„Das ist schon Wahnsinn“
Auf nach Hawaii: Was den Kindheits-Traum dieses Kolbermoorer Ironman-Starters (43) noch gefährdet
Für Fabian Mottl (43) aus Kolbermoor geht beim Ironman auf Hawaii ein Lebenstraum in Erfüllung. Doch kurz vor dem Start werfen ihn zwei Schockmomente aus der Bahn. Kann er trotzdem antreten?
Kolbermoor – Nun wird es also ernst. Als das Flugzeug am Donnerstag (17. Oktober) abgehoben war, kam Fabian Mottl aus Kolbermoor seinem großen Traum auch räumlich immer näher. Denn mittlerweile ist der 43-Jährige auf Hawaii angekommen. Jenem magischen Ort, an dem er beim weltbekannten Triathlon-Wettkampf teilnehmen wird. Dem Wettkampf, auf den er sich seit zwei Jahren vorbereitet. Und den er schon als kleiner Bub begeistert vor dem Fernseher mitverfolgt hat. „Wenn ich darüber nachdenke, ist das schon Wahnsinn“, sagt Mottl euphorisch gegenüber dem OVB.
Bevor es am Samstag, 26. Oktober, wirklich beim Ironman losgeht, hat Mottl noch einige Tage Zeit, in denen die letzten Vorbereitungen getroffen werden. Auch wenn Mottl betont, dass die Profis schon deutlich früher anreisen, was mit seinem Alltag aber nicht vereinbar wäre. Doch dass er jetzt überhaupt vor Ort sein kann, war noch vor wenigen Tagen alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Selbstvertrauen getankt
Dabei hatten die Wochen vor dem großen Event so gut angefangen. Mottl, der seit zwei Jahren täglich trainiert und neben dem Sport noch seine Familie und den Beruf als Marketingmanager in Einklang bringen muss, war Ende September noch bei einem Triathlon in Ingolstadt gestartet. Dort konnte er als frisch gebackener bayerischer Meister und Gesamt-Altersklassensieger nochmal richtig viel Selbstbewusstsein für den Ironman tanken. „Das war richtig gut und es hat mir gezeigt, dass ich in einer guter Form bin.“
Doch umso näher anschließend die Reise nach Hawaii rückte, umso vorsichtiger wurde der zweifache Familienvater. „Damit ich mich nicht unnötig irgendwo anstecke, bin ich nur noch mit Maske Zug gefahren“, erzählt der Kolbermoorer. Auch habe er größere Treffen sicherheitshalber gemieden. Doch trotz der Vorsichtsmaßnahmen folgte der erste große Rückschlag.
Zwei große Rückschläge
„Irgendwie habe ich mir eine Nebenhöhlenentzündung eingefangen“, erzählt der Kolbermoorer. Und auch wenn er eigentlich hätte pausieren sollen, trainierte er trotz Erkältung weiter. „Ich wollte nicht, dass mich das zu sehr zurückwirft“, sagt er und gibt zugleich den Fehler zu. Denn letztlich konnte seine Erkrankung nur mit Antibiotikum gestoppt werden. Doch ein Unglück kommt selten alleine. Wenig später folgt der nächste Schock im Vorfeld des Ironman. Mottl fährt, vermutlich nachdem er sich beim Reifenwechsel verhoben hat, ein tiefer Schmerz in den Rücken. Dieser ist seitdem „so verhärtet, dass ich aktuell eigentlich nicht sitzen kann“.
Denkbar ungünstige Umstände für einen Sportler, der kurz davor ist, sich seinen Lebenstraum im Zentralpazifik zu erfüllen. „Vor allem, weil ich in den letzten beiden Jahren eigentlich nichts hatte“, sagt Mottl. Doch Aufgeben wäre freilich keine Option und so hofft er neben der Physiotherapie einfach darauf, dass sich das Rückenproblem schnellstmöglich wieder legt.
Was bis zum Start noch ansteht
Nun ist Mottl, der einst in Neuburg an der Donau als Kanurennsportler begonnen hatte, nach einem 23-Stunden-Flug – München, Frankfurt, San Francisco, Hawaii – im jüngsten der US-Bundesstaaten angekommen. Auf der größten Insel der hawaiianischen US-Inselgruppe im Zentralpazifik geht es für ihn nun darum, den Jetlag (zwölf Stunden Zeitunterschied zu Deutschland) zu überwinden und sich dort zu akklimatisieren.
In den Tagen vor dem Wettkampf wird er auf dem Seitenstreifen des noch befahrenen Highways trainieren und gleichzeitig die Strecke kennenlernen. Auch will er noch an einem Schwimmwettkampf teilnehmen, um auf der Original-Strecke einen kleine „Pazifik-Generalprobe“ zu erleben. „Die letzten Tage vor dem Start passiert dann aber wirklich nicht mehr viel außer Füße hochlegen“, erklärt Mottl.
„Jede andere Frau hätte mir längst den Vogel gezeigt“
Und stand jetzt hält sich die Aufregung noch in Grenzen. „Ich bin aktuell vor allem gespannt und freu mich drauf“, sagt der Kolbermoorer, der ohne besondere Rituale auskommt. Sein Vorteil: Anders als bei vorherigen Wettkämpfen verspürt er nun keinen Druck mehr, eine besondere Zeit zu erreichen. „Auf der einen Seite ist Hawaii mit den Bedingungen ohnehin kein Ort für Bestzeiten, auf der anderen Seite geht es bei mir eigentlich nur darum, im Ziel anzukommen.“
Deshalb gehe es jetzt vor allem darum, klar zu bleiben, sich zu konzentrieren und Ängste, etwa vor einem Sturz oder einem Platten, aus den Gedanken zu verbannen. „Trotzdem bin ich es vielen Menschen schuldig, so gut wie möglich ins Ziel zu kommen.“ Allen voran seiner Familie mit den Töchtern Leni (11) und Nele (8), insbesondere aber seiner Frau Hanni. Denn: „Ich bin privilegiert, dass ich das in den letzten Jahren so durchziehen konnte – jede andere Frau hätte mir längst den Vogel gezeigt.“
Familie und Freunde fiebern mit
Wenn Fabian Mottl am Samstag um 7.15 Uhr hawaiianischer Ortszeit in seiner Altersklasse startet, werden seine Liebsten und weitere 80 Anhänger, die einer speziellen Whatsapp-Gruppe angehören, vom anderen Ende der Welt aus mitfiebern. Dann wird Mottl auch den Ärger darüber, dass seine Familie aufgrund des Beamtenverhältnisses seiner Frau nicht mitreisen durfte, ausblenden müssen. Immerhin ist sein Schwager mitgekommen, der die Mitfiebernden in der Heimat mit den wichtigsten Bildern und Informationen versorgt.
Und wenn Mottl dann ein paar Tage später am Münchner Flughafen von seiner Frau und den Töchtern abgeholt wird, steht eines schon jetzt fest: „Wir werden dann erstmal schön am Irschenberg brunchen gehen und ich gönne mir dann auch endlich mal wieder ein bayerisches Bier mit Alkohol.“ Denn viele Leckereien aus der oberbayerischen Heimat fehlen ihm im weit entfernten US-Bundesstaat allemal. Doch bis es so weit ist, gilt seine volle Konzentration dem Start beim Ironman. Jenem Wettkampf, der ihn schon sein ganzes Leben begeistert.

