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Bewohner im Greinhof als Nörgler hingestellt?

Streit um Nachtruhe in Wasserburg: „Warum wird immer nur über uns geredet – statt mit uns?“

Bewohnerinnen und Bewohner im Greinhof sagen: Sie finden aufgrund von Ruhestörungen keine Nachtruhe.
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Bewohnerinnen und Bewohner im Greinhof sagen: Sie finden aufgrund von Ruhestörungen keine Nachtruhe.

Anwohner als Meckerer abgestempelt? Der Streit um die Wasserburger Nachtruhe findet einfach kein Ende. Warum am Greinhof keine Ruhe einkehren will und wie es jetzt weitergeht.

Wasserburg – Der Greinhof ist ein sensibles Areal in der Wasserburger Altstadt: Mehrstöckige Gebäude gruppieren sich um einen Innenhof. Tür an Tür: eine Wohnanlage, in der auch Senioren und Menschen mit Pflegebedarf leben, und eine beliebte Pizzeria, die stark frequentiert wird. Seit vielen Jahren gibt es hier einen erbitterten Streit um die Nachtruhe.

„Massive Lärmbelästigungen“ – „Kann nicht den Mund verbieten“

Manfred Förtsch und Wolfgang Stein aus dem Eigentümerbeirat der Wohnlage sprechen von massiven Lärmbelästigungen durch Bewirtungen, aber auch durch Aufräumarbeiten in der Außengastro sowie durch Personal der Pizzeria, das sich vor allem im Sommer bis weit in die Nacht hinein lautstark unter den Fenstern der Wohnanlage unterhalte. Wirt Gianluca Fusaro hält mit dem Hinweis dagegen: Es sei nicht möglich, Gästen, die abends das Lokal verlassen würden, den Mund zu verbieten. Auch das Personal müsse sich nach Feierabend draußen aufhalten und unterhalten können.

Fronten, die verhärtet sind, denn auch in der Außenwahrnehmung gibt es unterschiedlichen Ansichten: Bewohnerinnen und Bewohner des Greinhofs fühlen sich zu Unrecht in die Rolle als Nörgler gedrängt. Der Wirt sieht sich ebenfalls an den Pranger gestellt, weil er und seine Mitarbeiter, die sich um Ruhe bemühen, stattdessen als rücksichtslos dargestellt würden.

Wer recht hat, ist für Außenstehende schwer zu beurteilen ist. Doch die Beschwerdeführer weisen auf ein in ihren Augen grundsätzliches Problem hin. Sie finden, ihre Anliegen fänden nicht genug Gehör. Bewohnerinnen und Bewohner können beispielsweise nicht verstehen, warum sie zu einem runden Tisch des Landratsamts, bei dem die Problematik besprochen wurde, als einzige nicht eingeladen worden seien. Sie sagen einhellig: „Ständig wird über uns gesprochen, nicht mit uns.“

Runder Tisch ohne Beschwerdeführer

Das Landratsamt Rosenheim bestätigt auf Anfrage, dass es einen runden Tisch gegeben hat. Die Initiative für das gemeinsame Gespräch im November 2023 sei jedoch vom Betreiber der Pizzeria ausgegangen. Vertreter der Stadt und der Polizei seien auf Wunsch des Wirts anwesend gewesen. „Bei dem Termin wurde mit dem Betreiber und seinem Rechtsbeistand die Sach- und Rechtslage erörtert“, so die Pressestelle des Landratsamtes. Weil das Gespräch auf Initiative des Gastronomen stattgefunden habe, seien die Beschwerdeführer beziehungsweise ein Vertreter der Eigentümergemeinschaft nicht eingeladen gewesen. Die Behörde weist außerdem darauf hin, dass die Beschwerdeführer anonym bleiben wollen würden.

Förtsch und Stein widersprechen jedoch mit dem Hinweis, dass sie in ihrer Doppelfunktion, als Eigentümer und Bewohner, sehr wohl bereit seien, Stellung zu nehmen. Sie vertreten nach eigenen Angaben nach außen die Belange der im Greinhof lebenden Menschen, die unter dem Lärm leiden würden.

Betriebsende 22 Uhr

Die Rechtslage sei außerdem eigentlich so klar, dass es keinen Grund für Diskussionen gebe, finden Stein und Förtsch: Betriebsende der Außengastro sei um 22 Uhr. Auch die Aufräumarbeiten müssten bis dahin abgeschlossen sein. Sie gingen laut Anwohner im Sommer jedoch oft bis Mitternacht oder noch darüber hinaus – weil die Türen offenstehen würden und Lärm nach draußen dringe, weil Container über den Hof geschoben würden und mit Geschirr geklappert werde. Es sei unmöglich, nachts bei offenem Fenster zu schlafen.

Es geht außerdem um zwei Außenbereiche der Gastro im Greinhof: um eine Terrasse unter den Arkaden und um einen Hof-Biergarten. Für diese Terrasse im Hof mit etwa 35 Plätzen habe der Betreiber der Gastronomie nur während der Corona-Pandemie eine privatrechtliche Erlaubnis gehabt, seit April 2022 jedoch keine gaststättenrechtliche Genehmigung mehr. „Die sogenannte Hofterrasse war lediglich coronabedingt genehmigt. Diese Terrasse wurde nach der Besprechung im November zurückgebaut und wird nicht mehr betrieben“, bestätigt das Landratsamt.

Die Behörde bekräftigt außerdem die von den Beschwerdeführern aufgeführte Rechtslage im Greinhof: 2017 sei die Terrasse vor der Gaststätte unter den Arkaden genehmigt worden. Diese dürfe weiterhin konzessionsmäßig betrieben werden, als Speise- und Schankwirtschaft mit Abgabe alkoholischer Getränke. Die Betriebszeit der Gastronomie im Freien ende mit Beginn der Nachtzeit um 22 Uhr. Auch lärmintensive Aufräumarbeiten dürften dann nicht mehr durchgeführt werden.

Anhörungsverfahren läuft

Die Einhaltung werde „im Wege der Amtshilfe durch die Polizeiinspektion Wasserburg am Inn geprüft“, verspricht das Landratsamt. Aktuell laufe zudem ein Anhörungsverfahren, in dem weitere Auflagen zum Schutz der Nachbarschaft geprüft würden.

Die Bewohnerinnen und Bewohner im Greinhof bleiben dabei: Die Rechtsvorschriften würden nicht eingehalten. „Wir haben das Gefühl, man lässt es einfach laufen“, so Förtsch und Stein. Wer sich beschwere und auf die Einhaltung der amtlichen Auflagen poche, werde als Meckerer oder Feind der Lebensfreude in der Altstadt dargestellt. Die Bewohner seien auch für ein lebendiges Wasserburger Nachtleben, „aber mit beiderseitiger Rücksicht aufeinander“.

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