Künstlerporträt
In Rosenheim entsteht ein neues Album: Wie „her tree“ Natur in Musik verwandelt
Klänge aus der Natur werden zur Entspannung eingesetzt, sie haben nachweislich eine positive Wirkung auf die Psyche. Doch die Musik, die Alex und Max von „her tree“ aus diesen Klängen schaffen, ist eine Klasse für sich. Gänsehaut-Feeling pur.
Rosenheim - Wenn Alexandra „Alex“ Cumfe mit ihrem Hund in den Wald geht, ist das kein bloßer Spaziergang. Die beiden marschieren nicht stramm durch die Natur, nein, sie erlauschen sich diese mit Bedacht. Vogelzwitschern, Windgeräusche, das Plätschern eines Bachs. Plötzlich setzt sich die Künstlerin auf einen Baumstamm und packt einen Field Recorder aus. Langsam setzt sie sich den Kopfhörer auf und lauscht. Ihr Hund setzt sich neben sie, hält sich still. Frauchen braucht jetzt Ruhe. Sie saugt die Atmosphäre des Waldes in sich auf. Was daraus werden wird? Kunst. Große Kunst.
Von wegen Schaffenspause
Alexandra Cumfe wollte etwas ganz anderes bewirken: Sich zurückziehen, zu sich selbst finden. Sie verbrachte viel Zeit im Wald. „Ich wollte eigentlich eine Pause von der Musik machen und habe dabei einfach zugehört“, erzählt sie im Interview. Was sie hörte, hat sie dann digital aufgenommen. „Durch das Zuhören und durch das ‚Ruhigwerden‘ sind ganz viele Ideen gekommen. Dann habe ich mich an den PC gehockt und wollte mir das einfach nochmal anhören.“
Sie fing ganz spontan an, die Klänge zu bearbeiten. „Rumdrehen“, so nennt sie diesen kreativen Prozess. „Auf einmal sind dann Songs daraus geworden.“ Damit kam sie dann zu ihrem langjährigen Freund und Partner in Musikproduktionen Max Spindler. Soweit die Entstehungsgeschichte des Projekts. „Alex nimmt ja viele Samples aus der Natur auf, umverfremdet“, erzählt er. „Die muss man dann ja irgendwie zu Instrumenten oder zu musikalischen Elementen formen, damit sie im Songkontext funktionieren. Und das ist meine Aufgabe.“
Doch wie muss man sich das nun in der Praxis vorstellen? „Sagen wir, die Alex hat einen Vogel aufgenommen. Ich mache daraus ein Instrument.“ Durch diese Verfremdung der Vogelstimme entsteht bei den beiden Künstlern Inspiration. Nach und nach werden die verschiedenen Sounds mit der Stimme von Alex verbunden. Das Ergebnis: Songs, die sich ein bisschen nach Trip Hop Hits aus den 90er Jahren anhören. Und dabei tief unter die Haut gehen.
Wenn die beiden Künstler auf Konzerten auftreten, also ihr Verständnis von den Klangwelten der Natur in die Welt hinaustragen, dann begeistern sie nicht nur Fans des Genres. Ihre Musik spricht nahezu jeden an. Eine Kostprobe gefällig? Gerne. Nach unserem Gespräch setzt sich Alex an einen Flügel und spielt zwei Songs extra für unser Medienhaus ein:
Neben dem neuen Album, das gerade in Arbeit ist, hat Alex auch noch längerfristige Pläne: „Ich möchte mal im Dschungel recorden“, erzählt sie. „Ich habe Peru im Auge, weil ich eine Biologin kennengelernt habe, die mich da auch reinführen würde.“ Ja, von der sehr sympathischen Sängerin mit der außergewöhnlich schönen Stimme wird es bestimmt noch viel zu hören geben.
ar
