Angebliche Sichtungen von Bär und Wolf
Eindeutige Spuren: Wolf monatelang in der Region Rosenheim unterwegs – Was über ihn bekannt ist
Von Gerüchten bis zu übel zugerichteten Kadavern: 2024 gab es in den heimischen Wäldern, Bergen und auf den Wiesen – teils vermeintliche – Sichtungen von Wolf und Bär. In einigen Fällen wurde ihre Anwesenheit nachgewiesen. Wo die Tiere unterwegs waren und was über sie bekannt ist.
Rosenheim – Es sind grausige Funde, die hin und wieder auf Wiesen, Weiden, im Dickicht oder im Gebüsch auftauchen. Mal ist es ein angefressenes Reh, ein anderes Mal ein übel zugerichtetes Schaf oder sogar mal ein aufgerissenes Alpaka. In Windeseile machen sich dann Gerüchte breit: Es muss ein Wolf sein Unwesen treiben – oder ein Bär. Plötzlich tauchen überall Fotos von den „Tätern“ auf. Oder es wird von vermeintlichen Sichtungen in der Dunkelheit oder aus großer Entfernung berichtet. Hin und wieder stellt sich aber heraus, dass tatsächlich eines der Raubtiere in der Region herumläuft.
Wolf in der Region Rosenheim unterwegs
Die erste Meldung dieser Art machte 2024 Anfang Februar die Runde. Südlich von München – unweit der Landkreisgrenze bei Feldkirchen-Westerham – wurden drei tote Schafe gefunden. Wenige Wochen später gab es Klarheit: Für deren Tod war ein Wolf verantwortlich – genauer gesagt Gw3899m, ein männliches Tier aus der Alpenpopulation. Woanders ist er bis dahin noch nicht aufgetaucht. Obwohl die Aufregung im Mangfalltal anfangs groß war, legte sich diese genauso schnell wieder. Auch, weil vom Wolf weder etwas zu sehen noch zu hören war. Dieser war schon längst über alle Berge. Das bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) wies Ende Februar eine neue Spur des Tieres nach – allerdings im Oberallgäu.
Ruhig blieb es in der Region dennoch nicht. Mitte März wurde in Übersee am Chiemsee ein totes Alpaka gefunden. Die Verletzungen deuteten auf einen Riss durch einen großen Beutegreifer hin. Anfang März fand ein Jäger dann nicht weit davon auf einem Golfplatz in Grassau ein totes Reh. Auch hier: Die Spuren am „Tatort“ sprachen für einen Wolf. Den Verdacht konnte das LfU kurze Zeit später bestätigen – in beiden Fällen. Während die Experten des Landesamts am Alpaka noch zu wenig Hinweise auf einen bestimmten Wolf fanden, waren die Spuren am Reh eindeutiger. Es handelte sich um das Tier mit dem Namen Gw4028m, wie sein Artgenosse im Mangfalltal aus der Alpenpopulation.
Mehrere Spuren im Chiemgau und in Österreich
Und dem Tier schien es im Chiemgau zu gefallen. Ende Mai wurde ein Foto eines Wolfes bei Grassau aufgenommen, auch wenn keine genetische Zuordnung damit möglich war. Diese gab es erst wieder Anfang Juni. Da wurde der Wolf vom Chiemsee anhand von einer Kotprobe im Landkreis Traunstein erneut nachgewiesen. Drei Wochen später muss das Tier im südlichen Landkreis Rosenheim unterwegs gewesen sein – auch dort fand man Kot. Von Rissen fehlte aber über Monate jede Spur.
Dafür gab es auf der österreichischen Seite in der Gegend von Kitzbühel/Kirchberg – nur etwas mehr als 50 Kilometer südlich von Grassau – den ganzen Sommer über mehrere Risse, bei denen ein Wolf nachgewiesen wurde. Die Landesregierung in Tirol bestätigt auf OVB-Anfrage, dass dabei zweimal der „Chiemgauer“ Wolf nachgewiesen wurde. Ende Januar in Kirchdorf bei Kitzbühel und wenig später im Jahr im Kufsteiner Bezirk. Bei den anderen Vorfällen reichte die Spur zur Identifizierung nicht aus.
Angebliches Foto des Tieres sorgte für Aufsehen
Mitte November könnte der Wolf in den Chiemgau zurückgekehrt sein. Innerhalb weniger Tage wurden um den 8. November erst bei Oberwössen, später bei Grassau und in Prien am Chiemsee ein totes Schaf sowie zwei Rehe gefunden. Eine Wolfsspur konnte das LfU nur bei einem der drei toten Tiere nachweisen. Vermutlich bei dem Reh, welches in der Nähe eines Hofes an der Kendlmühlfilzen gefunden wurde. Und die Spur führt zu einem alten Bekannten – der Wolf Gw4028m. Damit steht fest, dass dieser zumindest von März bis November immer wieder mal in der Region war.
Während dieser Zeit soll das Tier auch am Geigelstein im Priental vorbeigeschaut haben. In den Frühmorgenstunden des 17. Novembers wollen Mitarbeiter einer Almhütte ein Foto des Tieres gemacht haben. Das Bild verschwand allerdings kurze Zeit später wieder aus den sozialen Medien, ohne Nachweis seiner Richtigkeit. Auch beim LfU gibt es auf deren Internetseite mit den Nachweisen der großen Beutegreifer seither keine neue Spur des Wolfes zu finden.
Viele Gerüchte, kaum Beweise
Die Gerüchte aber bleiben – egal ob Wolf oder Bär. So wollen Jogger Anfang Dezember im Berchtesgadener Land „drei leuchtende Augenpaare“ und „Kopfumrisse von Wölfen“ gesehen haben. Die Tiere sollen ihnen sogar nachgelaufen sein. Und am Sudelfeld könnte sich ein Bär herumtreiben. An Allerheiligen meldeten Wanderer der Polizei die Sichtung eines Tieres in weiter Entfernung – ohne wirklichen Beweis. Diese will ein anderer Wanderer vergangene Woche (12. Dezember) im beliebten Wandergebiet gefunden haben. Auf einer Tour entdeckte er Überreste eines Tieres, Eingeweide und um Blut im Schnee. Vermutlich aber, weil ein Jäger dort zuvor eine Gams geschossen hatte. Einen Nachweis für einen Bären hat das LfU jedenfalls nicht, der stammt immer noch aus dem Mai 2023.
Unbestätigte Hinweise auf einen Bären im Landkreis Rosenheim gab es 2024 dem Landesamt zufolge vier Stück. 2023 waren es noch 20 Mitteilungen. Beim Wolf waren es heuer zehn Hinweise, im Jahr davor 21. Prognosen, wie viele Tiere 2025 in die Region kommen oder durchziehen könnten, wollte das LfU nicht anstellen.