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Interview mit „Mental Health Guide“

Jeder dritte Student ist Burnout-gefährdet: Was man in Rosenheim jetzt für mentale Gesundheit tut

Überforderung, Stress, emotionale Belastung: Damit sind viele Studenten konfrontiert. An der TH Rosenheim wird jetzt etwas dagegen getan.
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Überforderung, Stress, emotionale Belastung: Damit sind viele Studenten konfrontiert. An der TH Rosenheim wird jetzt etwas dagegen getan. (Symbolfotos)

Im Kampf gegen Stress, Überforderung und emotionale Belastung gibt es an der TH Rosenheim jetzt ein neues Angebot. Wie das funktioniert und was der ehrenamtliche Einsatz von Studenten damit zu tun hat.

Rosenheim - 37 Prozent der Studenten fühlen sich stark emotional erschöpft. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Jahr 2023. Emotionale Erschöpfung gilt als eines der Leitsymptome für einen Burnout. Diese und weitere Untersuchungen zeigen: Lern- und Prüfungsstress können enorm belastend sein. An der Technischen Hochschule in Rosenheim will man das Thema mentale Gesundheit nun angehen. Im Rahmen des Projekts Uni4mind wird dort ein „Mental Health Cafe“ eingerichtet. Dort arbeiten ehrenamtliche Mental Health Guides – sowohl Studenten als auch TH-Mitarbeiter – und bieten ihren Kommilitonen ein offenes Ohr. Wie man zum Guide wird und ob nicht die Sorge besteht, selbst an seine Grenzen zu stoßen, erzählt die Studentin Julia Lindner im OVB-Interview, bei dem sich sofort geduzt wurde.

Wie kam es dazu, dass du Mental Health Guide wurdest?

Julia Lindner: Bei uns an der Hochschule wurde in den Sommerferien Werbung dafür gemacht. Daraufhin habe ich mich per Mail gemeldet und wurde direkt von einer Mitarbeiterin der Mental Health Crowd kontaktiert. Im Anschluss habe ich dann über die Sommermonate einen Online-Kurs absolviert.

Hattest du zuvor schon Berührungspunkte mit dem Thema mentale Gesundheit?

Lindner: Nicht konkret. Ich studiere Innenarchitektur, deshalb hatte ich im Studium nicht so viele Berührungspunkte. Aber man merkt einfach – gerade auch bei mir im Studium – dass es super stressig ist. Da ist auch der Bedarf da, über solche Themen zu sprechen. Aber es war schon eher Neuland für mich. Da hat auch der Online-Kurs total geholfen.

Julia Lindner ist eine von 15 Mental Health Coaches an der TH Rosenheim.

So läuft die Ausbildung zum Mental Health Guide

Wurdest du dann „nur“ online ausgebildet?

Lindner: Es gab dann noch ein Block-Seminar, das ging zwei Tage lang. Da haben wir von morgens bis abends über alles gesprochen und ganz viele Rollenspiele gemacht. Wir haben verschiedene Szenarien durchgesprochen und auch Gesprächsführung gelernt.

An der TH Rosenheim fand jetzt die Auftaktveranstaltung statt. Was war dein erster Eindruck?

Lindner: Wir haben in der Kick-Off-Woche schon gemerkt, dass unheimlich viele Leute kamen und auch wirklich Interesse hatten. Das Mental Health Café eröffnet zum ersten Mal am 1. Dezember.

Welche Themen beschäftigen die Rosenheimer Studenten?

Lindner: Wie man mit dem Unistress umgeht. Das beschäftigt viele. Ich kenne es auch selbst. Manchmal tut es einfach gut, mit Leuten zu sprechen, die nicht im eigenen Kurs sind, um nochmal eine andere Sicht auf die Dinge zu bekommen.

„Wir sind keine Psychologen“

Welche Fähigkeiten und Eigenschaften muss man als Mental Health Guide mitbringen?

Lindner: Was ganz wichtig ist: Wir sind keine Psychologen. Wir sind einfach Studierende, die Interesse an dem Thema haben und auch dieses offene Ohr für andere Studierende bieten. Ich glaube, das ist das Wichtigste. Einfach da sein, ein unschönes Thema adressieren und sich ein bisschen Hintergrundwissen aneignen.

Hast du Sorge, dass du als Guide an deine Grenzen stößt und nicht weiterhelfen kannst?

Lindner: Ja, da haben wir auch in unserem Seminar ganz offen darüber gesprochen. Das kann natürlich passieren. Es hat auch jeder für sich Themen definiert, über die er nicht sprechen möchte. Dafür haben wir auch geübt, wie man die Studenten dann an einen anderen Mental Health Guide weiterleiten kann. Aber auch, welche anderen Anlaufstellen es noch gibt.

Hemmschwelle zu groß? „Viel Sichtbarkeit schaffen“

Hast du Sorgen, dass die Hemmschwelle sich an euch zu wenden zu groß sein könnte? Schließlich ist das Café „öffentlich“ und das Thema noch sehr schambehaftet.

Lindner: Wir wollen genau damit brechen. Wir sind mittendrin in der Aula. Das Thema ist wichtig und sollte sichtbar gemacht werden. Natürlich kann es sein, dass eine gewisse Hemmschwelle da ist. Wir möchten vielleicht auch noch Trennwände besorgen, um für mehr Privatsphäre zu sorgen. Wir sind auch nicht komplett an die Aula gebunden, aber gerade für den Anfang wollen wir so viel Sichtbarkeit wie möglich schaffen.

Mental Health Café an der TH Rosenheim

Das Mental Health Café öffnet immer in der ersten Woche eines Monats. Am 1. Dezember können Studenten das Angebot zum ersten Mal in der Aula der TH Rosenheim testen und auf einen Kaffee und ein Gespräch vorbeikommen.

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