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Tarif-Streit bei Molkereien

„Magermilch-Angebot“? – „Völlig überzogen“? Warn-Streik bei Meggle, Bauer und Jäger

Warnstreik in der Megglestraße: Etwa 300 Mitarbeitende aus fünf Molkereien haben am Mittwoch (12.Jun) ihre Arbeit niedergelegt.
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Warnstreik in der Megglestraße: Etwa 300 Mitarbeitende aus fünf Molkereien haben am Mittwoch (12. Juni) ihre Arbeit niedergelegt.

Tarif-Streit in der Molkerei-Wirtschaft: Das Personal von fünf Molkereien der Region, darunter Meggle, Bauer und Jäger, legte am Mittwoch (12. Juni) seine Arbeit nieder. Viele Mitarbeiter sind sauer. Das sind ihre Forderungen. Was die Arbeitgeber dazu sagen.

Wasserburg/Haag – Pfeifen, Fahnen und Warnwesten: Der Anblick der Megglestraße in Wasserburg war an diesem Mittwoch (12. Juni) ungewöhnlich. Die Mitarbeiter aus fünf Molkereien und Käsereien der Region – Meggle und Bauer aus Wasserburg, Jäger aus Haag, Bergader Privatkäserei aus Waging am See und dem Allgäuer Alpemilchmewerk aus Weiding – legten an diesem Tag für 16 Stunden ihre Arbeit nieder. Aufgerufen dazu hatte die Gewerkschaft Natur, Genuss und Gaststätten (NGG), um ein Zeichen zu setzen und gegen das „enorm zögerliche Verhalten der Arbeitgeber am Tariftisch“ zu protestieren. Die Stimmung an diesem Mittwoch: Wut ist es nicht, doch die Molkerei-Mitarbeiter sind angesäuert.

Wut ist es (noch) nicht, was die Mitarbeiter empfinden, doch sie sind angesäuert. 

Manuel Halbmeier, Geschäftsführer NGG Rosenheim-Oberbayern, spricht von einem „Magermilch-Angebot“ seitens der Arbeitgeber. Eine Tariferhöhung von insgesamt fünf Prozent über die nächsten zwei Jahre hätten diese angeboten. Drei Prozent in 2024 und zwei Prozent in 2025. Zu wenig, findet die NGG und fordert einen Festbetrag von 411 Euro Lohnerhöhung über alle Tarifgruppen, prozentual umgerechnet eine Erhöhung zwischen 10,8 bis 11,1 Prozent. Für die Auszubildenden steht eine Forderung von 100 Euro, gekoppelt mit verbesserten Arbeitsbedingungen, wie die komplette Übernahme der Fahrtkosten zur Berufschule und Freistellung für Bildungsurlaub, im Raum.

Manuel Halbmeier, Geschäftsführer NGG Rosenheim-Oberbayern, spricht von einem „Magermilch-Angebot“ seitens der Arbeitgeber.

Forderung „gerechtfertigt“ und „fair“

Eine hohe Forderung, das gibt auch Mustafa Öz, Vorsitzender des NGG-Landesbezirks Bayern, in seiner Ansprache zu. „Doch sie ist berechtigt“, sagt er und begründet sie mit der anhaltenden Inflation. Seitens der Molkereien werde argumentiert, dass die Inflation inzwischen abgeschwächt sei. „Doch die Realität sieht anders aus“, sagt Öz. Die Preise, vor allem für die täglichen Dinge, seien in den vergangenen Jahren „durch die Decke gegangenen.“ Ein weiterer Inflationsausgleich sei deshalb nötig. Die Forderung nach einem Festbetrag, bezeichnet Öz als „fair“, insbesondere gegenüber Mitarbeitern in niedrigeren Tarifgruppen. Eine Umfrage bei den Mitarbeitenden der Milchwerke habe ergeben, dass sich diese einen Festbetrag wünschen würden. „Das ist gelebte Solidarität“, lobt Öz die Streikenden.

Mustafa Öz, Vorsitzender des NGG-Landesbezirks Bayern, spricht von einer „berechtigten Forderung“.

Lob auch für Meggle

Doch nicht nur sie bekommen Lob, auch die Geschäftsführung von Meggle, gemeinsam mit Marina Meggle, bekommt von der Gewerkschaft einige anerkennende Worte – nämlich dafür, dass sie sich an diesem Tag unter die Menge mischt und das Gespräch mit dem Personal sucht. „Wir kämpfen nicht gegen einen bestimmten Betrieb“, betont Öz. „Wir kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen.“

300 Mitarbeitende hätten sich laut NGG an diesem Tag in der Megglestraße eingefunden. Bei den Reden pfeifen und grölen sie, doch größtenteils bleibt die Stimmung entspannt. Zum einen, weil die Tarifverhandlungen noch ganz am Anfang stehen. Vieles sei noch offen, betont die NGG. Zum anderen gehe es tatsächlich nicht gegen die Betriebe. Meggle und Bauer seien gute Arbeitgeber, ist immer wieder von den Streikenden zu vernehmen. „Wir sind hier, damit das auch so bleibt“, betont ein Mitarbeiter. In den nächsten Wochen soll der Streik weitergehen. Zunächst legt das Personal der Molkereien und Käsereien im Allgäu ihre Arbeit nieder.

Meggle spricht von „völlig überzogenen“ Forderungen

Matthias Oettel, Geschäftsführer von Meggle, zeigt wenig Verständnis für die Forderungen der NGG. Die Arbeitgeber hätten der Gewerkschaft NGG ein attraktives Angebot mit einer Erhöhung der Entgelte um drei Prozent im ersten Jahr und einer weiteren Steigung um zwei Prozent im zweiten Jahr angeboten. Bei einer gesunkenen Inflationsrate (2,4 Prozent) und einem sehr geringen Wirtschaftswachstum bedeute das Angebot bereits im ersten Jahr eine Reallohnsteigerung. Außerdem stellt Oettel fest: „Den Unternehmen der bayerischen Milchwirtschaft war es nicht möglich, die Kostensteigerungen bei Löhnen und Rohstoffen der Vergangenheit durch höhere Erlöse zu decken.“ Um die Arbeitsplätze bei Meggle und anderen Betrieben zu erhalten, gelte es, die wirtschaftlichen Rahmendaten im Blick zu halten. „Die derzeitigen Forderungen der Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsseite sind völlig überzogen, der Versuch der kompromisslosen Durchsetzung durch Streikmaßnahmen schadet uns und der gesamten Branche“, erklärt Oettel.

Jäger bezeichnet Streik als „völlig unangebracht“

Auch Walter Baier, Kaufmännischer Leiter vom Milchwerk Jäger, versteht die Forderungen der NGG nicht. Er könne die Gründe nicht nachvollziehen, „vor allem nicht in Zeiten, einer deutlich abgeschwächten Inflation“, sagt Baier. „Insofern sehen wir diese Forderung als völlig überzogen an.“ Jäger lehne es zudem ab, 2024 nochmalig einen absoluten Betrag für alle Mitarbeiter zu vereinbaren, denn damit würden die unterschiedlichen Tarifgruppen immer näher zusammenrücken. „Wir schätzen die Entlohnung unserer Mitarbeitenden nach den verschiedenen Tarifgruppen als gerechtes Instrument“, so Baier. „Aus unserer Sicht sind die Warnstreiks hauptsächlich ein Instrument der NGG, um mehr Mitglieder zu werben. Für die laufende Tarifverhandlung scheinen sie uns völlig unangebracht, aber leider scheint sich diese Verhalten in ganz Deutschland bei den Gewerkschaften aktuell etabliert zu haben.“ Die Beteiligung der Jäger-Mitarbeiter an den Warnstreiks sei aber sehr überschaubar, so der Kaufmännische Leiter.

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