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Wirtshäuser in der Krise

„Zukunftsängste“ und „Alles wird teurer“: Droht dem Chiemgau ein weiteres Gastro-Sterben?

Martin Obermüller (Bild links) hinter seiner Schenke. Er musste die Mesner Stubn in Urschalling bei Prien schließen.  Bild rechts: Florian Darchinger (links), Serviceleiter im Chiemseewirt bei Gstadt, und Küchenchef Christian Stern (rechts). Beide fungieren als Geschäftsführer. Auch Stern teilt mit, dass er den Geschäftsbetrieb voraussichtlich im Herbst einstellen muss.
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Martin Obermüller (Bild links) musste die Mesner Stubn in Urschalling bei Prien schließen. Doch das ist nicht die einzige Wirtschaft, der ein Ende droht. Auch Christian Stern, Betreiber des Chiemseewirts bei Gstadt (Rechtes Bild, rechts) teilt mit, dass er aufgrund steigender Kosten den Geschäftsbetrieb voraussichtlich im Herbst einstellen muss. Droht dem Chiemgau ein Wirtshaussterben?

Sind Chiemgaus Gaststätten in der Krise? Zwischen Personalmangel und steigenden Kosten ringen Betreiber ums Überleben. Einige jedoch ohne Erfolg. Wie die Lage in der Region ist, und wie es um die Zukunft der Branche steht.

Prien/Chiemgau – Nach einem Tag am Chiemsee gemütlich einkehren, mit Blick auf das bayerische Meer und die Alpen. Oder sich lieber etwas außerhalb im ruhigen Biergarten die Brotzeit schmecken lassen. Im Chiemgau gibt es eine große Auswahl an Gaststätten, die zu gemütlichen Stunden einladen. Doch viele von ihnen kämpfen ums Überleben, einige sind oder waren sogar gezwungen, zu schließen.

Gründe für Gastro-Schließungen: Personalmangel und steigende Kosten

So öffnete die Mesner Stubn in Urschalling bei Prien am 28. Dezember das letzte Mal ihre Türen. Pächter Martin Obermüller nannte als Hauptgrund „anhaltenden Personalmangel“. Gegenüber der Chiemgau Zeitung sagte er: „Von Anfang bis Ende war das eigentlich das größte Problem.“ Der Sommer 2023 sei „eine Katastrophe“ gewesen. Was mit dem Traditionsgasthaus in Zukunft passiert, sei ungewiss.

Michael Gellhorn, seit 2005 Betreiber der Kneipe „Charly‘s Inn“ in Bernau, macht zum 31. Januar Schluss. Er hatte mit den Maßnahmen und Auflagen im Zuge der Coronapandemie zu kämpfen. Dieser Kampf wirke sich bis jetzt aus. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Der Gründer und Besitzer des Charlys Inn, Georg Philipp, legt das Schicksal der Bar in die Hände seines Enkels. Christopher Philipp will die Nachfolge übernehmen. Ein Öffnungsdatum ist aber noch nicht bekannt.

Martin Obermüller hatte die Mesner Stubn von 2020 bis Ende 2023 gepachtet.

Seit Jahresbeginn ist auch im „Boathouse“ in Seeon Schluss. Hier sei einerseits Personalmangel der Auslöser, Betreiber Eik Landfermann nannte aber noch weitere Gründe. So habe der Vermieter die Pacht erhöht, hinzu kämen die inflationäre Situation, hohe Stromkosten und die Lage an sich. In Seeon sei die Laufkundschaft „gleich Null“. Es fehle an öffentlichen Anbindungen.

Es ist aber nicht das einzige Gasthaus in der Chiemseegemeinde Seeon-Seebruck, das aufhört. Familie Thomé, die jahrelang den „Neuwirt“ in Seeon betrieben hat, geht im Herbst diesen Jahres in Pension. „Bis Ende September 2024 sind wir für Sie noch da“, heißt es auf der Homepage des Neuwirts.

Ende Januar meldete sich auch Christian Stern, Betreiber des „Chiemseewirts“ in der Gemeinde Gstadt bei der Redaktion der Chiemgau Zeitung. Auch ihn würden eine Pachterhöhung, verbunden mit dem Personalmangel, der Erhöhung der Mehrwertsteuer, sowie zuletzt im Dezember Maut- und Co2-Aufschläge, in die Knie zwingen. Fast fünf Jahre hat Stern die Pacht bereits inne, doch er gab bekannt: „Aufgrund der massiv gestiegenen Kosten müssen wir den Geschäftsbetrieb voraussichtlich im Herbst einstellen.“

Die Nachwehen der Corona-Pandemie, die steigenden Preise und Personalmangel sind Probleme mit denen das Gastgewerbe zu kämpfen hat. Und jüngst kamen noch im Dezember Maut- und Co2-Aufschläge hinzu sowie mit Januar die Erhöhung der Mehrwertsteuer für Speisen auf das Vor-Corona-Niveau von 19 Prozent. Genau diese Herausforderungen rücken die Zukunft vieler Betriebe ins Ungewisse.

Gastgewerbe bekomme zu wenig Gehör von der Politik

Seit Corona hatten Dehoga und Vertreter der Branche immer wieder auf ihre Herausforderungen und Sorgen aufmerksam gemacht. Klaus Lebek, Kreisvorsitzender der Dehoga Traunstein, klagt darüber, dass die Branche jedoch von der Politik zu wenig Gehör bekommt.

Serviceleiter Florian Darchinger (links) und Küchenchef Christian Stern (rechts) - beide fungieren als Geschäftsführer des Chiemseewirts.

Die Corona-Hilfen seien auch nur eine geringe Unterstützung gewesen, erklärt Lebek, was er am Hotel Eichenhof in Waging deutlich macht, das er betreibt. „Wegen Corona gehen uns 1,2 Millionen Euro Umsatz ab“, betont Lebek. 400.000 Euro hätte er als Förderung bekommen, jedoch habe die IHK diese auf die Hälfte gekürzt. Letztendlich habe er 200.000 Euro bekommen, die Hälfte davon musste er allerdings versteuern.

Zwar habe er sich durch die zwischenzeitlich gesenkte Mehrwertsteuer in zwei Jahren 200.000 Euro gespart, „aber zieht man die und den Förderbetrag von den 1,2 Millionen ab, bleibt noch ein Minus von 900.000. Und das nimmt man nicht auf die leichte Schulter.“

Droht im Chiemgau ein Wirtshaussterben? Die Redaktion der Chiemgau Zeitung haben im Januar bereits Meldungen von Betreibern erreicht, die ihren Betrieb nicht mehr stemmen konnten bzw. können.

Ein weiteres Problem, das Lebek anspricht: Viele Beschäftigte haben während Corona der Gastronomie den Rücken gekehrt. „Es wusste ja niemand, wann es wieder normal wird. Und da haben viele nach was Sicherem gesucht.“ Die Branche habe sich davon noch nicht erholt, Personalmangel ist weiterhin ein Thema. „Und jetzt kommen dann auch noch die steigenden Kosten hinzu“, sagt Lebek.

Gastronome haben Zukunftsängste

Der Dehoga-Kreisvorsitzende befürchtet, dass es im Chiemgau ein Wirtshaussterben geben wird. „Diejenigen, die schon lange hier verwurzelt sind und sich um eine Nachfolge bemüht haben wird es nicht so stark treffen“, sagt Lebek. Jedoch diejenigen, die keine Nachfolger haben, oder das Geschäft eben nicht mehr stemmen können.

„Wir leben vom Sommergeschäft“, betont Lebek, „und da arbeiten wir schon für die ruhige Winterzeit vor. Wenn also der Sommer nicht gut läuft, dann wird auch die Winterzeit schwierig.“ Das müsse auch die Politik dringend begreifen. „Wir sind eine Tourismusregion“, erklärt Lebek. In seiner Funktion als Dehoga-Kreisvorsitzender ist er auch in Kontakt mit anderen Vertretern der Branche: „Die haben Zukunftsängste, weil man nicht weiß, wie sich das weiter verhalten wird. Alles wird teurer.“ Die Auswirkungen werden sich noch zeigen, sagt Lebek.

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