Energie-Zukunft der Adolf-Rasp-Schule
„Gut funktionierende Gasheizung entsorgen“? – Diskussion um Fernwärme-Anschluss in Kolbermoor
Kolbermoor will eine Vorreiterrolle in der Zukunft der Energieversorgung einnehmen. Die Erweiterung des Fernwärmenetzes steht deshalb auch im Fokus. Dabei könnte die Adolf-Rasp-Schule eine besondere Rolle einnehmen – doch welche Folgen hätte ein Anschluss in dem Fall?
Kolbermoor – Dass der Stadt in Sachen Energiezukunft eine Vorreiterrolle zukommt, dass sie hier immer wieder mit guten Beispielen vorangehen muss, ist für den Stadtrat keine Frage. Besonders trifft das auf den Ausbau der Fernwärme durch die INNergie zu. Areale mit kleinteiliger Wohnbebauung können nur dann wirtschaftlich erschlossen werden, wenn in der Nähe zumindest ein Großabnehmer mit ans Netz geht. Konkret befasste sich der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung mit der Überlegung der INNergie, das Gebiet um die westliche Heubergstraße an das Fernwärmenetz anzuschließen. Der notwendige Großabnehmer könnte hier die Adolf-Rasp-Schule sein.
Hintergrund für die Überlegung der INNergie ist die Tatsache, dass dort derzeit die Finanzrahmenplanung für das nächste und die darauffolgenden Jahre erstellt wird. Wesentlich dafür ist die Kenntnis über eventuelle größere Anschlussvorhaben, wie es das Gebiet um die Heubergstraße wäre, wie Bürgermeister Peter Kloo erklärte. Prinzipiell wäre die Umstellung der Schule auf Fernwärme eine gute Sache, wie die Verwaltung in ihrer Sitzungsvorlage befand. Derzeit wird sie mit Gaskesseln beheizt, Strom liefert zusätzlich ein Blockheizkraftwerk. Spätestens ab 2045 aber sind gasbetriebene Anlagen nicht mehr erlaubt, so schreibt es das derzeitige Klimaschutzgesetz vor.
Kostspieliger Fernwärmeanschluss
Man muss dann also nach alternativen Energien suchen, was, wie Klimaschutzmanager Thomas Ertl den Stadträten erläuterte, nicht einfach sein wird: Für eine Hackschnitzelanlage fehlt der Platz. Um Wärmepumpen ökonomisch sinnvoll zu betreiben, wäre eine Photovoltaikanlage auf dem Dach nötig, die aber wegen der Dachgestaltung nicht unterzubringen ist. Den Strom aus dem Blockheizkraftwerk für eine Wärmepumpenanlage zu verwenden, geht ebenfalls nicht, denn auch das läuft mit Gas, muss also nach derzeitigem Gesetzesstand ebenfalls ab 2045 stillgelegt werden.
Der große Vorteil eines Anschlusses ans Fernwärmenetz wäre damit die Tatsache, dass die Sicherstellung einer gesetzeskonformen Energieversorgung Sache der INNergie wäre und die Stadt damit von dieser Aufgabe befreit. Allerdings stehen diesem Vorteil die Kosten für den Fernwärmeanschluss gegenüber: Sie belaufen sich einmalig auf 145.000 Euro, zusätzlich würden sich die jährlichen Energiekosten um 10.000 Euro erhöhen, wenn das Blockheizkraftwerk weiterbetrieben wird, um 42.000 Euro, wenn man es stilllegt. Weiter ins Gewicht fällt, dass die Gasbrennwertkessel der Schule erst 2010 installiert wurden, also aller Voraussicht nach bis etwa 2040 halten werden.
Energiezukunft nicht um jeden Preis
Vor diesem Hintergrund zeigte sich der Stadtrat quer durch alle Fraktionen skeptisch gegenüber einer sofortigen Umstellung der Schule. Seine Bedenken lassen sich gut mit der Wortmeldung von Leonhard Sedlbauer (CSU) zusammenfassen, der sagte: „Im Klartext würden wir hier eine noch gut funktionierende Gasheizung entsorgen, nur um dann für deutlich mehr Geld Wärme zu bekommen, die derzeit ebenfalls über Gas erzeugt wird. Positiv wäre dabei nur, wenn die INNergie Preisgarantien geben könnte.“ Das aber ist, wie Bürgermeister Peter Kloo feststellte, nicht der Fall.
Auch Dagmar Levin (SPD) stellte für ihre Fraktion fest, dass es zwar unbestritten sei, dass die Stadt in Sachen Energiezukunft mit gutem Beispiel vorangehen müsse, aber eben nicht um jeden Preis. Noch etwas zu warten, wäre hier die sinnvollere Lösung. Der Stadtrat beschloss deshalb einstimmig, die Adolf-Rasp-Schule derzeit nicht an das Fernwärmenetz anzuschließen. Die INNergie wird damit aller Voraussicht nach nicht mit einer Fernwärmeakquise im Gebiet um die Heubergstraße beginnen.