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„Es brodelt in der Gastro-Szene“

„Nachtleben liegt völlig danieder“: So will Wasserburg das Ruder herumreißen

Kulturreferentin Edith Stürmlinger und Unterstützter aus dem Stadtrat wollen, dass nachts wieder mehr Feierfreudige durch das Brucktor in die Stadt rein- statt rausfahren.
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Kulturreferentin Edith Stürmlinger und Unterstützter aus dem Stadtrat wollen, dass nachts wieder mehr Feierfreudige durch das Brucktor in die Stadt rein- statt rausfahren.

„Lahm“, „schlapp“: Das Wasserburger Nachtleben kommt nicht gut weg bei den Feierfreudigen. „So geht es nicht weiter“, findet auch Kulturreferentin Edith Stürmlinger. Wie die Stadt nun gegensteuern soll.

Wasserburg – Es ist ein Konflikt mit Ewigkeitscharakter: Junge Leute und Junggebliebene wollen in Wasserburg ausgehen und feiern, Anwohner im Kern der Altstadt, wo die meisten Bars und Kneipen liegen, sehen sich um ihre Nachtruhe gebracht. 2016 hat der Stadtrat versucht, mit der Einführung einer Sperrzeit die Lage zu beruhigen. Montags bis freitags war bis 2018 von 1.30 bis 6 Uhr nachts Ruhe, in den Nächten zu Samstag und Sonntag von 3 bis 6 Uhr. Doch das wirkte sich negativ aus auf das Nachtleben. Deshalb 2018 eine erste Korrektur: Wochentags schlossen die Betriebe in der Altstadt um 2 Uhr, samstags und sonntags um 5 Uhr. Dann kam noch die Pandemie dazu. Derzeit, so Kulturreferentin Edith Stürmlinger, „liegt das Wasserburger Nachtleben darnieder“.

Kulturreferentin Edith Stürmlinger will das Nachtleben in Wasserburg stärken.

Deshalb der Antrag der Fraktionsgemeinschaft Bürgerforum/Freie Wähler/ÖDP und der Grünen: ganz weg mit der Sperrzeit. Gesetzlich ist bayernweit nur eine Putzstunde festgelegt: von 5 bis 6 Uhr. Kommunen können jedoch eigene Verordnung einführen und Regelungen festlegen. Wasserburg hat dies für den Kern der Altstadt getan, in der die beiden Interessengruppen – Gastrobetriebe und Bewohner – besonders intensiv aufeinander prallen.

Kompromiss beschlossen

Der Stadtrat entschloss sich nun zu einem Kompromiss: keine komplette Streichung der Sperrzeit, aber eine weitere Lockerung. Auch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag darf im Kern der Altstadt bis 5 Uhr gefeiert werden (ebenso am Rosenmontag, Faschingsdienstag und an gesetzlichen Feiertagen), unter der Woche (montags bis donnerstags) bis 2 Uhr. Stürmlinger (Bürgerforum) geht das zwar nicht weit genug, doch sie betonte, sie könne mit dem Kompromiss, der im vorberatenden Hauptausschuss vorgeschlagen wurde, trotzdem leben. Der Kompromiss ging deshalb einstimmig durch.

Das Thema ist damit jedoch nicht vom Tisch. Die bunte Fraktion und die Grünen setzten sich auch mit ihrer Forderung nach einer Arbeitsgruppe durch, die sich der Problematik des Nachtlebens widmet. Geplant ist ein offener Themenstammtisch unter Leitung des Stadtmanagers Simon Arnold, bei dem Vertreter der Stadt, des Stadtrates, des Wirtschaftsförderungsverbands, der Wirte und auch der Anlieger Maßnahmen entwickeln sollen, die das Nachtleben wiederbeleben.

„Es muss sich was ändern“

Denn: „Es muss sich was ändern“, findet Stürmlinger. Es sei der „dringende Wunsch von vielen Jungen und Junggebliebenen. „So geht es nicht mehr weiter“, gibt sie die Stimmungslage wieder. Das Nachtleben liege danieder seit 2016. Die Feierfreudigen würden nach Rosenheim und München abwandern. Es sei zwingend notwendig, gegenzusteuern. Denn Wasserburg dürfe nicht überaltern, solle alles dafür tun, dass junge Menschen bleiben würden. Das sei auch wichtig in Zeiten des Fachkräftemangels. Ein funktionierendes Nachtleben ist nach Überzeugung von Stürmlinger auch ein positiver Standortfaktor in einer Stadt. Viele Kommunen würden um junge Arbeitskräfte mittlerweile buhlen. Wasserburg dürfe da nicht ins Hintertreffen geraten, vor allem angesichts der Tatsache, dass viele Unternehmen und die Kliniken Fachkräfte suchen würden.

Wolfgang Schmid (CSU) ist überzeugt, das Nachtleben in der Innstadt werde auch deshalb immer schlechter, weil das gastronomische Angebote ausdünne. Immer mehr Lokale würden dichtmachen oder die Öffnungszeiten verringern. Das liege aber nicht nur an der Sperrzeit, sondern auch am großen Personalmangel in vielen Wirtschaften.

„Brodelt in der Gastro-Szene“

Christian Stadler, Fraktionsvorsitzender der Grünen, hakte hier ebenfalls ein: Es brodele überall in der Gastroszene, viele Wirtshäuser, Clubs und Kneipen würden unter großem Personalmangel leiden. Auch deshalb sei es wichtig, junge Leute vor Ort zu halten, denn viele würden sich gerne in Gaststätten als Aushilfskräfte etwas dazuverdienen.

Wasserburg bei Nacht: Fahren zu viele Feierfreudige raus aus dem Brucktor statt rein?

Friederike Kayser-Büker, Fraktionsvorsitzende der SPD, sieht noch einen Faktor, warum junge Leute Wasserburg verlassen würden: Größtes Problem sei der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, ist sie überzeugt. Kayser-Büker begrüßte ausdrücklich, dass das Universum am Badria mit einem neuen Konzept ein attraktives Angebot unterbreite. Denn junge Leute würden besonders gerne in Clubs gehen. Stürmlinger forderte in diesem Zusammenhang erneut einen Shuttle zwischen „Uni“ und Altstadt.

Appell für mehr Toleranz der Wirte untereinander

Markus Bauer (CSU) sprach in Doppelfunktion: als Stadtrat und „halber Wirt“ (Café Central). Mehrwertsteuer-Erhöhung, Personalmangel, Probleme mit Anliegern: Die Gastronomie habe große Sorgen. Auch unter den Wirten in Wasserburg sei die Stimmung schlecht, „einer sticht dem anderen das Auge aus“, brachte Bauer die Problematik auf den Punkt. „Mehr Toleranz und Miteinander wäre wichtig“, appellierte er. Seine Botschaft an Anwohner, die sich über Ruhestörung beschweren: „Wenn man in einer Stadt wohnt, weiß man, dass es lauter ist.“ Wasserburg sei nicht nur eine Kommune für Ältere, sie müsse auch was für die Jugend tun. Georg Machl (CSU) findet, der neue Kompromiss zur Sperrzeit sei eine gute Lösung, die beiden Interessenslagen entspräche.

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