Einigung mit Grundstücksbesitzern erzielt
Wird Wellness-Wunsch Wirklichkeit? Thermen-Hotel in Bad Aibling rückt „in greifbare Nähe“
Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren Wünsche nach einem Hotel an der Therme in Bad Aibling laut. Jetzt könnte dieser Wunsch Wirklichkeit werden, wie das OVB exklusiv erfahren hat. Wie der Stand der Dinge ist – und welche Rolle den Bürgern zukommen soll.
Bad Aibling – Es war ein Mosaikstein zur Weiterentwicklung der Kurstadt und des Thermenareals, der schon zu Zeiten von Bürgermeister Felix Schwaller (CSU) immer wieder in den Köpfen vieler politischer Entscheider herumgeisterte: der Bau eines Thermenhotels, das die Stadt weiter aufwerten soll. Jetzt sieht es ganz danach aus, als ob aus dem Wunsch Wirklichkeit wird. Denn die „Max von Bredow Baukultur GmbH“ hat mit dem Inhaber des Areals, das die Kommune für den Hotelkomplex ins Auge gefasst hat, Einigung über den Erwerb erzielt und will nun gemeinsam mit der Kurstadt das Thermenhotel realisieren, wie das OVB exklusiv erfahren hat.
Unter anderem eine nach Angaben von Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) „schwierige Eigentümerkonstellation“ beim Grundstück hatte über Jahre hinweg alle anfänglichen Bemühungen der Stadt, auf einem Teilstück der sogenannten Winhart-Wiese in direkter Nachbarschaft zur 2007 eröffneten Therme ein Hotel zu realisieren, im Keim erstickt. Bis es jüngst zum Durchbruch bei den Verhandlungen zwischen den Eigentümern und dem Immobilienentwickler Dr. Max von Bredow aus Kolbermoor kam, was Schlier nun als „Startschuss“ für die Realisierung des Projekts wertet.
„Dem Verkäufer war es wichtig, dass das Grundstück in gute Hände kommt“, erklärt Dr. Max von Bredow, geschäftsführender Gesellschafter der „Max von Bredow Baukultur“, was unter anderem zur Einigung mit dem Eigentümer beigetragen hatte. „Unser Vorteil war sicherlich die Regionalität und die Qualität, die wir bieten.“ Welcher Kaufpreis, der vermutlich ebenfalls eine wichtige Rolle gespielt haben dürfte, dabei vereinbart worden ist, dazu äußerte sich von Bredow indes nicht.
Über die erfolgreichen Verhandlungen hat der Unternehmer gemeinsam mit Schlier bereits die Vorsitzenden der im Stadtrat vertreten Fraktionen in Kenntnis gesetzt, die die Nachricht nach Angaben des Rathauschefs „sehr positiv“ aufgenommen haben. Zumal der Bad Aiblinger Stadtrat letztlich durch seine Entscheidungen ja auch „die Planungshoheit“ haben werde, wie Schlier und von Bredow unisono betonen.
Bürger sollen „über das gesetzliche Maß hinaus“ an Planung beteiligt werden
Ein gewichtiges Wort rund um die Planungen an der Winhart-Wiese sollen aber auch die Bürger der Kurstadt mitreden. „Wir wollen über das gesetzliche Maß hinaus die Bürger an der Umsetzung beteiligen“, sagt von Bredow. „Denn für uns ist es total wichtig, auch andere Perspektiven und den Blick der Aiblinger Bürger für das Grundstück zu sehen.“
Selbstverständlich habe er, aufgrund seiner vielen bisherigen Projekte, bereits Ideen im Kopf, so der Kolbermoorer Unternehmer. „Bis auf einige Eckpunkte fangen wir aber bei den Planungen wirklich mit einem leeren Blatt Papier an.“ Fest steht beispielsweise die Fläche, die bebaut werden soll. Sie grenzt direkt an den Außenbereich der Therme an und verläuft parallel zur Lindenstraße bis zur Sonnenstraße. Entstehen soll dort dann nicht nur ein Hotelkomplex in Holzhybridbauweise mit rund 100 Zimmern und direktem Zugang zur Therme, sondern auch Wohnbebauung. Für die Architektur ist das Unternehmen Behnisch im Boot, das bereits die Therme und deren Erweiterungen begleitet hatte. Was für Schlier ein wichtiger Aspekt ist: „Es soll ja letztlich stimmig zusammenpassen.“
„Soziales und bedarfsgerechtes Angebot“ in einem neuen Wohn-Quartier
Nicht nur ein Thermenhotel soll auf dem Teilstück der sogenannten Winhart-Wiese entstehen, auch Wohnbebauung ist dort geplant, wie Max von Bredow, geschäftsführender Gesellschafter der „Max von Bredow Baukultur GmbH“ mit Sitz in Kolbermoor, gegenüber dem OVB verrät. Priorität, auch aus Sicht der Stadt, habe zwar das Hotel, in einem zweiten Schritt soll anschließend an den Hotelkomplex aber anhand einer „hochwertigen Wohnbebauung“ ein „soziales und bedarfsgerechtes Angebot“ entstehen. So soll ein Großteil des Quartiers Mehrgenerationenwohnen ermöglichen, ein weiterer Teil als betreutes Wohnen für Senioren konzipiert werden. „Unsere Hoffnung wäre, Bad Aiblinger Senioren aus einem Einfamilienhaus ins barrierefreie Wohnen zu bringen und somit wieder Häuser für Familien freizumachen.“ Als dritter Bereich sei zudem geplant, Wohnungen für Beschäftigte in Berufen der öffentlichen Daseinsvorsorge wie Kindergarten, aus dem Pflegebereich oder der Stadtverwaltung bereitzustellen, die sich „diese Leue auch leisten können“, wie von Bredow erklärt. Bei der Belegung der Wohnungen – zu einer möglichen Stückzahl der Einheiten konnte sich von Bredow noch nicht äußern – will die Stadt sowie der Kolbermoorer Immobilienentwickler dann nach eigenen Angaben „eng mit den Arbeitgebern vor Ort zusammenarbeiten“. Angedacht sei außerdem, Bürger aus der Kurstadt in puncto Verkauf und Vermietung bevorzugt zu behandeln.
Und wie sieht es mit einem möglichen Zeitplan für das Projekt aus, das nach Einschätzung von Schlier den Wirtschaftsstandort Bad Aibling noch weiter stärken wird? Bei dieser Frage wollen sich der Rathauschef sowie der Immobilienentwickler nicht festnageln lassen oder zu weit aus dem Fenster lehnen. „Wir wollen schnell sein, aber nicht hudeln“, antwortet beispielsweise Schlier auf die Frage nach einem Wunschtermin für die Hotel-Eröffnung. Auch von Bredow kommt bei dieser Frage kein Datum über die Lippen, sagt stattdessen: „Die Qualität geht vor der Geschwindigkeit.“ Kein Dementi gibt es zumindest auf die Frage, ob der Wunsch danach bestünde, dass die ersten Gäste noch vor Anbruch des neuen Jahrzehnts im Hotel einchecken können.
Konkreter sieht hingegen die zeitliche Planung für die nahe Zukunft aus: Zunächst sollen nochmals die kompletten Fraktionen im Stadtrat durch von Bredow über den derzeitigen Stand der Dinge informiert, zudem die direkten Nachbarn des Areals angeschrieben werden. Schliers Wunschvorstellung: Dass der Stadtrat noch heuer zum einen die „Pflöcke, wie die Bürgerbeteiligung aussehen soll“ einschlägt, sowie einen Beschluss fasst, für das Areal einen Bebauungsplan aufzustellen. Bereits im Frühjahr 2024 könnten dann die Bad Aiblinger in die Planungen eingebunden werden, wie der Rathauschef hofft: „Wir wollen auf keinen Fall auf die lange Bank schieben, sondern voranbringen.“
Bisherige Hotels laut Schlier zu Spitzenzeiten völlig ausgebucht
Dass es aus der Bevölkerung nicht nur Jubelrufe, sondern auch Kritik geben könnte, sei bei Baumaßnahmen üblich, wie sich von Bredow bewusst ist. Wobei Schlier allerdings nicht damit rechnet, dass das Projekt bei den fünf bestehenden Hotelbetrieben in der Kurstadt für viel Unruhe sorgen wird. „Die Hotels in der Stadt haben ja alle eine unterschiedliche Ausrichtung“, sagt der Rathauschef. „Zudem gibt es bei uns einige Spitzenzeiten, in denen wir bereits jetzt eine Vollauslastung haben.“ Somit glaube er nicht, dass ein zusätzliches Hotel „den anderen Betrieben wehtun wird“.
Um die Kritik am Projekt so gering wie möglich, den Zuspruch so groß wie möglich zu halten, dafür sei es eben auch wichtig, die Bad Aiblinger sowie die ansässigen Kur- und Heilbetriebe per Bürgerbeteiligung ins Boot zu holen. Schließlich sieht von Bredow sein Unternehmen als „Problemlöser und nicht als Problementwickler“, der findet, dass es „das Dümmste“ sei, etwas „an den Bedürfnissen der Menschen vorbei zu planen“. Von Bredow: „Uns ist doch auch klar: Wenn das Ding steht und alle sagen „Das ist ja doof“, dann bekommen wir es nicht mehr weg.“ Daher ist für Schlier die Ankündigung, auf die Meinung der Bewohner der Kurstadt zu setzen, auch keine hohle Phrase, wie er betont: „Wir wollen eine echte, keine Alibi-Bürgerbeteiligung.“
