Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Kritik an Satzung

Menschen ja, Tiere nein: Obdachlose Hundebesitzer haben es in Rosenheim schwer

Für obdachlose Menschen mit Hund gibt es in Rosenheim keine Unterkünfte.
+
Für obdachlose Menschen mit Hund gibt es in Rosenheim keine Unterkünfte.

Obdachlose mit Haustieren haben es in Rosenheim schwer. Denn die Haltung von Hunden, Katzen und Reptilien ist in allen städtischen Notunterkünften untersagt. Eine Änderung ist nicht in Sicht, stattdessen sollen die Menschen in einer anderen Stadt untergebracht werden. Ein Problem?

Rosenheim – Gründe, warum Haustiere in den städtischen Obdachlosen- und Asylunterkünften nicht erlaubt sind, gibt es einige. Das machte Oberbürgermeister Andreas März (CSU) während der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Soziales, Familien und Senioren deutlich. Er erinnerte an die Hygienevorschriften, aber auch die Tatsache, dass eine Beschränkung auf Hunde und Katzen aufgrund der Gleichberechtigung nicht möglich sei.

Sorge vor Reptilien und Nagern

„Damit würde es in kürzester Zeit zu Tierhaltungen unterschiedlichster Art kommen“, heißt es aus dem Rathaus. So müsste beispielsweise auch mit der Haltung von Reptilien und Nagetieren gerechnet werden.

Ein weiterer Punkt sei die artgerechte Haltung der Tiere. „Als Betreiber der städtischen Obdachlosenunterkünfte hat die Stadt hier eine besondere Verantwortung gegenüber den Mitbewohnern aber auch dem Betreuungspersonal“, heißt es aus dem Rathaus. Dies bedeute, dass Obdachlose beziehungsweise deren Tieren ein höheres Maß an Überwachung und Anleitung benötigen. „Die personellen Ressourcen reichen hierfür nicht aus“, teilt die Verwaltung mit.

Mangelnde Erziehung führt zu aggressivem Verhalten

Problematisch sei auch die Sozialverträglichkeit der Tiere. „Die Tiere sind oft unbekannter Herkunft und problembehaftet“, heißt es vonseiten der Stadt. Mangelnde Erziehung führe in vielen Fällen zu einem aggressiven Verhalten gegenüber Fremden. Daher müsse an erster Stelle der Schutz der anderen Bewohner sowie der Mitarbeitenden gewährleistet werden.

„Wir würden ungern an der Satzung rütteln“, sagte Oberbürgermeister März während der Sitzung. In seinen Augen sei es wenig wirtschaftlich, Zimmer für obdachlose Tierbesitzer vorzuhalten, weil es „nur so wenig Fälle gibt“. So sei dem Sozialamt im Moment lediglich ein Fall bekannt. Dabei handelt es sich um eine obdachlose Frau mit zwei Hunden, die sich aktuell in Rosenheim aufhält.

Unterschlupf in Kolbermoor

Während sie in Rosenheim aufgrund ihrer beiden Hunde keinen Platz in einer der städtischen Notunterkünfte bekommen wird, hätte sie die Möglichkeit im „Haus am Schloßpark“ in Kolbermoor unterzukommen.

„Die Aufnahme in eine solche Einrichtung bedingt, dass die Betroffenen für sich einen Hilfebedarf erkennen, formulieren und auch bereit sind mitzuarbeiten um vorhandene Problemstellungen zu beseitigen oder zumindest zu verbessern“, heißt es aus dem Rosenheimer Rathaus. Das bestätigt auch Frank Jaegers. Er ist der Leiter der Kolbermoorer Einrichtung und weist gleich zu Beginn des Gesprächs darauf hin, dass es sich bei dem „Haus am Schloßpark“ keineswegs um eine Obdachlosenunterkunft handelt. Vielmehr finden dort Erwachsene vorübergehend Unterkunft und Betreuung, die sich in besonders sozialen Notlagen befinden und zur Überwindung von „besonderen sozialen Schwierigkeiten“ professionelle Unterstützung benötigen.

Tiere werden zum Familienmitglied

Hin und wieder komme es vor, dass diese Erwachsenen einen Hund dabei haben. „Viele Menschen würden lieber auf der Straße bleiben, als ihr Haustier abzugeben. Es ist für viele zum Familienmitglied geworden“, sagt Jaegers. Aus diesem Grund seien Hunde im „Haus am Schloßpark“ grundsätzlich willkommen, sofern die Regeln erfüllt werden. So müssen die Vierbeiner beispielsweise geimpft und gesund sein. Im Vorfeld muss zudem geklärt werden, dass die Sicherheit der anderen Bewohner und Mitarbeitenden zu jedem Zeitpunkt gewährleistet ist.

„Wir haben gute Erfahrungen gemacht, aber eben auch schlechte“, sagt Frank Jaeger. So habe es auch schon Hunde gegeben, die „nicht zu bändigen gewesen seien“, geknurrt und gebissen hätten. Für den Leiter der Kolbermoorer Einrichtung ein Unding. Aus diesem Grund sei es ihm ein Anliegen, dass die Haustiere vor dem Einzug vorstellig werden. „Dann bekommen wir ein gutes Gefühl für das Sozialverhalten der Hunde“, sagt Jaegers. Im Moment würden seines Wissens nach keine Haustiere im „Haus am Schloßpark“ leben.

Verständnis von Freien Wählern

„Haustiere sind sehr wichtig für die Menschen, die jeglichen Halt verloren haben“, sagte Stadtrat Markus Dick (Freie Wähler/UP) während der Sitzung. Er könne die Argumente der Verwaltung nachvollziehen, sei gleichzeitig aber auch froh darüber, dass es mit der Einrichtung in Kolbermoor eine Anlaufstelle für obdachlose Tierbesitzer gebe.

Grund für die Diskussion war ein Antrag der Rosenheimer AfD. Sie hatten vorgeschlagen, obdachlose Menschen und deren Haustiere in Tiny-Häusern unterzubringen. Mit einer Gegenstimme sprachen sich die Stadträte gegen den Antrag aus. Hunde, Katzen und Co. sind damit auch weiterhin in den städtischen Obdachlosen- und Asylunterkünften nicht erlaubt.

Kommentare