Bürgerbeteiligung weckt Vorfreude und Respekt
Neues Aiblinger Thermenhotel: So können die Bürger konkret mitbestimmen - erster Termin steht
Wie kann das Thermenhotel in Bad Aibling gebaut werden, wenn dabei alle Bürger mitreden dürfen? Dieser Herausforderung stellen sich nun Stadt und Planer. Was sich die Entscheidungsträger vom „Anwalt der Stadt“ erhoffen.
Bad Aibling – Vor über einer Woche haben die Pläne für ein Thermen-Hotel in Bad Aibling samt anschließender Wohnbebauungen eine ganz wichtige Hürde genommen. Mit einer großen Mehrheit stimmte der Stadtrat der Aufstellung eines Bebauungsplans zu, was zur Verwirklichung des lange ersehnten Projektes unerlässlich war. Mit dem Beschluss stellte das Gremium die Weichen für das Vorhaben, für das die Max von Bredow Baukultur Bad Aibling GmbH den Zuschlag erhalten hatte. Doch weil die Planer die Bad Aiblinger Bürger bei der Entstehung des Projektes in großem Maße beteiligen wollen, betritt die Stadt mit dem Vorhaben Neuland.
Konkret wolle man mithilfe eines Bürgerbeteiligungsverfahrens, welches es in dieser Form in der Kurstadt bisher nicht gab, die Ideen, Bedürfnisse und Wünsche der Bad Aiblinger in die Planungen mit einfließen lassen. Helfen sollen dabei verschiedene Veranstaltungen, wie die sogenannten Ideenwerkstätten. Gerade dieser Ansatz stieß auf große Zustimmung im Stadtrat, der letztlich die Planungshoheit dennoch nicht aus der Hand gibt. Trotzdem ist, anders als sonst, mit etlichen Anregungen, Wünschen und Ideen aus der Bürgerschaft zu rechnen, mit denen die Verantwortlichen dann umzugehen haben.
Keine Angst vorm „Anwalt der Stadt“
Logisch also, dass das besondere Verfahren der Bürgerbeteiligung nicht nur Vorfreude, sondern auch Respekt bei den Entscheidungsträgern hervorruft. Doch der geschäftsführende Gesellschafter Max von Bredow zeigt sich auch aufgrund seiner positiven Erfahrungen, etwa aus Bad Feilnbach, optimistisch. „Die Bürgerbeteiligung ist ein erweitertes Werkzeug der Demokratie.“ Auch er habe, als er das erste Mal mit einer solchen Bürgerbeteiligung zu tun hatte, Angst vor den Ergebnissen gehabt. Doch die Furcht vor einer Ideenflut, die völlig aus dem Ruder läuft, sei genau wie im jetzigen Bad Aiblinger Fall unbegründet.
„Ein bestimmter Rahmen, nämlich Hotel und Wohnbebauung, ist hier schließlich vorgegeben.“ Mit diesem Bezug seien erstmal alle Ideen zugelassen, betont von Bredow. Die sonst übliche Bürgerbeteiligung komme in der Regel „immer zu spät“. Hier könnten die Bürger nun aber von Anfang an als „Anwalt der Stadt“ auftreten, was von Bredow als durchweg positiv erachtet.
Schlier: „Bin richtig neugierig“
Und ihm zufolge gebe es reichlich Themen, zu denen man sich einbringen könnte. Wie wird gebaut? Wie wird geheizt? Wie wird Strom gewonnen? Wie sieht es mit der Nahversorgung, wie mit Betreuungsangeboten aus? Der Gesellschafter nennt nur einige der vielen zu klärenden Fragen und ergänzt: „Wenn die ganze Stadt mit überlegt, kommt auch einiges zusammen.“
Große Herausforderungen kommen durch die Bürgerbeteiligung auf den Aiblinger Stadtrat zu. Mit Ausnahme der AfD zeigten sich dennoch alle Fraktionen offen und begrüßten das angedachte Verfahren. So auch der Rathauschef: „Ich bin richtig neugierig und freue mich auf das neue Projekt mit der für uns neuen Herangehensweise“, sagt Bürgermeister Stephan Schlier (CSU). Er erhofft sich durch die Beteiligung der Menschen auch im Nachgang eine größere Akzeptanz für das Projekt. Wer in die Entstehung mit eingebunden werde, könne später auch ein ganz anderes Verständnis aufbringen. „Ich habe wirklich Lust, mit den Bürgern an diesem Projekt gemeinsam zu arbeiten“, so Schlier.
Wünsche und Ideen als Hilfe annehmen
Wichtig sei jedoch, dass dieses Verfahren professionell begleitet werde. Zuständig hierfür ist Korbinian Kroiss von der „nonconform Ideenwerkstatt“. Er betont: „Wir wollen die Leute zusammenbringen und die Ideen und Bedürfnisse der Bürger sortieren.“ In den kommenden Monaten soll dieser Beteiligungsprozess in Form einer Ideen- sowie einer Planungswerkstatt erfolgen, wobei Bürger ihre Wünsche, Ideen und Anregungen für die Gestaltung des Projekts in einem konstruktiven und gemeinschaftlichen Austausch vor Ort teilen können.
Auf diese Bürgerbeteiligungs-Termine soll dann im Sommer dieses Jahres die Vorstellung eines Planungsentwurfs folgen, den das Architekturbüro Behnisch unter Berücksichtigung der Vorschläge erarbeitet. Der zuständige Architekt Florian von Hayek blickt deshalb erwartungsfroh in die Zukunft. Sein Büro habe es schon immer geschätzt, wenn bei Projekten gewisse Rahmenbedingungen, Ideen und Einflüsse von vornherein eingebracht wurden.
Bürgerbeteiligung: Erster Termin am 14. März
Andersherum würde man den Menschen einen fertigen Entwurf vor die Nase setzen, der dann vielleicht niemandem gefällt. „Ich freue mich deshalb auf die Bürgerbeteiligung und hoffe, dass wir es so angehen, dass sich jeder mitgenommen fühlt“, so von Hayek.
Den Auftakt der Bürgerbeteiligung bildet die gemeinsame Ideenwerkstatt am Donnerstag, 14. März, um 19 Uhr im Kurhaus Bad Aibling.