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„Wir brauchen Hilfe“

Obdachlose Zirkus-Tiere und abgedeckte Dächer: So schlimm war das Unwetter in Rosenheim

In der Nacht auf Mittwoch mussten zahlreiche Zirkus-Tiere von der Feuerwehr evakuiert werden.
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In der Nacht auf Mittwoch mussten zahlreiche Zirkus-Tiere von der Feuerwehr evakuiert werden.

Windböen, Starkregen und teilweise Hagel: In der Nacht auf Mittwoch, 12. Juli, ist eine Unwetterfront über die Region gezogen. Verletzte gab es nach ersten Erkenntnissen zwar nicht, dafür ist der Schaden immens. Über Menschen, die es besonders schwer getroffen hat.

Rosenheim – Eigentlich ist Anton Kaiser ein Optimist. „Ich versuche immer das Beste aus einer Situation zu machen“, sagt der Chef des Zirkus „Baldoni Kaiser“. Da seien die vergangenen Stunden keine Ausnahme gewesen. Und das, obwohl er jeden Grund gehabt hätte, den Kopf in den Sand zu stecken. Denn das Unwetter hat auch vor seinem Zirkus keinen Halt gemacht.

Tierzelt komplett zerstört

„Bei dem Sturm wurde unser komplettes Tierzelt zerstört“, sagt Kaiser. Erst am Montag seien er und seine Mitarbeiter mit ihren Wohnwagen in Rosenheim angekommen. Nachdem sie die ersten Tage genutzt hätten, um Flyer zu verteilen, stecken sie jetzt gerade mitten in den Aufbauarbeiten. Das große Besucherzelt steht bereits. Auch das Zelt für die Tiere war bereits fertig. Hier fanden die rund 45 Tiere Unterschlupf. Es gibt Pferdeboxen, Stallungen für die Kamele, Alpakas und die Esel sowie Rückzugsorte für die Hühner und Gänse.

Der „Circus Baldoni“ ist auf finanzielle Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen.

Doch genau jenes Zelt wurde in der Nacht auf Mittwoch, 12. Juli, innerhalb von Sekunden aus der Verankerung gerissen. „Die Feuerwehr ist gekommen und hat uns geholfen, die Tiere rauszuholen“, erinnert sich Anton Kaiser. Sie seien übergangsweise in den Transportwagen untergebracht worden.

Das Unwetter hat auch vor dem Zirkus „Baldoni“ nicht Halt gemacht. So wurde unter anderem das Zelt für die Tiere komplett zerstört, sagt Chef Anton Kaiser.

Mittlerweile stehen einige Tiere auf der Koppel, andere haben im Besucherzelt Unterschlupf gefunden. „Wir haben ein paar Sitzreihen abgebaut, um Platz zu schaffen“, sagt der Zirkus-Chef. Zwar sei er froh, dass weder seine Mitarbeiter noch die Tiere zu Schaden gekommen sind, trotzdem stehe er vor einem großen Problem. „Wir sind für solche Fälle nicht versichert“, sagt Anton Kaiser.

Die Wohnwagen seien beschädigt, das Tierzelt komplett zerstört. Um letzteres reparieren beziehungsweise komplett zu ersetzen, hofft er auf finanzielle Hilfe aus der Bevölkerung. „Nach der Corona-Pandemie ist das jetzt der nächste Schlag“, sagt Anton Kaiser.

Auch das Dach des Oberbahnamts am Rosenheimer Bahnhof konnte dem Sturm nicht standhalten.

Davon kann auch Maximilian Reidl ein Lied singen. Der Immobilienunternehmer ist der Geschäftsführer der „Königlichen Oberbahnamt Projekt GmbH“ und hat sich vor vier Jahren dazu entschieden, das denkmalgeschützte Haus am Bahnhof zu kaufen. Aufgrund des Sturms wurde das Blechdach des ehemaligen Oberbahnamts zerrissen. „Mehr als die Hälfte hat sich gelöst und ist runtergefallen“, sagt Reidl. Seit 7 Uhr sei er vor Ort gewesen und habe versucht mithilfe der Stadt die Situation in den Griff zu bekommen.

Absperrungen werden zeitnah entfernt

Knapp neun Stunden später konnte das komplette Dach entfernt und durch eine provisorische Wetterschutzfolie ersetzt werden. „Die Sicherheit ist wieder hergestellt“, sagt der Geschäftsführer. In den kommenden Tagen sollen die Überreste vom Dach abgeholt und die Absperrungen entfernt werden. Reidl rechnet mit einem Schaden im sechsstelligen Bereich.

Stundenlang waren Fachkräfte damit beschäftigen, das Dach des Oberbahnamts zu sichern.

Insgesamt geht Christian Schwalm, Pressesprecher der Stadt Rosenheim, im Bereich der Integrierten Leitstelle (ILS) Rosenheim von rund 400 Einsätzen aus. Erste Notrufmeldungen gingen am Mittwoch, 21. Juli, gegen 0.20 Uhr bei der ILS ein, die neben der kreisfreien Stadt auch für die Landkreise Rosenheim und Miesbach zuständig ist „Kurzfristig wurde die Anzahl der Disponenten erhöht, um alle Anrufe an den Notrufleitungen bedienen zu können“, sagt Schwalm.

Alle sechs Feuerwehren der Stadt Rosenheim wurden laut dem Pressesprecher durch einen Vollalarm in Bereitschaft versetzt. Die Einsatzkräfte mussten unter anderem ins Romed-Klinikum und das Eisstadion ausrücken, weil dort die Feuermelder ansprangen. „Währenddessen gingen weitere Alarmmeldungen aus allen Stadtteilen und dem Innenstadtbereich ein“, sagt Schwalm. Gemeldet wurden umgestürzte Bäume, die auf Autos gefallen waren oder Straßen blockierten, dazu jede Menge herumliegende Äste sowie umgefallene Mülltonen und schlecht gesicherte Bauzäune. Zwischen 0.11 und 1.30 Uhr waren zudem 500 Privatkundenanschlüsse kurzfristig nicht verfügbar.

Umgebogene Ampelanlagen

„Welche Wucht hinter den Windböen steckte, zeigt die Tatsache, dass fünf Ampeln im Bereich der Kreuzung an der Äußeren Münchner Straße, aber auch Verkehrsschilder an der Westerndorfer Straße einfach umgebogen wurden“, sagt der städtische Pressesprecher.

Spuren an der Westtangente

Das bestätigt auch Ursula Lampe, Pressesprecherin des Staatlichen Bauamts. „Der heftige Sturm hat auch an der Rosenheimer Westtangente seine Spuren hinterlassen“, sagt sie. Nach wie vor sei die Ampelanlage an der Anschlussstelle Westtangente/ST 2078 ausgefallen. „Vermutlich dauert es noch bis Donnerstag, bis die Anlage wieder regulär in Betrieb gehen kann“, sagt die Pressesprecherin und bittet um „erhöhte Aufmerksamkeit in diesem Bereich“.

Bisher kann laut Christian Schwalm davon ausgegangen werden, dass keine Personen verletzt worden sind. Wie hoch der entstandene Sachschaden ist, lasse sich im Moment noch nicht einschätzen.

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