Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Nach Solinger Messer-Anschlag

Pauschale Vorwürfe: Harte Kritik an Daniel Artmanns Asyl-Schelte

Nach dem Anschlag von Solingen kritisiert Daniel Artmann (CSU) eine fehlgesteuerte Asyl-Politik. Ihm widerspricht Katharina Grote vom Flüchtlingsrat.
+
Nach dem Anschlag von Solingen kritisiert Daniel Artmann (CSU) eine fehlgesteuerte Asyl-Politik. Ihm widerspricht Katharina Grote vom Flüchtlingsrat.

Zunehmende Gewalt, islamistischer Hintergrund? Zumindest für die Region Rosenheim geben das die Zahlen der Polizei nicht her. Mit seiner Asyl-Schelte hat der Rosenheimer CSU-Landtagsabgeordnete Daniel Artmann eine Debatte entfacht, die ihm auch Kritik einbringt.

Rosenheim – Der CSU-Landtagsabgeordnete Daniel Artmann ist mit der Asylpolitik hart ins Gericht gegangen. Damit fängt er sich rauhen Gegenwind ein. Artmann äußere sich „faktenfrei“, meinte etwa der Rosenheimer Linken-Bundestagsabgeordneten Ates Gürpinar.

Daniel Artmann hatte am Montagabend (26. August) in einem Pressestatement seine Betroffenheit über den brutalen Messer-Angriff von Solingen geäußert. In dem dreiseitigen Papier zeichnet der Rosenheimer Politiker ein düsteres Bild. „Kaum eine Woche vergeht, ohne Presseberichte über Messerattacken mit tödlichem oder lebensbedrohlichem Ausgang. Das bedeutet: Die innere Sicherheit in unserem Land ist inzwischen flächendeckend gefährdet.“

Pressemitteilungen Daniel Artmann im Wortlaut

Polizei meldet sinkende Zahlen

Flächendeckend. Das hieße überall in Deutschland. Bayernweit nahm die Zahl der Messer-Delikte in den vergangenen vier Jahren zu: Ja, das zeigen die Zahlen des Landeskriminalamtes.

Für Südostoberbayern aber sieht es anders aus. Die Zahlen zu „Messerangriffen jeglicher Art“ im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd sanken in den vergangenen vier Jahren. Und zwar deutlich: 85 Vorfälle untersuchte die Polizei 2020, 56 im Jahr 2021. 2022 stieg die Zahl auf 71, um 2023 auf 44 zu sinken. Über die Herkunft der Angreifer geben die Zahlen keine Auskunft, war wiederum vom LKA zu erfahren.

Region Südostoberbayern eine Insel der Seligen?

Der letzte Mord mit Messer im Bereich des Präsidiums mit seinen neun Landkreisen ist nach Auskunft der Polizei über vier Jahre her. Damals kam es in Töging zu einer fatalen Messerattacke. Am 19. Januar 2020 tötete ein 56-Jähriger in Folge eines heftigen Ehestreits seine 37-jährige Ehefrau mit einem Küchenmesser.

Vor islamistischen Übergriffen durfte man sich in Südostoberbayern einigermaßen sicher fühlen. Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd betont: „Alle zu verzeichnenden Messerangriffe in den vergangenen Jahren im Bereich des Präsidiums entstanden aufgrund persönlicher Konflikte oder Streitigkeiten und wiesen keinen terroristischen Hintergrund auf.“ Für Bayern liegen derzeit keine konkreten Gefährdungshinweise vor. Allerdings: „Die abstrakte Gefährdungslage durch den islamistischen Terrorismus ist hoch, auch forciert durch den Nahost-Konflikt, der weiter zu eskalieren droht.“

Pauschale Ansagen in der Asyl-Schelte?

Kritiker werfen Artmann denn auch pauschale Angriffe vor. „Die Aussagen von Herrn Artmann sind nicht korrekt und können so nicht getroffen werden“, meint etwa Katharina Grote vom Bayerischen Flüchtlingsrat. Weder der Anstieg der Zahl von Messerdelikten sei zu belegen, noch die Behauptung, dass diese Delikte in einer größeren Zahl von Personen ohne deutschen Pass begangen werden. „Diese Zahlen werden schlicht nicht statistisch erfasst.“ Artmanns Äußerung sei ein „Meisterstück von populistischem Aufschrei“.

Kritisch sieht sie einen Aufnahmestopp für Geflüchtete aus Syrien und Afghanistan, wie ihn Artmann für überlegenswert hält. „Die humanitäre Lage dort ist vielerorts elend, auch sind dort immer wieder Kriegshandlungen zu beobachten.“ Flüchtlinge dorthin zurückschicken? Dazu müsse man mit Regierungen verhandeln, die man bei anderer Gelegenheit als verbrecherisch gebrandmarkt habe. Der Umweg über „Drittstaaten“ wie Usbekistan sei „perfide und feige“.

Artmann wirft Rot-Grün taktisches Verschweigen vor

Am Freitagabend (23. August) hatte ein Syrer in Solingen mit dem Messer drei Menschen getötet und acht weitere verletzt. Seitdem hat sich in Deutschland die Debatte um die Migrationspolitik verschärft. Solidarität und Hilfsbereitschaft werde „von vielen Migranten schamlos ausgenutzt“, meint Artmann.

„Politiker haben die Aufgabe, die Sorgen der Menschen aufzugreifen, sie in den Fokus der Politik auf allen Ebenen zu rücken, unangenehme Wahrheiten offen zu sagen“, schrieb Artmann. Der Landtagsabgeordnete hatte – wie zuvor auch schon Landrat Otto Lederer (CSU) – überdies die Überlastung der Kommunen durch Geflüchtete angesprochen. Über all die Probleme mit der Migration spreche Rot-Grün aus taktischen Gründen nicht.

Karl Bär: Instrumente des Rechtsstaats nutzen

An das Attentat auf dem Breitscheid-Platz in Berlin mit 13 Toten fühlt sich hingegen Karl Bär, Grünen-Bundestagsabgeordneter für die Region Rosenheim, erinnert. „In beiden Fällen haben wir mit Leuten zu tun, die wir hätten loswerden können und müssen.“ Die Frage sei doch, warum es gelinge, gerade die Menschen abzuschieben, die sich um ihre Integration bemüht und Arbeit angenommen hätten, nicht aber die, die Probleme machten? „Denen müssen wir auf die Pelle rücken, nicht denen, die sich gut integrieren.“ Pauschalurteile seien dafür jedoch nicht hilfreich.

Kommentare