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Nach Sichtung an der Priener Hütte

Der „Wolf vom Geigelstein“: Treibt er schon seit Monaten sein Unwesen im Priental?

Ein Wolf am Geigelstein und im Porträt.
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Ein Wolf wurde am Sonntag (17. November) am Geigelstein gesichtet. Für die Almbauern ist das nichts Neues. Sie wissen, dass er seit Langem sein Unwesen in den Bergen treibt.

Ein Wolf wurde am Sonntag (17. November) am Geigelstein gesichtet. Doch er war nicht das erste Mal dort auf Jagd, wie jetzt bekannt wurde. Wie Almbauern auf die Gefahr reagieren.

Aschau – Ein sensationelles Foto machte am Sonntag (18. November) die Runde. Ein Wolf am Geigelstein! Er hat sich gezeigt: im romantischen Licht der Morgendämmerung. Kaum zu glauben, dass das Foto echt ist. Doch das Team der Priener Hütte klärt auf: „Heute im Morgengrauen hat das erste Mal einer von unseren Mitarbeitern einen Wolf gesehen. Unglaublich!“

Wolf zieht seit 20 Jahren durchs Revier

Doch so unglaublich ist das gar nicht, denn: „Wir wissen seit etwa 20 Jahren, dass immer mal wieder Wölfe durch das Priental ziehen“, sagt Martina Bauer, die Vorsitzende des Vereins „D‘Sachranger Bergbauern“. Sie erinnert sich noch gut daran, wie vor etwa zehn Jahren ein Wolf Jungrinder auf der Kampenwand in die panische Flucht trieb. Damals stürzten drei Tiere ab und verendeten. Und etwa zwei oder drei Jahre muss es her sein, dass eine Herde nachts aus ihrer umzäunten Weide ausbrach und von Sachrang nach Aschau hetzte.

In diesem Jahr gab es zum Glück noch keinen Vorfall auf den Almen im Priental. „Aber wir gehen wir davon aus, dass zwischen Geigelstein und Hochfelln ein Wolf unterwegs ist“, sagt Almbauer Sebastian Pertl aus Innerwald. Das scheue Tier sei mehrfach gesehen worden.

Wolf hat ein Gamskitz gerissen

Der Post von der Wolfssichtung am Geigelstein ist aus den sozialen Medien wieder verschwunden. Doch im Forstbetrieb Ruhpolding ist die Information gespeichert. Das Terrain rund um die Priener Hütte gehört zur Bayerischen Staatsforsten. Und Joachim Keßler, der Leiter des Forstbetriebes, bestätigt: „Wir wissen, dass in diesem Bereich ein Wolf vorbeischaut.“ Dafür gibt es seit Kurzem auch einen Beweis: Im Sommer wurde an der Priener Hütte ein Gamskitz gerissen. „Vor zwei Wochen haben wir die Bestätigung erhalten, dass es sich tatsächlich um einen Wolfsriss gehandelt hat“, informiert Keßler. Gesehen wurde das Tier von den Revierförstern und Berufsjägern allerdings noch nicht.

Wolf hat seine Losung hinterlassen

Für das Monitoring der „großen Beutegreifer“ Wolf, Bär und Luchs ist das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) zuständig. Und das hat in den vergangenen beiden Jahren dreimal den Beweis für die Existenz eines Wolfes in der Region Rosenheim erbracht. Jüngst der Wolf vom Geigelstein. Am 29. Juni ein Wolfsrüde, der über seine Losung (Kot) ausreichend genetisches Material lieferte, um ihn als Teil der Alpenpopulation auszumachen, zu der nach LfU-Informationen etwa 400 bis 550 Tiere gehören. Und im April 2023 eine weibliche Wölfin (Fähe), die nachweislich zwei Wild- und zwei Nutztiere gerissen hatte.

Sieben Wolfrisse in Tirol

Auf Nahrungssuche legen Wölfe am Tag Strecken von bis zu 50 Kilometern zurück. Deshalb ein Blick über die Landesgrenze: Im Kufsteiner Revier wurden in diesem Jahr sieben Wolfsrisse nachgewiesen: im Januar in Söll, im März und Mai in Wildschönau (3), im Juni in Rettenschöss, im Juli in Walchsee und im August in Brandenberg. Am 1. August wurde in Aschaus österreichischer Nachbargemeinde Niederndorferberg ein Reh gerissen. In diesem Fall gab es allerdings keinen Hinweis auf die „Beteiligung eines großen Beutegreifers“, informiert die Tiroler Landesregierung.

Wird der Wolf jetzt „standorttreu“?

Ob der Wolf vom Geigelstein inzwischen schon „standorttreu“ geworden ist, also über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten nachgewiesen werden kann, ist noch nicht amtlich. Darüber könnten aber die jüngsten drei gerissenen Tiere aus dem Chiemgau von Anfang November Aufschluss geben: Prien, Grassau und Unterwössen. Bis nach Aschau ist es da nicht weit. „Wir hoffen mal nicht, dass sich ein Wolfsrüde und eine Wolfsfähe ansiedeln und reproduzieren“, sagt Martina Bauer. Denn keiner der Almbauern kann sich vorstellen, die Berge mit einem Wolfsrudel zu teilen. „Das würde das allmähliche Aus für unsere Almwirtschaft besiegeln“, befürchtet Bauer. Denn weder könnten in den Bergen Schutzzäune aufgestellt, noch Herdenschutzhunde in Dienst gestellt werden. „Das ist mit Almwirtschaft und Bergtourismus nicht vereinbar“, erklärt die Vereinsvorsitzende. Doch vom Tourismus lebt die Region.

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