Das sagen Protagonisten, so voll war der Kinosaal
„Was wäre Wasserburg ohne Kino?“ – Hat die Biennale in Wasserburg den Durchbruch geschafft?
Hat die im Vorfeld auch kritisch beäugte Biennale Bavaria in Wasserburg diesmal den Kinosaal gefüllt? Ist das Konzept mit anspruchsvollen Filmen wie der Mockumentary „Olaf Jagger“ aufgegangen? Die Protagonisten kommen zu einem klaren Ergebnis. Und so denkt nun der schärfste Festivalkritiker.
Wasserburg – Die Anzahl der Besucher steht noch nicht fest. Doch Kinobetreiber Rainer Gottwald lässt verlauten, die Resonanz auf das Heimatfilm-Festival sei heuer um ein Vielfaches besser gewesen als 2022. Der Vorsitzende des Festivalvereins, Günther Knoblauch, sprach beim Finale in Wasserburg von einer sehr guten Resonanz auf die 34 Filme, die sich alle mit dem Heimatbegriff auseinandersetzten. Es war keine leichte Kost, die das Festival servierte: anspruchsvolle Filme, keine Blockbuster.
Das sagt die Kulturreferentin
Kulturreferentin Edith Stürmlinger, die im Festivalverein die Stadt Wasserburg vertritt, ist als leidenschaftliche Verfechterin der Veranstaltungsreihe hoch zufrieden. „Was wäre Wasserburg ohne Kino? Bei uns ist Kino ein Teil unseres kulturellen Lebens. Das wichtigste Ziel der Biennale Bavaria, wieder mehr Aufmerksamkeit auf Film und Kino zu lenken, ist sicher erreicht worden“, sagt sie. „Neben einer ausgezeichneten Filmauswahl gab es diesmal ein sehr umfangreiches Rahmenprogramm.
Wer könnte besser zum Thema Neuer Heimatfilm passen als Gerhard Polt und die Well-Brüder? Ein legendärer Auftritt in der Badriahalle mit 1250 begeisterten Zuschauern!“ Veranstaltungshöhepunkte waren für sie der Tag zum „Jungen Film“, der interessierten Schülern zeigte, dass Berufe in der Filmindustrie sehr vielfältig sein können. „Der an das Gespräch mit Filmemacher Tobias Huber folgende Kurzfilm eines Studenten-Oskar-Gewinners „Eigenheim“ war für mich ein unglaublich berührender Film.“
Wetter stört Festival-Atmosphäre mit Livemusik
Neu war diesmal das Festivalzelt mit Livemusik. „Leider hat der Wettergott überhaupt nicht mitgespielt, sonst hätten wir echte Festival-Atmosphäre in Wasserburg gehabt, vor allem am Freitag, mit einer wunderbaren Licht-Show von Urs Hasler und Musik von Max Hurricane & the eSKAlators im Zelt. Die Open-Air-Leinwand und 60 Liegestühle kamen leider nicht zum Einsatz. Sehr, sehr schade“, bedauert Stürmlinger.
„Die Podiumsdiskussion am Dienstag (mit SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, Anmerkung der Redaktion) war hochkarätig und vielfältig besetzt, da hätten aber durchaus noch ein paar Leute mehr in den Rathaussaal gepasst“, findet sie. „Für mich war das eine sehr intensive und hochinteressante Woche. Gerne wieder, am Besten bei frühlingshaften Temperaturen, ohne Regen.“
Bürgermeister: Werbung für Wasserburg
Auch Bürgermeister Michael Kölbl ist zufrieden. „Es gab eine deutliche Steigerung beim Festival des Neuen Heimatfilms. Die Biennale bot heuer einen verbesserten Ablauf und ein gelungenes Programm. Damit gingen die Hoffnungen des Hauptausschusses der Stadt in Erfüllung, der sich für eine weitere finanzielle Förderung der Biennale in Wasserburg eingesetzt hatte.“ Es sei tatsächliche eine von Grund auf neue Struktur geschaffen, die letztendlich zum Erfolg geführt habe.
Auch überregional sei das Festival wahrgenommen worden. „So diente es auch für Wasserburg als gute Werbung.“ Persönlich habe er den Film Olaf Jagger angeschaut, der ihm sehr gut gefallen habe. Einziger Wermutstropfen des Festivals sei das Wetter gewesen. „Im Festzelt herrschten teilweise recht frische Temperaturen, so dass viele Besucher den direkten Weg ins Kino wählten“, so Kölbl.
Filmemacher Sebastian Schindler: „äußerst aufregende Woche“
Filmemacher Sebastian Schindler zieht ebenfalls eine positive Bilanz: „Eine äußert aufregende Woche liegt hinter mir. Die Biennale Bavaria war ein spannendes Filmfest, welches ich als Moderator, Diskussionsteilnehmer und Gast erleben durfte. Es war mir eine Ehre mitwirken zu dürfen, tolle Filme zu sehen, aufregende Events zu erleben und Gäste, als auch Filmschaffende, kennenzulernen. Ich bin bereits jetzt voller Vorfreude auf die nächste Ausgabe und hoffe wieder mit von der Partie sein zu dürfen“, sagt der heimische Schauspieler und Regisseur („dahoam is dahoam“)..
Wolfgang Janeczka: „Doch keine Eintagsfliege“
Selbst Wolfgang Janeczka, Kulturexperte und Stadtrat, der sich im Vorfeld sehr kritisch mit der Biennale und ihrer kommunalen Förderung (ein Euro pro Einwohner) auseinandergesetzt hatte, hat seine Meinung geändert: Er sei anfangs davon ausgegangen, dass das Festival eine Eintagsfliege sei und sich nicht durchsetzen können. Doch er habe seine Ansicht revidiert. „Das Festival ist es wert, gefördert zu werden.“ Es sei für die Region Wasserburg ein Gewinn. Die Resonanz habe gezeigt, dass das sehr anspruchsvolle Programm ankomme. Die Biennale habe es beim Start in Wasserburg, mitten in der Pandemie, nicht leicht gehabt. Doch es habe sich rentiert, dass der Festivalverein unter Vorsitz von Günther Knoblauch am Konzept festgehalten habe. Es sei diesmal – mit leicht veränderten Inhalten – aufgegangen.