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Generalsanierung in der Region

Zugstrecke München - Salzburg wird für Monate lahmgelegt: Was auf Bahnfahrer zukommt

Reisende am Bahnhof Rosenheim, Bayerns Bahnchef Klaus Dieter Josel: Für Sanierungen weniger Geld als erwartet.
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Am Bahnhof Rosenheim wird sich erstmal wenig tun, trotz der Generalsanierung, die Bayerns Bahn-Chef Klaus Dieter Josel angekündigt hat.

Für Pendler und Ausflügler könnte es chaotisch werden: Die Bahn plant eine Generalsanierung auf der Strecke München - Salzburg über Rosenheim. Dafür heißt es für Monate: Nichts geht mehr. Wann‘s losgeht. Wie der Ersatzverkehr aussieht. Und wo Rosenheim und Prien außen vor bleiben.

München/Rosenheim – „Eine Zumutung und Herausforderung“ sieht Bayerns Bahnchef Klaus Dieter Josel in diesem Megaprojekt der Deutschen Bahn. „Ein Gesamtkunstwerk“ ist es für Gerd Matschke, Infrastruktur-Chef der Bahn für den Süden. Beide kündigten am Montag (8. April) in München an, was auf Pendler und Ausflügler auch in der Region Rosenheim zukommt: eine Generalsanierung, die die Bahn zwischen München und Salzburg für Monate lahmlegen wird.

2027 Start in der Region Rosenheim

2027 geht‘s los. Von Anfang Februar bis Anfang Juli wird der Abschnitt von München nach Rosenheim lahmgelegt, anschließend der von Rosenheim nach Salzburg. Auch die Arbeiten an diesem zweiten Abschnitt sollen in etwa fünf Monate lang dauern.

Die Verbindung zwischen München und Salzburg ist nur eine von 40 wichtigen Strecken in ganz Deutschland, die von Grund auf überholt werden. Allein in Bayern sind sieben Strecken betroffen. Den Anfang macht im Juli 2024 jedoch die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Die Bahn pumpt viel Geld in die Erneuerung: Vergangenes Jahr habe man 2,2 Milliarden Euro in das Streckennetz gesteckt, im laufenden Jahr werde man eine ähnliche Größenordnung erreichen.

Jahrzehntelang Versäumtes in Monaten nachholen

Es ist der Versuch, jahrzehntelang Versäumtes in der Frist weniger Monate nachzuholen. „Bei der Modernisierung der Strecken sind wir in Rückstand geraten“, sagte Josel bei der Pressekonferenz in München. „Das wollen und müssen wir ändern.“ Ziel sei die „gebündelte und gleichzeitige Erneuerung sämtlicher Gewerke“, also Gleise Weichen und Oberleitungen, und weiter bis hin zu Stationen und Bahnsteigen. Damit werde man den Investitionsstau beseitigen und für einen erstklassigen Standard sorgen.

Großreparatur: Alles in einem Aufwasch

Der große Unterschied zu früheren Großmaßnahmen: Die Bahn saniert nicht mehr unter dem rollenden Rad, also während des laufenden Betriebs, mit kurzen aber sehr zahlreichen Unterbrechungen. „Das wäre absolut nicht effizient“, sagt Matschke. Die Zugverbindungen werden tatsächlich ganz stillgelegt. Damit vom Schotterbett der Gleise bis hin zur Überdachung der Bahnsteige alles in einem Zug erneuert werden kann.

Ziel seien in erster Linie nicht höheres Tempo der Züge und Ausbau der Kapazität, sagte Matschke; es gelte vielmehr, das System widerstandsfähiger und robuster und damit zuverlässiger zu machen. Derzeit stammten viele Bestandteile der Infrastruktur noch aus den 50er und 60er Jahren. Unter anderem weil die Strecke danach auch mit dem European Train Control System (ETCS) ausgestattet sein wird, die Züge damit auch dichter getaktet werden können, komme diese Erneuerung unter anderem dem Brenner-Nordzulauf zugute, sagte Klaus Dieter Josel auf OVB-Anfrage.

Auch Bahnhöfe werden überholt

Die Bahn hübscht sich gründlich auf. Erneuert werden sollen daher nicht nur Weichen, Gleise und Oberleitungen, auch die Bahnhöfe werden saniert. „Zukunftsbahnhof“ heißt das Motto: Mit diesem Etikett versieht die Bahn Stationen, die von der Verkehrsstation über das Empfangsgebäude und den Vorplatz bis hin zur Anschlussmobilität „zukunftsfähig“ gemacht werden. Insgesamt 13 Bahnhöfe zwischen Grafing und Freilassing sollen auf Hochglanz poliert werden.

Nicht dabei ist Rosenheim: Für Knotenpunkte seien „eigene Rezepte“ nötig, sagte Matschke. Auch Nürnberg und Regensburg sollen erst später renoviert werden. In Prien hingegen wird zwar gearbeitet werden, doch zum Titel „Zukunftsbahnhof“ werde es nicht reichen. „Noch nicht“, betont Josel. Prien werde noch gänzlich auf Vordermann gebracht, doch für 2027 reicht der Vorlauf nicht mehr, fügte Matschke hinzu.

Ein Bypass gegen den Verkehrsinfarkt?

Die Verbindung München, Rosenheim und Salzburg sei „extrem wichtig“, sagte Matschke, weil sie einerseits Teil der Fernverbindung Paris, Bratislava und Budapest sei, zum andern als Teil des Brenner-Zulaufs „sehr stark beansprucht“ sei. Für insgesamt zehn Monate stockt der Fluss in dieser Schlagader, es droht der Infarkt. Die Bahn will dem mit Bussen entgegensteuern.

Immerhin: Eine Generalprobe gar es bereits, und laut Klaus Dieter Josel ist sie gut abgelaufen. Bei der Sperrung der Strecke Nürnberg - Würzburg seien auch Busse eingesetzt worden. Über 80 Prozent der Fahrgäste hätten sich zufrieden geäußert.

Steht der Brenner-Nordzulauf auf der Kippe?

Die Generalsanierung ist – auch wenn der Umfang sehr groß scheint – nur eine Mindestmaßnahme. Im Januar war im Bundeshaushalt auch am Erneuerungsfonds für die Bahn gespart worden, statt 40 Milliarden gibt es nur noch rund 26 Milliarden. Bestandswahrung gehe dabei vor Neubau, sagte Josel.

Der Fahrgastverband Pro Bahn hatte die Investitionsbremse kritisiert. Die Bahn-Skeptiker in der Region Rosenheim aber dürften die Finanznöte hellhörig gemacht haben.

Steht der Brenner-Nordzulauf wegen knapper Kasse auf der Kippe? Josel dämpft die Hoffnungen von Trassengegnern in der Region Rosenheim. Zum einen sei der Ausbau der Brenner-Verbindung auch auf deutscher Seite „international wichtig“. Zudem sei das Projekt in Deutschland gewollt. „Das Bewusstsein der Politik ist ja da, dass Schiene ausgebaut werden muss“, sagte Josel auf OVB-Anfrage. „Wegen des Brenner-Nordzulaufs mache ich mir keine Gedanken.“

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