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Kolbermoor: Vom Zoll zur Krebsaufklärerin

„Schock-Moment“ Diagnose Brustkrebs – Julia Laube über ihren Mut und ihre Mission auf Instagram

Julia Laube (31) wendet sich mit ihrer Krebserkrankung an die Öffentlichkeit.
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Julia Laube (31) wendet sich mit ihrer Krebserkrankung an die Öffentlichkeit.

Brustkrebs. Eine Diagnose, die vielen Betroffenen erst einmal den Boden unter den Füßen wegzieht. Auch Julia Laube. Doch sie bringt ihre Erkrankung an die Öffentlichkeit, will via Instagram aufklären. Und beweist dabei außergewöhnlichen Mut.

Kolbermoor - Mein Besuch bei Julia Laube (31) ist kein Krankenbesuch. Ich treffe nicht auf eine gramgebeugte Person, nein, vor mir steht eine sympathische junge Frau mit gewinnendem Lächeln. Mit ihrem Freund Lukas begrüßt sie mich herzlich in ihrer Wohnung in Kolbermoor. Und versprüht dabei ganz nebenbei gute Laune.

„Ich habe ja letztes Jahr meine Diagnose Brustkrebs erhalten und ich habe selber gemerkt, dass ich von der Thematik an sich überhaupt keine Ahnung hatte“, beginnt die Zollbeamtin zu erzählen. „Der Verdacht an sich war natürlich ein Schockmoment. Wir haben das ertastet und dann war für mich sofort klar, es ist Brustkrebs. Und das kommt nicht von ungefähr, sondern meine Cousine ist vor zwei Jahren schon an Brustkrebs erkrankt - oder hat die Diagnose erhalten - und hat uns damals schon gesagt, es könnte erblich bedingt sein. Ich habe die Thematik an sich nicht so ernst genommen, weil das für mich einfach überhaupt keine Relevanz gehabt hat. Beziehungsweise ich habe mich einfach mit dem Thema nicht beschäftigt“, gibt sie zu.

„Und als ich dann eben durch die Ärztin von der Diagnose erfahren habe oder durch diese Biopsie, die wir dann machen haben lassen, ist für mich natürlich schon erstmal eine Welt zusammengebrochen“, erzählt sie weiter. „Ich habe gleich zu weinen angefangen. Meine Familie ist zu mir gekommen und das war natürlich ein totaler Schockmoment. Es hat einem den Boden unter den Füßen weggerissen.“

Offener Umgang mit der Erkrankung

Freunde und Bekannte stellen Fragen, sorgen sich um Julia. Sie informiert sich, lernt viel über ihre Erkrankung und ihren Risikofaktor der BRCA1-Genmutation. Dann entschließt sie, damit in die Öffentlichkeit zu gehen: „Ich dachte, vielleicht kann ich so einen Teil zur Aufklärung beitragen, was das Thema Brustkrebs oder die BRCA1-Genmutation betrifft.“

BRCA1-Genmutation und Brustkrebs

„Frauen, bei denen Mutationen im BRCA1- oder BRCA2-Gen nachgewiesen wurden, haben ein stark erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken“, so eine Veröffentlichung der Universitätsklinik Charité in Berlin. „Studien haben zudem gezeigt, dass es weitere mit BRCA1- und BRCA2-Mutationen assoziierte Karzinome gibt.“

„Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Über 70.000 Mal im Jahr stellen Ärztinnen und Ärzte aktuell die Diagnose ‚Mammakarzinom‘ bei einer Frau, über 17.000 Frauen sterben jährlich daran. Wenn auch die häufigste, so ist Brustkrebs in der Regel nicht die gefährlichste Krebsart bei Frauen. Rechtzeitig erkannt und behandelt, sind die meisten Erkrankungen heilbar“, so die Deutsche Krebsgesellschaft.

Unter „brustkrebs.und.ich“ geht Julia via Instagram online und berichtet von ihren Erfahrungen beim Kampf gegen den Krebs. „Ich finde, das Thema ist so wichtig, dass man dem irgendwie viel mehr Transparenz geben sollte oder viel offener darüber sprechen sollte. Oder halt genau dadurch, dass man das öffentlich macht, kann man vielleicht auch Menschen erreichen, die jetzt mit dem Thema Brustkrebs bisher noch keine Erfahrungen gemacht haben.“

Dabei geht es ihr nicht um das bloße Vermitteln von Informationen. „Auch die emotionalen Seiten, also wenn es mir schlecht geht, würde ich das gerne zeigen, dass es nicht immer toll ist.“ Sie habe Phasen in denen es ihr schlechter geht, aber auch emotional bessere Tage. „Und das würde ich gerne alles über meine Videos zeigen.“

Apell an ihre Mitmenschen

Dabei wünscht sich Julia Laube, „dass darüber gesprochen wird. Dass es normal wird, dass man über Befunde in der Brust redet oder dass man sich die Brust jeden Monat abtastet, zum Beispiel. Das habe ich auch nie gemacht, weil ich mir dachte, naja, einmal im halben Jahr macht die Frauenärztin das, passt schon.“ Gerade hier wünscht sie sich mehr Bewusstsein für Vorsorge. „Es soll kein Tabuthema bleiben.“

Doch neben ihrer Form von „Öffentlichkeitsarbeit“ hat sie auch persönliche Wünsche. „Da kommt jetzt einiges auf mich zu. Ich wünsche mir einfach, dass meine Familie weiterhin gesund bleibt.“ Sie wird nachdenklich. „Meine Schwester hat ja auch diese Genmutation. Dass bei ihr kein Krebs ausbricht, dass sie gesund bleibt. Und dass ich dann auch nach der Diagnose nicht ständig mentale Probleme habe. Dass ich keine Angst hätte, dass jetzt wieder der Krebs auftauchen könnte. Ich würde mir wünschen, dass ich danach einen leichteren Alltag hätte und trotzdem für das Thema einstehe.“

Während Julia von ihren Gefühlen spricht, wird es auch mir schwer ums Herz. Diese junge Frau, die auf ihrem Sofa vor mir sitzt, strahlt so unglaublich viel innere Stärke und positive Energie aus. Gleichzeitig durchlebt sie eine Zeit, die auch ihre Normen und Werte auf die Probe stellt. Dabei denkt sie zuerst an ihre Familie, an andere Frauen. Erst im letzten Satz äußert sie ihre eigenen Wünsche. Und diese sind bescheiden.

Vorurteile, denen sie immer wieder begegnet

Julia Laube trägt im Alltag eine Mütze und manchmal auch eine Maske. Sie möchte aufgrund der fehlenden Haare nicht erkälten, zudem ist sie phasenweise immungeschwächt. „In meiner Wahrnehmung fühlen sich viele dadurch angegeriffen“, erzählt sie. „Vor allem wegen der Maske. Da werden dann schon viele Vorurteile geschürt. Im Sinne von, na ja, jetzt übertreibt die Frau mit der Corona-Maske.“

Frauen mit Glatze oder Kopftuch sollten aus ihrer Sicht wert- und vorurteilsfrei behandelt werden. „Also ich werde sehr schnell verunsichert, wenn ich zum Einkaufen gehe und Menschen starren mich an. Deswegen trage ich oft Mütze oder was.“ Während der Erzählung ringt sie mit ihren Emotionen. „Man weiß nie, was hinter der Person steckt oder welche Krankheiten oder welche Diagnosen. Und deswegen einfach freundlich und lieb sein zu den Mitmenschen.“

In der Öffentlichkeit trägt Julia Laube manchmal eine Kopfbedeckung.

Julia Laube kämpft gegen eine schlimme Krankheit an. Derzeit durchläuft sie eine Chemotherapie, befindet sich einen wesentlichen Teil ihrer Zeit beim Arzt, im Krankenhaus oder auf der Fahrt dahin. Dabei denkt sie nur wenig an sich, sondern daran, wie sie ihrer Familie und Mitmenschen helfen kann. Sie hat keine großen Wünsche, sie möchte nur ein gesundes, normales Leben führen können und dabei nicht mit irgendwelchen Vorurteilen konfrontiert werden. Durch die Art, wie sie mit ihrer Situation umgeht, zeigt sie Charakter.

ar

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