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Erst das Schneechaos, dann Sturm

„Saugefährlich“: Wasserburger Förster warnt Bürger vor Waldspaziergängen in der Weihnachtszeit

Tobias Büchner, Förster im Forstrevier Babensham, warnt eindringlich davor, in den Wald zu gehen.
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Tobias Büchner, Förster im Forstrevier Babensham, warnt eindringlich davor, in den Wald zu gehen. Erneut mussten Wege in und um Wasserburg gesperrt werden.

Abgebrochene Äste und herabfallende Baumkronen: Zurzeit herrscht „Lebensgefahr“ im Wald. Wasserburgs Förster Tobias Büchner appelliert an die Bürger: „Gehen Sie nicht hinein!“. Warum er einen Wettlauf gegen die Zeit führt, der nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Zukunft der Wälder bedroht.

Wasserburg – Das Sturmtief „Zoltan“ ist über die Region hinweggefegt und hat einigen Schaden angerichtet. Feuerwehren und Einsatzkräfte waren von Donnerstag auf Freitag (22. Dezember) im Dauereinsatz. Es ist bereits das zweite Unwetter im Dezember. Gleich am ersten Wochenende brach ein Schnee-Chaos herein. Der ÖPNV kam zum Erliegen, die Schneepflüge kamen tagelang nicht hinterher, in manchen Kommunen gab es teilweise bis zu 30 Stunden lang keinen Strom.

Auch viele Strecken und Wege sind wegen der starken Schneefälle gesperrt worden – und werden es auch weiterhin bleiben, wie Tobias Büchner, Förster im Forstrevier Babensham, das unter anderem auch für Wasserburg zuständig ist, berichtet. „Es ist saugefährlich, in den Wald zu gehen. Wir raten dringend davon ab“, betont er.

Revierförster Tobias Büchner warnt davor, momentan den Wald zu betreten.

Die Bäume hätten durch das Unwetter sowieso schon großen Schaden erlitten. Büchner spricht von einem sogenannten „Nass-Schneefall“. „Das kommt alle zehn bis 20 Jahre vielleicht einmal vor“, verdeutlicht er. „Das letzte Mal, dass wir so schweren Schnee hatten, war 2005/2006“, erinnert sich der Förster. Damals brach infolge der massiven Last das Dach der Eissporthalle in Bad Reichenhall in sich zusammen.

Und nun der Sturm, der die Region – und vor allem die Waldarbeiter – in Atem hält. „Wir sind noch am Aufräumen und schon kommt das nächste Unwetter daher“, klagt Büchner. Bei Kontrollen hätten Mitarbeiter des Forstreviers festgestellt, dass viele Äste und ganze Baumkronen abgebrochen seien. Diese würden oft nur noch in den Bäumen hängen und könnten jederzeit herunterfallen. „Hier herrscht wirklich Lebensgefahr im Wald“, verdeutlicht der Förster. „Ein Ast mit einem Durchmesser von fünf Zentimetern reicht aus, um einen Menschen zu töten“, weiß er. „Viele nehmen das auf die leichte Schulter und gehen mit Hund und Kinderwagen in gesperrten Gebieten spazieren. Das ist lebensgefährlich!“, sagt er. „Wir bitten eindringlich darum, die gesperrten Gebiete nicht zu betreten“.

Spazierwege erneut gesperrt

Erst am 21. Dezember hat die Stadt Wasserburg in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass mehrere Spazier- und Wanderwege in und um die Innstadt gesperrt werden mussten, unter anderem die Strecke entlang des Inns sowohl Richtung Attel als auch in Richtung Rieden. Büchner weiß, dass sich viele Wasserburger gerade zur Weihnachtszeit auf einen Spaziergang durch die Wälder freuen, „aber heuer ist das nicht möglich. Die Bürger müssen eine andere Route nehmen“.

Mehrere Spazierwege in und um Wasserburg mussten gesperrt werden, wie hier die Route Richtung Rieden.

„Uns ist bewusst, dass es länger dauert als gewöhnlich. Wir bitten um Geduld“, sagt der Förster. Die Mitarbeiter seien gerade noch dabei gewesen, die vorgeschädigten Bäume zu begutachten, abzuschneiden und wegzufahren, bevor der Sturm über die Region hereinbrach. „Bei so einem Wind können wir nicht arbeiten“, betont er. Oftmals seien Hebebühnen notwendig, um an die beschädigten Pflanzen zu kommen. An anderen Stellen seien die Wege zu schlammig, um die Äste mit schwerem Gerät abzutransportieren. „Das müssen wir alles koordinieren, die Witterung muss stimmen. Wir sind sechs Förster, die über 50 Hektar Wald bearbeiten“, erklärt Büchner. Darüber hinaus gebe es viele Akteure, die mit einbezogen werden müssten: Stadtverwaltung, Privatleute, Landwirte: Jedem gehört ein Stück Land, mit dem sich die Förster absprechen müssen.

Nach dem Schnee-Chaos sind in der Region viele Bäume und Äste abgebrochen, wie hier auf dem Spazierweg von Wasserburg Richtung Attel.

Grundsätzlich würden Büchner und seine Kollegen seit etlichen Jahren „im Katastrophenmodus“ arbeiten. „Die Sommer sind sehr trocken, im Winter gibt es extremen Frost. Für die Pflanzen eine schwierige Situation“, erklärt er. „Wir versuchen, Mischwälder aufzuforsten. Damit fährt man am besten“, weiß er. „Bei den Förstern heißt es: Wer streut, rutscht nicht. Das bedeutet, wer viele Gattungen pflanzt – Eiche, Buche, Tanne, Fichte – der kommt nicht ins Straucheln. Artenvielfalt bedeutet Widerstandsfähigkeit“.

Viele bittere Enttäuschungen

Trotzdem habe er selbst schon viele bittere Enttäuschungen durch die extremen Wetterbedingungen erlebt. „Es erschwert uns massiv unsere Arbeit. Wir forsten auf und ziehen die Bäume groß. Doch die jungen Pflanzen brechen bei extremen Unwettern ab wie Streichhölzer. Das ist sehr frustrierend“, sagt er. „Dann war die jahrelange Arbeit für die Katz‘. Noch dazu ist es ein großer wirtschaftlicher Schaden. Wenn die Bäume kaputtgehen, gibt es nichts zu verkaufen“, erklärt Büchner.

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