Paketshops von DHL, DPD, UPS und Co. beisammen
„Logistik-Zentrum“ am Esbaum in Rosenheim: Was haben Kunden und Kaufleute davon?
Seit einer Weile hat sich am Esbaum in Rosenheim ein regelrechtes „Logistikzentrum“ gebildet, seit dort in unmittelbare Nähe zu einander diverse Geschäfte Paketshops von DHL, DPD, UPS und so weiter aufgenommen haben. Aber was haben Kunden und Kaufleute unterm Strich davon? Wir haben uns erkundigt.
Rosenheim - „Biep. Buup. Kling“, und das Paket, welches der junge Mann zurück an einen großen Online-Versandhändler schicken will, ist bereit für seinen weiteren Weg. Mit inzwischen eingeübten Handgriffen hat Peter Horner die Sendung in das System von UPS eingelesen, ein paar Formalien sind erledigt. Unterdessen hat sich der Kunde umgeblickt, interessiert hier- und dahin geschaut. „Wollen Sie vielleicht einen Katalog mitnehmen?“, meint Horner und gibt ihm auf seine Zustimmung dann eine Broschüre seines „Weinhaus am Esbaum“ mit auf den Weg. Relativ kurz darauf erscheint schon eine Dame mit einem Paket unterm Arm, welches sie aufgeben will. „Man sieht also, das bringt schon auch Leute hier in den Laden, die sonst vielleicht nicht vorbei schauen würden. Alleine das ist es schon wert“, meint Horner.
„Wir arbeiten ohnehin schon länger mit UPS zusammen, die unsere Warensendungen abwickeln. Als dann einige unserer Nachbarn anfingen, Paketshops bei sich anzusiedeln habe ich mir gedacht: Probiere ich das doch auch!“, berichtet Horner, „Und insgesamt ist es bisher echt eine gute Sache. Klar, ab und an haben wir noch Probleme mit der noch nicht vollkommen vertrauten Technik. Aber zumindest im Fall von UPS hat man da dann eine sehr gut erreichbare und hilfreiche Telefon-Hotline.“ Auch aus dem Second-Hand-Geschäft „Zeitlos“, bei dem Hermes und GLS zu finden sind sowie dem Kopiershop „CWI“ bekommen wir auf Nachfrage ein insgesamt positives Fazit. Dort vorbeigeschaut ist auch ein relativ steter Fluss an Kunden anzutreffen, die auch oder ausschließlich für die Paketshops gekommen sind.
„Logistik-Zentrum“ am Esbaum in Rosenheim: Was haben Kunden und Kaufleute davon?
Daneben gibt es auch noch einen DHL-Shop in den Räumlichkeiten eines Fachgeschäfts für Mannschaftssportarten, welcher das An gebot abrundet. Scheinbar ergibt sich so ein für alle Seiten vorteilhaftes Szenario: Alle großen Anbieter sind an einem Fleck vertreten, so das wer Sendungen von verschiedenen Stellen abholen muss, hier nicht von Pontius zu Pilatus laufen muss. Aber gibt es auch Probleme mit dem Modell? Die in den Geschäften am Esbaum ein- und ausgehende Kundschaft scheint zufrieden zu sein. „Ganz grundsätzlich gilt: Gerade in ländlichen Räumen ist es für die Bevölkerung gut, wenn es Möglichkeiten des Postversands in Paketshops gibt, wenn keine Postfiliale im Ort vorhanden ist. Allerdings kann es zu Problemen kommen, wenn Postfilialen geschlossen werden und die Paketshops nicht alle Leistungen anbieten können, die auch in einer Postfiliale verfügbar sind“, erklärt eine Sprecherin der Verbraucherzentrale Bayern e.V. gegenüber unserer Redaktion, „Zu Paketshops selbst haben wir kaum Beschwerden. Die meisten Beschwerden im Zusammenhang mit der Post beziehungsweise Paketzustellung betreffen den Empfang von Paketen.“
Ob unleserliche Abholzettel, verspätete Briefe oder beschädigte Pakete: Qualitätsprobleme in der Postbranche sorgen noch immer für Unmut und Ärger bei Bürgern. Im August 2023 seien beispielsweise 3422 Beschwerden über Postdienstleistungen eingegangen, teilte vor kurzem die Bundesnetzagentur auf Anfrage der Deutschen Presseagentur (dpa) mit. Die Beschwerdemöglichkeit beziehe sich auf die ganze Postbranche, also auch auf Wettbewerber des Bonner Konzerns, wie die dpa in ihrem Bericht betont. Über den Marktführer regten sich die betroffenen Verbraucherinnen und Verbraucher allerdings mit großem Abstand am häufigsten auf. Nach Angaben der Netzagentur bezogen sich 88 Prozent der August-Beschwerden auf die Deutsche Post beziehungsweise deren Paketbereich DHL.
„Sagen wir es gleich vorweg: Es gibt ja inzwischen zehntausende davon. Grundsätzlich scheint das Modell also zu funktionieren und sich zu lohnen, sonst gäbe es das in dem Ausmaß ja wohl nicht?“, meint Bernd Ohlmann, Pressesprecher des Handelsverbands Bayern, „Ich habe mich selbst einmal umgehört und vielfach ebenfalls auch viel gutes gehört: Es bringe Laufkundschaft und vor allem Menschen, die vielleicht vorher noch nie vom eigenen Geschäft gehört haben in den Laden. Alles in allem soll es ein ganz angenehmer Nebenverdienst sein. Aber es gibt leider auch eine Kehrseite: Denn aller Frust, den die Leute mit dem Paketdienstleister beziehungsweise der Post haben, landen dann unter Umständen beim Ladeninhaber. Sei es, das jemand keinen Ausweis dabei hat, es vorher schon Probleme beim Versand gab oder dann im Shop aus technischen Gründen etwas nicht klappt. Das sind dann alles Dinge, für die der Ladeninhaber nichts kann, den Frust darüber darf er sich dann aber anhören.“
hs
