Biennale Bavaria Internationale
Filmfestival in Wasserburg: Hat Kino noch eine Zukunft?
Die Biennale Bavaria Internationale startet am 24. April in Wasserburg - trotz viel Kritik. Warum sie sich für das Filmfestival eingesetzt haben und was die Faszination Kino ausmacht, verraten uns Kulturreferentin Edith Stürmlinger und Betreiber des Kino Utopia, Rainer Gottwald.
Wasserburg - In Wasserburg startet ab Montag, 24. April, das große Filmfestival, die Biennale Bavaria Internationale. Insgesamt 34 Filme werden gezeigt. Am Dienstag, 2. Mai, folgt abschließend noch eine Podiumsdiskussion. Kulturreferentin Edith Stürmlinger und Kinobetreiber Rainer Gottwald haben sich stark dafür eingesetzt, dass die Biennale erneut stattfinden kann. Trotzdem stellt sich - angesichts von Streamingdiensten, die wie Pilze aus der Erde schießen - die Frage: Hat Kino überhaupt noch Zukunft?
Für Rainer Gottwald, Inhaber des Kino Utopia in Wasserburg, und Kulturreferentin Edith Stürmlinger ist die Antwort darauf ein klares Ja. „Es ist schwieriger geworden“, gibt Gottwald zu. Immer mehr Streamingdienste, die immer früher ihre Filme anbieten, würden den Kinos die Besucher streitig machen. Vorbei sei es mit den Zeiten, in denen die Streifen erst Wochen später auf Amazon, Netflix, DisneyPlus und Co angeboten werden würden. Spätestens seit Corona warten die großen Anbieter nur noch wenige Wochen.
Kino in Wasserburg lebendig halten
Ein Problem für alle Kinos, wobei Gottwald sagt: „Für die großen Blockbuster kommen die Leute sowieso nicht zu mir.“ So sei der neueste Avatar zwar gut besucht gewesen, aber auch dieser Film hätte besser laufen können, meint er. „Für solche Filme fahren die Leute in die großen Kinos, nach München oder Rosenheim.“ Früher sei das anders gewesen. Zu Zeiten von Harry Potter oder Herr der Ringe war es auch im Utopia voll. „Jetzt wollen die Besucher die große Leinwand.“ Gottwald setzt deshalb mehr und mehr auf kleinere Streifen. Aber auch damit sei es inzwischen schwierig, die Kinogänger anzulocken. „Im Vergleich zu 2019 sind wir bei 60 Prozent Auslastung“, erklärt der Betreiber.
Trotzdem steht für ihn fest: Kino hat Zukunft. „Die Leute genießen es, wenn sie einmal entspannt einen Film anschauen können, ohne die Ablenkung, die daheim ist“, so Gottwald. „Es ist einfach ein Event“, ergänzt Stürmlinger. Es sei etwas anderes, gemeinsam mit Freunden einen Ausflug ins Kino zu planen, als sich zuhause auf die Couch zu setzen und fernzusehen. Und: „Kino ist kommunikativer“, zeigt sie sich überzeugt. Oft werde danach noch über das Erlebte gesprochen. Und genau deshalb sei es ihr als Kulturreferentin so wichtig, das Wasserburger Kino lebendig zu halten, „denn ich glaube, es ist von Bedeutung, dass wir miteinander kommunizieren.“
Deshalb stehe sie weiterhin hinter der Biennale - trotz Kritik. Zumal in diesem Jahr mehr geboten werde, so die Kulturreferentin. Für das Festival werde extra ein Zelt in der Herrengasse aufgestellt. „Dort wird jeden Abend Livemusik geboten.“ Zudem seien mehr Stargäste als in den vergangenen Jahren eingeladen. So kommen am Freitag, 28. Februar, die Singer/Songwriterin Nilua nach Wasserburg. Außerdem wird die Hochschule für Film und Fernsehen gemeinsam mit Tobias Huber über die beruflichen Perspektiven in der Filmbranche sprechen. Hochinteressant vor allem für junge Leute, die dort Fuß fassen wollen, ist Stürmlinger überzeugt.
Keine leichte Kost
Aber auch bei der Filmauswahl habe sich die Biennale gebessert. „Die vergangenen beiden Male war die Auswahl zu schwierig“, glaubt Gottwald. „Das waren beinahe Art-House-Filme. Dieses Jahr sind die gebotenen Filme sehr gut“, weiß der Betreiber. Einiges davon habe er selbst schon gesehen, die anderen wolle er noch schauen. „Es ist tatsächlich kein Streifen dabei, den ich als schlecht bezeichnen würde,“ freut sich Gottwald. Nur leichte Kost werde und soll es beim Filmfestival nicht geben. „Das wird kein Heimat-Kuschel-Kurs“, erklärt Stürmlinger. Denn der Begriff „Heimat“, müsse heutzutage neu ausgelegt werden. „Es soll kritisch sein und zum Nachdenken anregen.“
Persönlich freut sich die Kulturreferentin besonders auf „Olaf Jagger“, eine Mockumentary mit dem TV-Comedian Olaf Schubert, der sich auf Spurensuche begibt: Seine Mutter soll zu DDR-Zeiten eine Affäre mit Mick Jagger gehabt haben. Der Film hat bereits einige Preise gewonnen. Außerdem freut sie sich besonders auf die Veranstaltung „Junger Film“ am 28. April, ber der auch die Lasershow „Aurora Borealis“ stattfindet. Weiteres Highlight für Stürmlinger: Eine Podiumsdiskussion am 2. Mai im Rathaussaal, zum Thema „Gemeinsam Heimat: Die Jungen sind schneller, die Alten kennen die Abkürzung - Perspektiven für Jung und Alt“. Hier wird unter anderen SPD Generalsekretär Kevin Kühnert debattierten.
Angesichts so viel Angebot, hoffen sowohl Gottwald als auch Stürmlinger auf hohe Besucherzahlen. „Ich hoffe, die Wasserburger nehmen die Veranstaltung an“, so die Kulturreferentin. Im Idealfall solle sie sich zu einer festen Größe in Wasserburg entwickeln und alle zwei Jahre wiederholt werden. „Ich finde es super, dass es so etwas gibt. Das bringt die Leute wieder mehr ins Kino“, zeigt sich Kinobesitzer Gottwald überzeugt.

