschäftsbereichs

Neuer Tower für die Meggle-Skyline in Reitmehring – Was steckt dahinter?

Der Turm des neuen Towers fliegt ein, Erleichterung über den reibungslosen Ablauf bei (von links) Albert Speckmaier, Maximilian Zeyss und Moritz Welz.
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Der Turm des neuen Towers fliegt ein: Erleichterung über den reibungslosen Ablauf bei (von links) Albert Speckmaier, Maximilian Zeyss und Moritz Welz.

Die Skyline von Reitmehring mutet industriell an. Meggle hat hier in den vergangenen Jahren mehrere Produktionstürme hochgezogen. Derzeit sorgt ein neuer „Tower“ für Aufsehen: Wegen eines Riesenkrans und mit Arbeiten in schwindelerregender Höhe. Was steckt dahinter?

Wasserburg – Bei der 135-Jahr-Feier von Meggle im Jahr 2022 stand hier das Festzelt. Jetzt erhebt sich auf diesem Teil des Firmengrundstücks in Reitmehring ein 42 Meter hoher grauer Turm in den blauweißen Himmel. Erst vor wenigen Tagen hat ein Riesen-Kran das Herzstück des Towers mit einem Abluftfilter vervollständigt. Ein spektakulärer Moment auf der Mammutbaustelle von Meggle in Wasserburg. Am Hauptstammsitz des weltweit agierenden Unternehmens investiert es nach eigenen Angaben bis 2025 etwa 120 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion.

Der Filterkopf schwebt ein.

Holger Kühner und Thomas Sauerwald, verantwortlich für das Engineering bei Meggle, hat die Schließung des Turmdachs lange nicht so herausgefordert wie der Sondertransport des Oberteils: Denn das Spezial-Aggregat mit einem Durchmesser von 6,60 Metern, hergestellt in Thüringen, brauchte vier Nächte für die 500 Kilometer bis Wasserburg – unter Polizeischutz.

Seit 2022 begleiten Kühner und Sauerwald eine der größten Baumaßnahmen in der Firmengeschichte, die Installation des Sprühturms. Er steht auf einem Untergrund, in den das Gebäude aufgrund des Gewichts mit 40 zehn bis zwölf Meter langen Pfählen verankert wurde, berichten die Bauleiter. Der Rohbau begann im Januar 2023, seit Anfang dieses Jahres sind die Betonarbeiten abgeschlossen, derzeit geht es mit dem Innenausbau weiter. 90 Monteure und Handwerker verschiedener Gewerke sind auf dem Gelände und im Tower im Einsatz, wie die Ameisen schwirren sie geschäftigt übe das Gelände. Sie schweißen, fliesen, malern, installieren Apparaturen, verbinden die vielen Komponenten der Anlagen für das Trocknen, die thermische Behandlung, Abkühlung und Verpackung miteinander. Innen zu sehen: viel Beton, viel Edelstahl, etwa in der „Produktküche“ und im Labor.

4,50 Meter hohes Meggle-Kleeblatt

Von außen zeigt das zehn Meter breite und 4,50 Meter hohe Meggle-Kleeblatt als Markenzeichen den Autofahrern auf der B 304 schon von weitem an, dass das gewaltige neue Gebäude zur Unternehmensgruppe gehört. Der Sprühturm stehe für einen neuen Geschäftsbereich: „Contract Manufacturing“ (CM), zu Deutsch: Lohnfertigung. Für Kunden verarbeitet Meggle im Turm Rohstoffe, die durch Vertragspartner per Tanklaster angeliefert werden, zu Pulver. Sprühtrocknung heißt das angewandte Verfahren, bei dem die hygienischen Anforderungen besonders hoch sind und das Unternehmen seit Jahrzehnten eine ausgewiesene Kompetenz aufweist, wie Albert Speckmaier, Head of Sales & Operation CM, betont. Der älteste Vertrag für diese Dienstleistung stammt nach seinen Angaben aus den 80er Jahren.

Baustellenbesuch: (von links) Albert Speckmaier, Maximilian Zeyss und Moritz Welz in der „Produktküche“ im Erdgeschoss des fünfstöckigen Turms für die Sprühtrocknung.

Vor eineinhalb Jahren habe sich die Meggle Group GmbH (Umsatz 2023: 1,4 Milliarden Euro) dazu entschieden, für die Sprühtrocknung einen fünften, eigenen Geschäftsbereich zu gründen. Der neue Turm, der derzeit gebaut wird, ist der dritte, in dem dieses Verfahren angewandt wird, ergänzt Moritz Welz, Produktionsleiter Excipients, der pharmazeutischen Hilfsstoffe. Denn die Sprühtrocknung ist laut Maximilian Zeyss, Head of Marketing & Finance des Bereichs, ein Wachstumsfeld. Die Nachfrage nach Trockenprodukten wie Pulver sei groß. Die Investition in den Ausbau dieser Business-Units mache Meggle außerdem unabhängiger von der Milch. Die Unternehmensgruppe könne sich noch breiter aufstellen.

Pulver ist ein komplexes Produkt

Weltweit verbinden die Menschen mit Meggle jedoch Milchprodukte: etwa die bekannte Kräuterbutter. Da klingt der Einstieg in die Pulverproduktion als Dienstleistung schon etwas ungewöhnlich. Ist es aber nicht, wie Speckmaier angesichts der langjährigen Erfahrungen im Bereich Sprühtrocknung betont. „Pulver ist ein einfach wirkendes Produkt, das eigentlich sehr komplex ist“, ergänzt Zeyss und bringt es so auf den Punkt: „Eigentlich geht es um das Prinzip, aus nass trocken zu machen. Doch es gibt verschiedene Korngrößen und -stärken sowie -strukturen, unterschiedliche Ausgangsstoffe und ihre individuellen Reaktionen, die immer wieder neu anzupassende Herstellungsverfahren erfordern.“

Pulver gehöre die Zukunft: Es sei länger haltbar als nasse Stoffe, habe eine höhere mikrobiologische Stabilität, könne leichter verarbeitet werden, besitze außerdem funktionale Fähigkeiten, die sehr praktisch seien, schwärmt Zeyss. Pulver-Produkte werden laut Speckmaier für die Pharmazie, für die Lebens- und Futtermittelindustrie benötigt. Er nennt als Beispiele Vitamin-Brausetabletten oder Nahrungsergänzungsmittel, Tierfutter für Hühner, Pflanzenproteine sowie Babykost. Für letztere sind sehr hohe hygienische Standards zu beachteten, erklärt Moritz Welz..

Entwicklung im kleinen gläsernen Turm

„Noch sind wir ein kleiner Bereich, doch er hat großes Potenzial“, ist die Unternehmensleitung überzeugt. Anfang 2025 soll der Probebetrieb im Turm starten, Mitte 2025 die Lohnproduktion vollumfänglich laufen. Bis dahin heiße es testen, testen, testen. Maßgeschneiderte Lösung für die Kunden kämen nicht von der Stange. Denn: „Pulver ist nicht gleich Pulver“, wie Zeyss nicht müde wird, zu erklären. Für die Entwicklung auf Kundenwunsch kauft Meggle deshalb einen weiteren, einen Meter hohen gläsernen Turm, in dem die Abläufe am Beispiel von Mini-Mengen beobachtet werden können. Außerdem gibt es einen mittelgroßen Tower. Alle drei funktionieren laut Welz, Zeyss und Speckmaier nach demselben Prinzip: Hochleistungspumpen transportieren die angelieferten Rohstoffe in die Aufbereitung, sie werden dort je nach Verfahren thermisch behandelt, mit weiteren Komponenten gemischt, homogenisiert, erhitzt und/oder gekühlt, dann im Sprühturm getrocknet und schließlich abgepackt – Prozesse, die streng überwacht werden – bis das fertige Pulver wieder an den Kunden zurückgeliefert wird.

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