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Die letzte Runde für den Bernauer Wirt Michael Gellhorn

Wirt der Kultkneipe Charly’s Inn in Bernau streicht die Segel: „Corona war der Killer“

Collage: links: Außenansicht der Bernauer Kneipe Charly‘s Inn. Rechts: Wirt Michael Gellhorn
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Wieder ein Wirt, der geht. Michael Gellhorn war 26 Jahre lang nicht wegzudenken aus der Kultkneipe Charly’s Inn.

Auf ein Bier zum Charly’s Inn - Seit 26 Jahren steht Michael Gellhorn hinterm Tresen der Bernauer Kneipe und sorgt für gute Stimmung bei den Gästen. Das ist jetzt Geschichte: „Du spinnst wohl, Du kannst doch nicht aufhören“ - die Reaktion der Stammgäste ändert nichts. Der Wirt muss die Reißleine ziehen. Wie es jetzt weitergeht:

Bernau – Im Charlys Inn in Bernau hat sich kaum etwas verändert. Eine klassische Kneipe mit fast schon nostalgischem Flair. Für eine ganze Generation war es der Treffpunkt im westlichen Chiemgau. Rappelvoll und Stimmung auf Anschlag. Für Michael Gellhorn, der die Kneipe seit 2005 selbstständig betreibt, ein wünschenswerter Zustand - aber in den letzten Jahren blieb es bei dem Wunsch:

Coronamaßnahmen zwingen den Wirt in die Knie

„Also Corona war ein Killer. Sicherlich nicht nur für mich, sondern wahrscheinlich für viele Gastronomen auch.“ Das Charly’s Inn hatte, so Gellhorn, mit den Maßnahmen und Auflagen im Zuge der Coronapandemie zu kämpfen: „Man sperrt dir einfach klanglos den Laden zu, lässt dich da völlig hängen. Niemand sagt dir, wie lange das jetzt dauert.“ Es hätte zwar Subventionen gegeben, die wären aber nicht ausreichend gewesen:

„Du musst die Hilfen versteuern, die eigentlich dazu da sind, Pacht, Strom und den Steuerberater zu zahlen. Das heißt, der Selbstständige kann weder seine Altersvorsorge bezahlen, noch die Krankenversicherung. Er kann davon nicht leben.“ Wenn man, so Gellhorn, dann mal aufsperren durfte, waren die vorgegebenen Öffnungszeiten für ihn eine Farce: „Ich habe von fünf bis um acht aufgesperrt, das sind drei Stunden.“ Nicht nachvollziehbar für ihn zum Beispiel, warum man dann im Sommer auch noch gezwungen war, im Innern der Kneipe zu sitzen, wo die Viren doch draußen angeblich kein Problem gewesen wären.

Treibende Kraft des Charly’s Inn fehlt

Und noch ein weiterer Grund, jenseits der Coronamaßnahmen, habe laut Michael Gellhorn zu der finanziellen Misere geführt: Die Personengruppe zwischen 16 und 20 Jahren fehle. Die jungen Erwachsenen seien für das Charly’s Inn immer eine treibende Kraft gewesen: „Wir haben ein gemischtes Publikum, aber das ist halt die Zielgruppe, die auch zwei-, dreimal in der Woche zum Wirt gegangen ist, die sich da getroffen hat, die sozial interagiert hat.“ Mittlerweile seien die jungen Leute, auch durch die Zeit der Pandemie, aber anders vernetzt. Man treffe sich oft privat und sei generell mehr auf einen gesunden Lebenswandel fokussiert, ohne Party und Alkohol.

Lange habe Gellhorn versucht, trotz der widrigen Umstände weiterzumachen, „aber im Großen und Ganzen gebe ich es jetzt auf, weil ich es mir nicht mehr leisten kann. Also das ist einfach Fakt, dass ich es nicht mehr bezahlen kann.“ Er will sich zukünftig auf seinen Job als Handwerker konzentrieren und kehrt vorerst der Gastronomie den Rücken. Für die Fans der Kultkneipe gibt es aber auch gute Nachrichten: Der Gründer und Besitzer des Charlys Inn, Georg Philipp, legt das Schicksal der Bar in die Hände seines Enkels:

Jetzt übernimmt der Enkel des Besitzers das Steuerrad

„Das ist der Christopher Philipp. Natürlich werde ich auch noch mithelfen und ihn unterstützen.“ Zurück zu den Anfängen also? Georg Philipp erinnert sich: „Das war ja mal die Busgarage meines Fuhrparks. Ich habe das damals dann umgebaut und es ist vom ersten Augenblick an gut gelaufen.“ Er habe dann selbst lang als Wirt gearbeitet, weil es ihm einfach Spaß gemacht hat: „Nur immer, wenn ich verpachte, dann gibt es irgendwann Schwierigkeiten. Ich komme mir vor wie der alte Kapitän Ahab, wenn ich von der Brücke gehe, dann läuft das Schiff aus dem Ruder.“

Jetzt steht der Nachwuchs am Steuerrad und wird sich den Herausforderungen der Gastronomie stellen müssen. Als Erstes wollen sie aber renovieren. Ab 31. Januar sperrt Michael Gellhorn zu. Wann die Philipps wieder aufsperren, ist noch nicht klar: „So bald wie möglich. Personal ist genug da, die Familie auch, ich bin da guter Dinge.“ So wie es früher war und auch mit der Stimmung von damals, das sei das Ziel von Georg und Christopher Phillip, den alten und zeitgleich neuen Betreibern vom Charly’s Inn.

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