Top 3 der Freuden und Ärgernisse
Umfrage zur Lebensqualität in Rosenheim: Das sagen Stadtverwaltung und Politiker dazu
Was freut oder nervt euch an Rosenheim? Wir wollten es wissen! Nun haben wir im Rathaus und bei den Stadtratsfraktionen angefragt, was sie zum Ergebnis der Umfrage sagen:
Rosenheim - Mit 25 Prozent der Stimmen führt das Herbstfest eindeutig das Feld bei den Dingen, auf die die Rosenheimer an ihrer Stadt stolz sind an. „Nach einem turbulenten Start mit Kälteeinbruch, konnten wir ein tolles Herbstfest feiern“, bilanzierte Klaus Hertreiter, Geschäftsführer des Wirtschaftlichen Verbandes (WV) heuer. Nach dem ersten Kindertag, habe sich das Wetter schlagartig zugunsten der Schausteller und Veranstalter geändert. Der Kern des Herbstfestes sei für ihn als Veranstalter, „die Leute jedes Jahr aufs Neue zu begeistern.“ Es brauche neue Ideen und einige Veränderungen, um den Besuchern eine schöne Wiesn-Zeit zu geben. Platz zwei und drei belegen dann die schöne Altstadt mit 12 und die schöne Umgebung von Rosenheim mit 11 Prozent der abgegebenen Stimmen.
Das Geschäftesterben in der Innenstadt steht wiederum bei den Kritikpunkten mit 17 Prozent an erster Stelle. Die Situation insbesondere an der Münchner Straße in Rosenheim wird immer schwieriger. Zuletzt wurde bekannt, dass nach 15 Jahren die Filiale „Marc O‘Polo Women“ weg ziehen wird. Und es könnten noch mehr werden, davon ist Thomas Wüstefeld, Inhaber der Immobilienagentur „Felder“, überzeugt. Dem folgen mit 9 und 7 Prozent die Verkehrssituation und die ständigen Baustellen.
Anmerkung der Redaktion: Es wurden alle im Stadtrat vertretenen Fraktionen angefragt. Die Stadtratsfraktion Freie Wähler/UP wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht äußern. Sollten noch weitere Stellungnahmen eingehen, werden wir diese zu gegebener Zeit veröffentlichen.
Christian Baab, Pressesprecher der Stadt Rosenheim:
„Weil die Umfrage sehr viele Antwortmöglichkeiten zulässt, ergeben sich kaum repräsentative Werte. Die Antworten verteilen sich recht kleinteilig auf die jeweils über 20 Antwortvorschläge, ohne dass sich einer als besonders relevant hervorhebt. Die Umfrage zeichnet ein sehr diffuses Bild über positive und negative Wahrnehmungen in der Stadt Rosenheim.
Aus eigenen empirischen Erhebungen wissen wir, dass der Freizeitwert sowie die Attraktivität der Stadt mit ihren Dienstleistungen, kulturellen Angeboten oder ihrer Aufenthaltsqualität große Pluspunkte sind.
Wie in jeder anderen Stadt auch wird die Verkehrsentwicklung seit Jahrzehnten mit Argusaugen beobachtet. Die Mobilität und die damit einhergehenden Ansprüche aller Verkehrsteilnehmer entwickeln sich rasant weiter. Wir als Stadtverwaltung versuchen allen Bedürfnissen bestmöglich gerecht zu werden, das allerdings immer im Korsett der begrenzten Fläche, die uns als kreisfreier Stadt zur Verfügung steht.
Wir wappnen uns für die Zukunft, indem wir die Stadtentwicklung der kommenden 15 Jahre vorausschauend und zukunftsweisend vorantreiben. Dies erfolgt beispielsweise mit einem sogenannten „Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept“ und mit der Weiterführung des Einzelhandelsentwicklungskonzeptes.
Rosenheim ist eine attraktive Stadt mit viel Potential, das es zu nutzen gilt.“
Herbert Borrmann, Vorsitzender CSU-Fraktion:
„Sowohl die positive Wertungen des Herbstfestes, der schönen Altstadt und einer tollen Umgebung entsprechen auch den Rückmeldungen bei uns Stadträten der CSU Fraktion. Das Thema Ausstellungen als Kritikpunkt können wir so nicht nachvollziehen, da wir neben den unterschiedlichsten, zahlreichen Angeboten vor allem im Lokschuppen Ausstellungen anbieten, die deutschlandweit bekannt und beliebt sind.
Die weitere Innenstadtbelebung wird in den nächsten Jahren eine wichtige Aufgabe bleiben. Mit dem Sommer in Rosenheim, einer von uns aktuell beantragten Verlängerung der Fußgängerzone bis zur Salinstraße und der Belebung des Salingartens mit Gastronomieangeboten und Spielplätzen, wollen wir weitere Anreize schaffen. Darüber hinaus möchten wir die Toilettensituation vor Allem für Besucher der Stadt als auch die Sitzangebote, ähnlich dem Riedergarten verbessern. Grundsätzlich sollten die Rosenheimer Parkanlagen mehr im Blick zukünftiger Verbesserung der Lebensqualität stehen, genauso wie Angebote im Bereich der Flüsse und Seen im Stadtgebiet. Der Leerstandsentwicklung soll zusätzlich mit einem eigenen Manager entgegengewirkt werden. Die Verkehrssituation wird sich erst mittelfristig entspannen, da im Augenblick durch die Erweiterung des Fernwärme- und Kältenetzes zusätzliche Straßenbaumaßnahmen notwendig sind. Gleiches gilt auch für die geplanten Baumaßnahmen in der Kufsteinerstraße. Der Mangfalldamm wird im Zuge des Hochwasserschutzes vom Wasserwirtschaftsamt neu gestaltet, so dass die Radwege- sowie die Fußgängerverbindungen deutlich verbessert werden.
Die Ergebnisse der Befragung überraschen die CSU Fraktion nicht. Die genannten Themen nimmt auch die CSU Fraktion bis auf wenige Ausnahmen so war, und versucht im Rahmen der Möglichkeiten die Wünsche der Bürger umzusetzen. Allerdings ist nicht jeder Einzelwunsch erfüllbar, Aufgabe der Stadt, oder wird von allen befürwortet.“
Abuzar Erdogan, Vorsitzender SPD-Fraktion:
„Die Ergebnisse bestätigten weitestgehend auch meinen Eindruck und Blick auf die Stadt. Wir haben eine sehr schöne Altstadt, einen hohen Lebens- und Freizeitwert und verfügen über gute Angebote im Bereich der Kultur, gleichzeitig gibt es Entwicklungen, die Grund zur Sorge bieten. Die Entwicklungen im Innenstadtbereich mit Blick auf leerstehende Immobilien oder die Verkehrsbelastung dürfen wir nicht auf die leichte Schulter nehmen, je eher wir gegensteuern, desto besser gelingt es uns, die Zahl der Kritikpunkte herunterzubrechen.
Wichtig ist, dass Politik und Verwaltung die positiven Nennungen wie etwa die Altstadt, das Herbstfest und den hohen Freizeitwert stärker fördern. Alle drei Punkte sprechen dafür, dass Rosenheim grundsätzlich attraktiv ist für Touristen, Besucher und vor allem mögliche Fachkräfte, die wir hier in der Region dringend brauchen. Ich bin überzeugt davon, dass wir dieses Potential noch steigern können. Voraussetzung ist, dass die Stadt sich stärker und gezielter nach Außen vermarktet und alle Multiplikatoren aus Verbänden, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in ihrem Wirken koordieren und begleiten muss, dies nicht als „Ordnungshüter“, sondern als Dienstleister und Förderer, um die Marke Rosenheim stärker herauszuarbeiten.
Mindestens genauso wichtig ist es aber, dass wir uns den Problemen und Kritikpunkten widmen. Das erst kürzlich vom Stadtrat verabschiedete Einzelhandels- und Innenstadtentwicklungskonzept zeigt deutlich auf, dass ein hoher Verlust an Verkaufsfläche in der Innenstadt droht. Gleichzeitig bescheinigen die ergangenen Untersuchungen, dass sich der Anlass für Besuche in der Innenstadt wandelt. Während früher der Hauptgrund im Einkauf lag, besuchen vor allem junge Menschen die Innenstadt, um sich aufzuhalten und die Freizeit zu genießen. Wir müssen also unserer Innenstadt ein Update verpassen, das diesem Wandel Rechnung trägt. Dazu braucht es meines Erachtens eines Flächenmanagements durch die Stadt Rosenheim, eine stärkere Einbindung der Hochschule in den Innenstadtbereich und die Förderung von Attraktionen kultureller und sportlicher Art. Diese Maßnahmen fordert die SPD-Fraktion schon seit geraumer Zeit, bei der Einführung eines Flächenmanagements / Leerstandsmanagements ist der Stadtrat erst kürzlich dem Vorschlag der SPD auf Einführung einer solchen Stelle gefolgt. Diese Maßnahmen müssen begleitet werden mit einer Verkehrsentlastung im Bereich der Innenstadt und einer damit einhergehenden Ausdehnung der Fußgängerzonen zum einen, zum anderen müssen wir auch ökologische Maßnahmen ergreifen, um den durch den Klimawandel bedingten Veränderungen Rechnung zu tragen.
An diesem Punkt gäbe es noch vieles, was man für die Entwicklung Rosenheims, vor allem dem Erhalt der Lebensqualität, aufführen könnte. Mich freut es, dass unsere Wahrnehmung in der SPD-Stadtratsfraktion offenbar mit der Wahrnehmung der Beteiligten, positiv wie negativ, weitestgehend deckt und danke Ihrem Team für die Initaitive!“
Sonja Gintenreiter und Peter Rutz, Fraktionssprecher Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen:
Es freut mich, dass das Herbstfest, unsere Innenstadt und Umgebung so positiv bewertet wird. Rosenheim hat hier, unserer Meinung nach ein großes touristisches Potenzial, welches wir nutzen und weiterentwickeln sollten. Gerade in dem, von einigen LeserInnen genannten, kulturellen Bereich hat sich in den letzten Jahren viel entwickelt. Exemplarisch möchte ich den von unserer Fraktion ins Leben gerufenen Kulturstrand nennen.
Die Entwicklung der Innenstadt und des Einzelhandelsstandortes beschäftigt uns im Stadtrat auch sehr. Gerade für die Münchener Str gibt es bereits sogenannte Trading-Up Planungen, wie zum Beispiel eine Erweiterung der Fußgängerzone. Auch könnten wir uns gut kreative Zwischenlösungen, wie Pop-up Stores und eine Bürgerbeteiligung zur Weiterentwicklung der Innenstadt in den leer stehenden Läden vorstellen.
Verkehr ist ein. Dauerbrenner und auch sehr emotionales Thema in Rosenheim. Hier sollte das Verkehrskonzept Innenstadt, welches uns im Frühjahr von einem Fachbüro vorgestellt wurde umgesetzt und weiterentwickelt werden. Auch die Umsetzung der im Radentscheid vorgesehenen Maßnahmen sowie ein faires Miteinander von Fußgängern, Radfahrern, Autos und öffentlichen Verkehrsmitteln tragen hierzu bei. Vor allem beim ÖPNV müssen wir dranbleiben und Anreize schaffen, damit der Bus gerne von den RosenheimerInnen genutzt wird.
hs