„Wegen Kripperlfiguren kommen die wenigsten“
Wasserburger Christkindlmarkt: Eisbahn kehrt zurück – diese beliebte Location entfällt
Die Eisbahn kommt. Doch es gibt noch mehr Änderungen für den Wasserburger Christkindlmarkt: Welche beliebte Location entfällt und wie der Spagat zwischen Besinnlichkeit und Partylust gelingen soll.
Wasserburg – Die große Grundsatzentscheidung vorweg: Die 2019 erstmals in der Herrengasse angebotene und für 2023 wieder vom Wirtschaftsförderungsverband (WFV) beantragte Eisbahn wird wieder installiert, nur an einer anderen Stelle: auf dem Parkplatz am Gries. Ein Standort mit Tradition, wie Werner Gartner (SPD) im Haupt- und Finanzausschuss betonte: Hier gab es früher, als die Winter noch richtige Winter waren, eine Eisfläche. Ein Wasserburger stellte sie ehrenamtlich her, mit dem Gartenschlauch. Nicht nur die Kinder hatten einen Riesenspaß.
Das war auch 2019 so, als die Eisbahn eine Renaissance erlebte: 10.000 Kufenfans drehten ihre Runden, 600 Stockschützen übten sich in Wettkämpfen. Doch die von der Event-Firma SAS (Haager Herbsfest, Almhütte auf dem Frühlingsfest Wasserburg) betriebene Anlage stieß auch auf Kritik: bei Anliegern und Gastronomen in der Herrengasse. Denn auch eine Christkindlalm gehört dazu, die bewirtet. Außerdem gab es Verkehrsprobleme in der engen Straße.
Jetzt also die Wiederauflage an neuer Stelle: Bereits am 18. November wird das eisige Vergnügen starten. Der Hauptausschuss gab dem Veranstalter, erneut SAS, sogar auf Wunsch von Edith Stürmlinger und Josef Baumann aus der bunten Fraktion aus Bürgerforum/Freie Wähler Reitmehring-Wasserburg/ ÖDP die Möglichkeit, bis zum 7. Januar zu bleiben. Ob dieses Angebot angenommen wird, steht noch nicht fest, denn erfahrungsgemäß nimmt die Resonanz nach Neujahr ab, so SAS.
Start heuer früher
Die Eislaufbahn wird ab dem 18. November täglich geöffnet werden, von 14 bis 22 Uhr. Die Hütte darf bis 24 Uhr bewirten. Der Christkindlmarkt fängt heuer außerdem früher an als sonst, bereits am 24. November, also eine Woche vor dem ersten Advent. Denn Heiligabend fällt auf den vierten Advent. Eine weitere Änderung: Das beliebte Basarzelt in der Hofstatt, ein Treffpunkt, auf den die Wasserburger 2022 schon verzichten mussten, kommt nicht zurück. Die Bäume dort seien zu raumgreifend geworden, teilte Kölbl als Begründung mit. Stattdessen werde dort die bestehende Überdachung für die Marktstände verlängert, so der Bürgermeister zur Konzeption des WFV.
Christkindlmarkt vor dem Rathaus, am Marienplatz, in der Frauengasse, in der Salzsenderzeilen und in der Hofstatt, Eisbahn am Gries: Könnte dies die beiden Veranstaltungen auseinanderreißen? Im Hauptausschuss war ein wenig Skepsis in den Stellungnahmen herauszuhören, doch die Mitglieder waren sich mit Georg Machl (CSU), dem der alte Standort nahe der Frauenkirche besser gefallen hatte, einig: Einen Versuch ist es wert.“ Die 55 wegfallenden Parkplätze am Gries sollen auf dem noch unbebauten Gelände am Schopperstattweg, auf dem das Feuerwehrhaus entstehen wird, ersetzt werden, kündigte Bürgermeister Kölbl an.
Zurück zu alter Klasse
Er stellte in seiner Stellungnahme auch heraus, dass der Christkindlmarkt 2023 wieder zurückkehren soll zu seinem alten Glanz vor der Pandemie. Die Corona-Zeit war 2022 noch nicht ganz vorbei, deshalb sah sich der WFV als Veranstalter gezwungen, vorbeugend abtrennbare Zonen zu schaffen. So entstand eine „Fressmeile“, die nicht so gut ankam. Heuer wird wieder gut durchmischt. Denn, so Kölbl: „Die im vergangenen Jahr erkennbaren Tendenzen zu einer Partyzone sollen sich nicht weiter verstärken.“ Die Stadt wünsche einen hochwertigen Mix. Sie will auch keine Stände mehr akzeptieren, die wenig adventliches Flair ausstrahlen wie 2022 ein Mandelhäuschen, das eher an Frühlingsfest als an Weihnachtsmarkt erinnerte.
Hütten mit Bratwurst und Glühwein, Buden mit adventlichen Geschenkartikeln sowie kleine Karussells sollen wieder so gemischt werden, dass es nicht laut wird, sondern besinnlich bleibt. Wobei Wolfgang Janeczka (SPD) betonte, „nur wegen der Kripperlfiguren kommen die wenigsten“. Mag sein, hieß es im Ausschuss. Doch es sei durchaus möglich, den Spagat zwischen Unterhaltung und Besinnlichkeit zu schaffen, fand Steffi König (Grüne). Größer, bunter, lauter: Das ist für sie kein Weg für den Christkindlmarkt Wasserburg, die Altstadt sei Attraktion genug. Der WFV bekam deshalb eine lange Latte mit 15 Auflagen im Rahmen der Genehmigung mit auf den Weg.
Klimaschutzdialog lehnt Eisbahn ab
König stimmte dem Christkindlmarkt in seiner neuen Konzeption zu (einstimmiger Beschluss), forderte jedoch eine Einzelabstimmung für die Eisbahn, die sie als einzige aus Klimaschutzgründen ablehnt. Angesichts der vielen Naturkatastrophen und schmelzenden Gletscher als Folge des Klimawandels stelle eine künstlich angelegte Eisbahn ein schlechtes Signal dar, findet sie. Auch der Klimaschutzdialog ist gegen die Eisbahn in der beantragten Form für 2019. Ganz von der Hand weisen konnten viele Mitglieder die Argumente dagegen nicht. Aus der SPD und der bunten Fraktion war zu vernehmen, dass sehr kontrovers diskutiert worden sei (ausführliche Berichterstattung über die Debatte zum Klimaschutzaspekt folgt).
Kölbl sieht in der Attraktion Eisbahn jedoch auch eine soziale Komponente. Viele Familien könnten sich heutzutage keine Ausflüge zum Skifahren oder in die Eishalle mehr leisten. Zu „extrem günstigen Preisen“, geplant sei auch eine Gutscheinaktion, werde das Schlittschuhlaufen in Wasserburg angeboten. SAS bestätigt dies: Die Preise seien zwar noch nicht im Detail berechnet, doch eins stehe schon fest: Es werde Familien- und Zehnerkarten geben, Kinder, die mit der Schulklasse kämen, würden nicht mehr als zwei Euro zahlen müssen, so Geschäftsführer Manuel Scheyerl auf Anfrage.
Und in einer verrückt spielenden Welt sei es wichtig, auch mal attraktive Angebote für das Vergnügen zu machen. „Ein kleines Stück Normalität“ sei das Ziel und emotional wichtig in deprimierenden Krisenzeiten, so Kölbl.
Attraktion soll Gäste anziehen
Gartner erinnerte an die warmen Winter der vergangenen Jahre, auf den Seen entstehe kaum noch eine Eisfläche. Die Kufensportler müssten heuer nicht nach außerhalb fahren, um Eis zu laufen. Heike Maas, Fraktionsvorsitzende von CSU/Wasserburger Block, findet ebenfalls, die Stadt solle sich freuen, dass sie so etwas Schönes anbieten könne für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Der Christkindlmarkt wirke mit der Eisbahn „wie ein Magnet“, ein Alleinstellungsmerkmal, etwas Besonderes. Das sei wichtig in Zeiten starker Konkurrenz und ziehe auch Gäste von außerhalb an, die in den Geschäften einkaufen würden. So sieht es auch der Stadtmanager: Simon Arnold befürwortet die Anlage ebenfalls.