Unwetter hinterlässt Trümmerfeld in Staudach-Egerndach
„Der Herrgott hat mir Kinder und Tiere gelassen“: Circus Boldini wird Opfer des Sturms
Viel ist von dem stolzen Zelt des Circus Boldini nicht geblieben. Der Sturm hat die beiden Hauptmasten geknickt, das Zelt ist in sich zusammengefallen. Wie es nun für Philipp Frank und seine Familie weitergeht, ist unklar.
Staudach-Egerndach – Am Abend stand das Zelt noch in seiner vollen Pracht, am nächsten Morgen gleicht es einem Trümmerfeld. Das Sturmtief, das in der Nacht auf Mittwoch (12.7.) durch die Region zog hat seine Spuren hinterlassen. Nicht nur mit entwurzelten Bäumen und kaputten Stromleitungen. Philipp Frank steht vor dem Haufen, das einmal das große Zirkuszelt seines Circus Boldini war. „Ich weiß nicht, was ich denken soll”, sagt er nachdenklich.
Zirkuszelt nicht mehr zu retten
Die beiden Hauptmasten des Zeltes sind abgeknickt. Sie müssen ersetzt werden, repariert werden dürfen sie nicht. Wie es um die Zelthaut und die 15 Haltestangen im Inneren des Zeltes steht, stellt sich erst heraus, wenn das komplette Zelt zerlegt und gesichtet wurde. „Was repariert werden kann und was ersetzt werden muss, kann nur der Fachmann sagen”, sagt Frank. Mit dem Zelt ist es aber nicht getan. Im Inneren lagerte einiges an Ausrüstung, die der Zirkus für seine Vorstellungen braucht. Darunter Requisiten und Musikanlagen. „Mein Sohn ist in das Zelt, als der Sturm schlimmer wurde und wollte etwas retten. Aber dann hat er gesehen, wie sich das Zelt hebt und er ist sofort da raus.”
Pferdezelt in vier Teile zerrissen
„Den Tieren ist zum Glück gar nichts passiert”, sagt Frank sichtlich erleichtert. 22 Stück hat der Zirkus insgesamt. Darunter Kamele, Alpakas, Pferde und Hunde. Das Zelt, das einen Teil der Pferdekoppel überdacht hat, ist nicht mehr zu retten. Der Sturm hat es in vier Teile zerrissen. Die Pferde kamen aber mit dem Schrecken davon. Versorgt werden die Tiere von den fünf Kindern von Nina und Philipp Frank. Eine Familie, der das Zirkus-Gen in den Schoß gelegt wurde. Das Ehepaar betreibt den Circus Boldini in der siebten Generation. Gegründet 1812 wurde im Laufe der Zeit aus den Gauklern ein Zirkus. Und die nächste Generation mit den Kindern steht schon bereit, und ist mit Feuer und Flamme dabei. „Die sind schlimmer als ich!”, sagt Frank und lacht.
Ungewiss, wie es weitergeht
Am kommenden Freitag hätte eigentlich die Aufführung sein sollen. Ein Schulprojekt, bei dem die Kinder in der Manege mitmachen dürfen. Für diese Aufführung wurde anfangs im Zelt trainiert. Als das nach dem Sturm nicht mehr ging, ist die Artistenfamilie auf die Turnhalle des Ortes ausgewichen. Nun hat Frank die Hoffnung, dass die Aufführung ebenfalls in der Halle stattfinden kann. Auch wenn dort der gewisse Zirkus-Flair fehlen würde. Die nächste Station hätte in Aising bei Rosenheim sein sollen. Als Schulprojekt. Frank hofft, dass auch das in einer Halle stattfinden kann. Nach Aising sollte es nach Rott gehen. Ob die Termine eingehalten werden können, hängt auch von den Firmen ab, die sich auf den Bau von Zirkuszelten spezialisiert haben. „Ich habe keine Ahnung, wie lange das dann dauern kann”, sagt Frank nachdenklich.
Hilfsbereitschaft ist groß
Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist groß. Während Philipp Frank mit den Reportern sprach, kamen zwei Handwerker eines ansässigen Betriebs hinzu und wollten wissen, wie und was sie helfen können. Ein Angebot, das Frank sichtlich die Tränen in die Augen trieb. „Danke für das Angebot, sie glauben nicht, was mir das bedeutet”, sagte er. Seit 19 Jahren reist er mit seinem Zirkus durch Bayern, seit 12 Jahren durch die Region rund um den Chiemsee. „Das ist der Grund, warum ich so gerne hier bin”, gibt er den Handwerkern mit auf den Weg.

