Brisante Entwicklungen um geplante Unterkunft
Quecksilber-Belastung in Flüchtlings-Heim? Landratsamt reagiert auf Vorwürfe von „Rott rottiert“
Hat die Schadstoffuntersuchung des Gebäudes in Rott, in dem der Landkreis Rosenheim eine Unterkunft für bis zu 500 Flüchtlinge plant, eine Quecksilber-Belastung festgestellt? Dieser Verdacht war im Petitionsausschuss des Landtags geäußert worden. Jetzt nimmt das Landratsamt Stellung – auch zu Vorwürfen von „Rott rottiert“.
Rott – Im Petitionsausschuss des Landtags war zum ersten Mal die Rede davon, dass das Schadstoffgutachten eine Quecksilberbelastung für die Immobilie im Rotter Gewerbegebiet ergeben habe. Mit der Folge, dass die Bürgerinitiative „Rott rottiert“ in einer Pressemitteilung forderte, den Mietvertrag zu kündigen. Die BI warf Landrat Otto Lederer außerdem Intransparenz vor und fordert die Offenlegung der Messwerte.
Auf Anfrage der Wasserburger Zeitung und von wasserburg24.de teilt die Pressestelle des Landratsamtes Rosenheim mit, die Behörde habe Mitte März ein Gutachten zu einer möglichen Quecksilberbelastung in der geplanten Erstaufnahmeeinrichtung in Rott am Inn in Auftrag gegeben. Hintergrund sei ein möglicher Verdacht gewesen, der sich aus der vorherigen Nutzung des Gebäudes Am Eckfeld ergeben habe. Hier war früher ein Lampengeschäft untergebracht.
Das sind die Ergebnisse
Aus dem Gutachten, welches am Freitag (5. Juli) im Landratsamt eingegangen ist, geht laut Pressestelle „eindeutig hervor, dass in dem Gebäude keine gefährliche Quecksilberbelastung besteht“. Bei der Luftmessung seien in sechs von acht Räumen Quecksilberkonzentrationen weit unterhalb des strengsten aller Richtwerte (Richtwert I: 0,035 µg/m³) ermittelt worden. Unterhalb dieses Wertes liefere die Raumluft langfristig keinerlei nennenswerten Beitrag zur Gesamtbelastung.
Dieser Richtwert I gelte daher im Rahmen einer Sanierung als Zielwert. In einem Raum werde der Richtwert I exakt erreicht und lediglich in einem weiteren Raum geringfügig überschritten (0,042 µg/m 3 ).
Zur Einordnung nennt die Behörde folgendes Beispiel: „Bei Menschen mit Amalgam-Zahnfüllungen werden beim Ausatmen Mittelwerte bis zum Sechzigfachen dieses Richtwerts gemessen. Bei intensivem Kauen wird in der Mundluft der Richtwert I sogar bis zum 800-fachen überschritten.“
So reagiert der Landrat
Nachdem das Gutachten beim Landratsamt eingegangen war, wurde es nach Angaben der Pressestelle an den Eigentümer und Vermieter des Gebäudes weitergeleitet und fließt ins Baugenehmigungsverfahren ein, heißt es in der Stellungnahme weiter. Landrat Otto Lederer stehe zu seinem Wort, dass die Gesundheit der schutzsuchenden Menschen Vorrang habe. „Um jedmögliche Beeinträchtigung vulnerabler Personen vollkommen auszuschließen, sollen die beiden betroffenen Räume nicht zur Beherbergung verwendet werden.“
Die Bürgerinitiative wird mit dieser Aussage nicht einverstanden sein: Sie fordert in ihrer Pressemitteilung die geplante Nutzung der Halle sofort zu stoppen.
Das sagt der Bürgermeister
Bürgermeister Daniel Wendrock hält sich als Reaktion auf die Sitzung des Petitionsausschusses, an der er teilgenommen hat, mit Bewertungen noch zurück. Er spricht von einer Entwicklung, die „unerwartet“ gewesen sei. „Ich habe erstmals aus dem Vortrag des Berichterstatters davon Kenntnis erlangt, dass eine Quecksilberbelastung in der Liegenschaft offensichtlich nachgewiesen wurde.“
Wendrock ist der Ansicht, dass ein Gebäude mit nachgewiesener relevanter Quecksilberbelastung nicht zur Unterbringung von Menschen geeignet sei. Doch zur Bewertung der Ergebnisse würden ihm die Zahlen und detaillierte Angaben noch fehlen. „Wir werden versuchen, in den nächsten Stunden und Tagen weitere Informationen zur konkreten Quecksilberbelastung am Objekt zu erhalten.“