Umfrage zur Lebensqualität
Was euch an Kolbermoor freut und nervt: Das sagen Bürgermeister und Lokalpolitiker dazu
Was freut und nervt euch an Kolbermoor? Wir wollten eure Meinung wissen und stellten vor kurzem die drei meistgenannten Freuden und Ärgernisse zusammen. Nun haben wir bei Bürgermeister Peter Kloo (SPD) und den Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen nachgefragt, was diese dazu sagen.
Kolbermoor - „Letztendlich nehme ich das Ergebnis der Umfrage zwar zur Kenntnis, es ist jedoch viel zu wenig fundiert, als dass es Grundlage kommunalpolitischer Entscheidungen sein könnte“, betont Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo (SPD). Er gehe dennoch auf die angesprochenen Themen ein. „Dass eine Straßenbaumaßnahme im Herzen der Stadt, die sich über mehrere Monate hinstreckt, zu Einschränkungen und manchmal Belästigungen, wie Lärm und Staub, führt, lässt sich leider nicht ganz vermeiden. Dennoch ist diese erste Fahrradstraße in Kolbermoor ein Quantensprung für die Mobilität, für den Fahrradverkehr in unserer Stadt. Am 10. November können wir die Straße für den Verkehr freigeben und schnell werden viele Nutzer den positiven Aspekt schätzen. Die Weiterentwicklung beziehungsweise Umsetzung unseres Radverkehrskonzeptes hat hohe Priorität bei Stadtrat und Verwaltung“, geht er auf das Thema ein, welches von unseren Lesern zum derzeitigen Hauptkritikpunkt an Kolbermoor gewählt wurde.
„Dass im Mangfalltal viele Menschen leben, die wiederum sehr viel Verkehr erzeugen ist eine Tatsache. Das zu ändern liegt oft an jedem selbst. Wir haben in Kolbermoor mit der Mangfalltalbahn ein ÖPNV-Angebot, das kaum zu toppen ist. Auch unsere Stadtbus ist eine Option, gerade auch für ältere Menschen in unserer Stadt. In die Infrastruktur rund um den Bahnhof hat die Stadt einige Millionen investiert, zusammen mit den seit kurzem von der Bahn realisierten höhengleichen Bahnsteigen haben wir nun ein Entree, das viel Bequemlichkeit für Bahnfahrer bietet“, so Kloo weiter.
Was euch an Kolbermoor freut und nervt: Bürgermeister und Lokalpolitiker äußern sich
Der Umbau der Friedrich-Ebert-Straße in eine Radlstraße führte bei den Ärgernissen das Feld bei den Ergebnissen unserer Umfrage zu Kolbermoor mit 15 Prozent der Stimmen an. Dem folgt dann mit 12 Prozent der fehlende bezahlbare Wohnraum für Familien und mit 11 Prozent der Mangel an guten Bayerischen Wirtschaften mit Biergarten. Bei der ersten Auflage unserer Kolbermoor-Stadtumfrage 2017 wiederum hatte mit 20 Prozent das allgemeinere Thema „Verkehrssituation“ noch das Feld angeführt. Auch damals schon war dann mit 13 Prozent der Mangel an bezahlbarem Wohnraum auf dem zweiten Platz. Den dritten Platz teilten sich damals Unmut über gefühlt zu viele Ampeln und das Wahlergebnis der AfD.
Bei den erfreulichen Dingen wiederum landet das Lob für die gut erreichbaren Lebensmittel-Nahversorger mit 15 Prozent der Stimmen auf dem ersten Platz. Dem folgen mit jeweils 11 und 10 Prozent das Rialto, auch als Treffpunkt, sowie der Radweg an der Mangfall. 2017 gefiel euch am meisten der Spinnereipark und das dazugehörige Gelände mit damals 18 Prozent der Stimmen. Dem folgten auch damals schon das Rialto sowie die Stege über die Mangfall mit 14 beziehungsweise 10 Prozent. Natürlich war das keine repräsentative Umfrage. Wir können auch nicht feststellen, wie viele der Umfrageteilnehmer wirklich aus Kolbermoor kommen, wobei auch Landkreisbewohner durchaus ein aussagekräftiges Urteil über die Stadt abgeben können. Auch, dass einzelne Themen wieder weit vorne lagen, spricht dafür.
„Bezahlbarer Wohnraum ist wiederum ein Dauerthema in unserer Region und in ganz Oberbayern. Durch die Kommune sind die zugrundeliegenden Probleme, die Kosten für Grunderwerb und fürs Bauen, nicht zu lösen. Jedoch hat Kolbermoor selbst über 350 Wohnungen, die sozial verträglich vermietet werden. Auch die gerade fertiggestellten 76 sozial geförderten Wohnungen im Bereich Bebauung Conradty sind aufgrund eines Beschlusses des Stadtrates bei der Aufstellung des dortigen Bebauungsplans entstanden.“, fährt Bürgermeister Kloo mit seinen Erläuterungen zum Umfrageergebnis fort und schließt: „Wenn alle, die das Fehlen von bayerischen Bergarten-Wirtschaften beklagen, regelmäßig in solche Biergärten gegangen wären, hätten wir wohl noch mehr davon in unserer Region. Dennoch kann sich das gastronomische Angebot in Kolbermoor als nicht-touristischer Standort schon sehen lassen. Seit Ende Corona wurden einige Lokale neu- oder wiedereröffnet.“
Themen rund um Lebensqualität in Kolbermoor
„Wenn auch die Umfrage nicht repräsentativ war, ist für uns deutlich der Fokus auf aktuell brennende Themen in der Stadt erkennbar. Wenig verwunderlich ist, dass vor allem Baumaßnahmen, die ja für alle Bürgerinnen und Bürger erlebbar sind, in den Antworten dominieren. Generell können alle Themen gut mit dem Schlagwort Lebensqualität überschrieben werden, deren Steigerung für alle Kolbermoorerinnen und Kolbermoorer auch uns ein zentrales Anliegen ist“, erklärt wiederum Leonhard Sedlbauer, Fraktionssprecher der CSU im Stadtrat Kolbermoor, „Wir als CSU haben den Umbau der Friedrich-Ebert-Straße zur Fahrradstraße mehrheitlich befürwortet um den Fahrradverkehr in der Innenstadt zu kanalisieren, damit die Radfahrer sicher abseits der Rosenheimer Straße durch Kolbermoor fahren können. Die weggefallenen Parkplätze werden mittelfristig durch das neu entstehende Parkdeck an der Hasslerstraße kompensiert werden können. Wir sind davon überzeugt, dass die Fahrradstraße nach ihrer Eröffnung und einer gewissen Eingewöhnungszeit nicht mehr unter den Ärgernissen auftauchen wird.“
„Beim Dauerbrenner Wohnraumsituation war zu erwarten, dass dieser wieder im Fokus der Öffentlichkeit steht. Bundes- und landespolitisch hätte hier in den vergangenen sechs Jahren deutlich mehr passieren können, wenn auch die Stadt Kolbermoor beispielsweise durch die Ausweisung sozialen Wohnraums und nicht zuletzt die verantwortlichen Bauträger durch die Herstellung desselben im Conradtygebiet einiges zur Verbesserung der Lage beitragen konnten“, so Sedlbauer weiter, „Der Wunsch nach mehr bayerischen Gaststätten ist nachvollziehbar, jedoch ist auch hier unserer Ansicht nach bereits einiges passiert. . „Ist es die Baustelle die nervt, oder dass generell eine Fahrradstraße gemacht wird aber andererseits, nervt, dass keine Radwege in der Innenstadt sind?“, fragt Parteifreie Kolbermoor-Fraktionsvorsitzender Dieter Kannengießer, „Das Thema des fehlenden bezahlbaren Wohnraums ist ja wohl eines, welches überall und nicht nur speziell bei uns eines ist. Die Stadt Kolbermoor hat mit fast 400 eigenen Wohnungen ein sehr großen Beitrag zu diesem Thema geleistet.“
„Die Reaktion auf die Fahrradstraße nach unserem in Stadtrat einstimmig beschlossenen Radwegekonzept ist nachvollziehbar, da sie sich noch immer im Bauzustand befindet mit relevanten Einschränkungen. Ich gehe davon aus dass im nächsten Jahr wenn alle sich an die neuen Regelungen gewohnt haben sich die Rückmeldungen ändern werden“, meint wiederum Grünen-Stadtratsfraktionsvorsitzende Andrea Rosner, „Das Thema des bezahlbaren Wohnraums wird uns weiterhin stark beschäftigen obwohl die Stadt Kolbermoorer die einzige Stadt im Landkreis ist die über den meisten eigenen Sozialwohnraum verfügt! Es ist nicht genug für unsere attraktive Stadt - eine echte große Herausforderung für uns alle auch den Leerstand und neue Bauleitplanung miteinzubeziehen. Bei den Biergärten gibt es ja eine echte Bereicherung durch die Burger Brothers in der Innenstadt und den Milanogarten am Rathaus!“
„Wenig überrascht“
„Insgesamt zeigt das Ergebnis der Umfrage, dass sich im Wesentlichen die Themen nicht sehr geändert haben. Das bedeutet auch, dass die Anliegen der Bürger weiterhin bestehen oder sich sogar verstärken. Verkehr, Aufenthaltsqualität und Freizeitaktivität sind wichtige Parameter für das Wohl der Bürgerinnen und Bürger“, so schließlich AfD-Fraktionsvorsitzender Christian Demmel, „Die Verkehrssituation in Kolbermoor belastet die Bürger zunehmend.“ Der Kraftfahrzeugverkehr nehme zu, die Stadt versuche aber unterdessen diesen aus der Stadt zu verbannen und gleichzeitig den Radlverkehr zu fördern, was nicht überall gut ankomme. Wohnungen würden zwar entstehen, aber nicht für jeden Geldbeutel. „Hier wären Modelle für Einheimische und eine Wohnbaugesellschaft notwendig“, so Demmel weiter, „Die Aufenthaltsqualität, Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und die kulinarischen Angebote sind den Bürgern wichtig. Kolbermoor bietet hier bereites ein breites kulturelles Angebot und kulinarische Vielfalt. Die bayerische Küche und Wirtshaustradition gerät jedoch immer weiter ins Hintertreffen. Die meisten „bayerischen Gaststätten“ mit Biergarten, werden nicht mehr bayerisch geführt und die Küche ist eher international..“ Grund seien hierfür die vielfachen Herausforderungen an das Gastgewerbe in der Gegenwart.
„Das Ergebnis hat mich insgesamt nicht überrascht. Es zeigt, dass sich die Hausaufgaben noch nicht gemacht wurden oder die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger auf wenig Interesse stoßen“, erklärt Demmel weiterhin und geht noch auf die Tatsache ein, das diesmal das Wahlergebnis der AfD nicht mehr unter den prominenten Kritikpunkten zu finden war, „Heute zeigt das aktuelle Wahlergebnis der AfD auf Landes- und Bezirksebene und die aktuellen Umfragen auf Bundesebene, dass sich der Zuspruch zur AfD mehr als verdoppelt hat. Gerade Kolbermoor erzielte hier ein herausragendes Ergebnis mit 18,7% für die AfD und zeichnet hier einen Wechsel der Beurteilung der Bürger gegenüber der Partei. Durch die internationale Situation mit Ukraine und nun auch noch Nahost, wird sich auch die Situation in Kolbermoor noch verschärfen und das Thema Immigration, Flucht und Asyl werden die Bürgerinnen und Bürger noch intensiv beschäftigen. Hier gilt es, mit Augenmaß schon in der Bundespolitik umzudenken und auch die Bürgerinnen und Bürger der hier schon länger Lebenden zu schützen.“
hs