Yoga-Therpeutin Tamara Lohr im Gespräch
So hilft Yoga bei Depressionen: „Meine Gedanken sind weniger negativ“
Depressionen sind eine weit verbreitete psychische Erkrankung, die weltweit Millionen von Menschen betrifft. Für Deutschland schätzt die WHO die Zahl der Menschen mit Depressionen auf über 4 Millionen - Tendenz rasant steigend. Wie gezielte Yoga-Übungen Betroffenen helfen kann, berichten sie hier:
Die Symptome einer Depression äußern sich durch anhaltende Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und Verlust an Freude. Depressionen findet man in jeder Gesellschaftsschicht, in allen Altersklassen und unabhängig von Einkommen und Geschlecht.
„Depressive Störungen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen.“
Was könnten die Ursachen für Depressionen sein?
Die Ursachen für Depressionen sind vielfältig und oft eine Kombination aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren.
- Genetische Veranlagung
- Ungleichgewichte im Gehirnstoffwechsel (wie bei Serotonin und Dopamin)
- Belastende Lebensereignisse (z.B. der Verlust eines geliebten Menschen oder chronischer Stress)
- Soziale Isolation
Doch Depressionen sind so komplex wie der Mensch selbst und so fühlen sich viele Betroffene hilflos und ausgeliefert.
Der Yogatherapeutische Ansatz: Yogalehrerin Tamara Lohr im Interview:
Wie kann Yoga bei einer Depression helfen?
Tamara Lohr: Als allererstes möchte ich hier ausdrücklich sagen, dass Yoga niemals eine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung ersetzen kann und auch nicht soll. Vielmehr geht es um eine ganzheitliche Ergänzung herkömmlicher Therapieansätze. In der Yogatherapie lernen wir das Nervensystem zu regulieren, das System zu stabilisieren und lernen zurück in die Selbstwirksamkeit zu kommen. Wo in einer Gesprächstherapie vielleicht viel besprochen wird, kann die Yogatherapie körperliche Anspannung lösen, den Atem vertiefen und so das Nervensystem in die Entspannung bringen. In zahlreichen Gesprächen mit Psychotherapeuten, Psychiatern und Betroffenen habe ich erkannt, wie wertvoll und unterstützend Yogatherapie für Menschen mit Depressionen sein kann.
Wie genau gehst du in deinen Stunden vor?
Tamara Lohr: Im Mittelpunkt der Yogatherapie steht die Entspannung von Körper und Geist sowie die Schaffung eines Raumes für Selbstakzeptanz. Der Fokus liegt darauf, die individuellen Bedürfnisse zu erkennen, sowohl körperliche als auch emotionale Grenzen wahrzunehmen und diese nicht zu überschreiten. Durch gezielte, angepasste Bewegungen wird die Ausschüttung von Glückshormonen angeregt, was das Wohlbefinden stärkt.
Durch den Wechsel von kurzen aktiven Phasen und gezielter Entspannung, lernen wir wie wichtig die Balance zwischen beiden Polen ist und die Signale des Körpers zu deuten, um Überforderung im Alltag zu vermeiden. Gleichzeitig wird sanft die Muskulatur gestärkt, die für eine aufrechte Körperhaltung und Stabilität verantwortlich ist, wodurch ein neues Körpergefühl und eine aufrechte Haltung gefördert werden.
Gibt es dabei Übungen, die du immer einsetzt?
Tamara Lohr: Eine zentrale Rolle spielt die Atemkontrolle. Durch den Übergang von einer stressbedingten, flachen Atmung zu einer tiefen Bauchatmung wird dem Nervensystem signalisiert, dass Sicherheit besteht und Entspannung möglich ist. Dies führt zu weniger körperlicher Anspannung, einem ruhigeren Herzschlag und einem ruhigen Geist.
Ist Yogatherapie bei Depressionen wissenschaftlich belegt?
Tamara Lohr: Yoga zählt zu den am besten erforschten Methoden der Naturheilkunde und hat sowohl auf den Körper als auch auf die Psyche nachweisbare Effekte. Studien zeigen, dass regelmäßige Yoga-Praxis zu messbaren Veränderungen im Gehirn führen kann. Besonders relevant sind dabei die erhöhte Ausschüttung von Glückshormonen wie Dopamin und Serotonin sowie eine gesteigerte Produktion des Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA), die angstlindernden Eigenschaften besitzt. Nach einigen Wochen regelmäßigen Yoga und Meditation berichten viele Teilnehmer von besserer Laune und allgemeinem Wohlbefinden. Tatsächlich wurde eine gesteigerte GABA-Aktivität nachgewiesen, was zu einer Reduktion von Ängsten und einem gestärkten inneren Gleichgewicht führte.
Das sagen Betroffene:
In ihrem Yoga- und Yogatherapie Studio „Yogaatelier“ in Rosenheim durfte Tamara Lohr schon viele Menschen mit Depressionen begleiten. Die meisten Klienten berichten nicht nur von verbessertem Schlaf, innerer Ausgeglichenheit und weniger kreisenden Gedanken im Alltag, sondern auch von einer Zunahme positiver Gedanken. Dank der wiedererlangten Selbstwirksamkeit verspüren viele zudem ein gestärktes Selbstbewusstsein.
Sabine W.
„Meine Therapeutin hat mir Yogatherapie bei Tamara empfohlen und gleich nach der ersten Stunde habe ich mich viel wohler gefühlt und die erste Nacht seit langem durchgeschlafen. Ich habe mich sehr ruhig und mit mir verbunden gefühlt, meine Gedanken waren klar und weniger negativ als davor. Auch nach mehreren Stunden kann ich diese Beobachtungen teilen und dieses Gefühl von Ruhe und Verbundenheit hält auch einige Tage nach der Yogatherapie Stunde an.“
Nicole L.
„Yoga stand schon länger auf meiner Wunschliste. Da ich jedoch an immer wiederkehrenden depressiven Verstimmungen leide und sehr unsicher bin, habe ich mich nicht getraut in Gruppenstunden zu gehen. Als ich von Tamara von einer Freundin erfahren habe und dass sie Einzelsitzungen anbietet, war ich sofort interessiert. Yogatherapie hat mir das Verständnis zurückgebracht, was mir guttut und was nicht. Ich spüre meine Grenzen und gehe nicht mehr darüber hinaus. Ich fühle mich selbstwirksamer im Alltag und gehe seit einiger Zeit etwas selbstbewusster durch mein Leben.“
