Erstaufnahmeeinrichtung in Bruckmühl kommt
Flüchtlingsdeal besiegelt: Findet 2025 wieder Sportunterricht in der Gymnasium-Turnhalle statt?
Der Flüchtlingsdeal in Bruckmühl ist perfekt: Auf einem Grundstück der Marktgemeinde wird eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge entstehen, im Gegenzug die Turnhalle ans Gymnasium zurückgegeben. Doch wann könnte dort wieder Sportunterricht stattfinden? Das OVB hat nachgehakt.
Bruckmühl – Es war fast schon wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für die Schulfamilie, als der Bruckmühler Marktgemeinderat in seiner Dezember-Sitzung einer Kooperationsvereinbarung mit dem Landkreis Rosenheim zustimmte. Darin verpflichtet sich die Marktgemeinde, ein Grundstück für eine Erstaufnahmeeinrichtung für 200 Flüchtlinge – darunter bis zu 30 unbegleitete Minderjährige –zur Verfügung zu stellen.
Allerdings nur unter der Bedingung, dass dafür die Turnhalle des ortsansässigen Gymnasiums, die seit Februar 2022 als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird, wieder ihrer eigentlichen Bestimmung übergeben wird. Mittlerweile ist der Flüchtlingsdeal in trockenen Tüchern: „Die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Landratsamt Rosenheim und der Marktgemeinde Bruckmühl ist seit Kurzem unterschrieben“, teilt Sibylle Gaßner-Nickl, Sprecherin des Landratsamtes, auf OVB-Anfrage mit.
Die seitens der Schule in Briefen an verschiedene Politiker geforderte Perspektive für den Schulsport ist damit endlich Wirklichkeit geworden. Doch dass noch im laufenden Schuljahr Bodenturnen, Geräteübungen oder Feldspiele in der Halle stattfinden, ist eher unwahrscheinlich. Denn zunächst muss ein Bauantrag für die Erstaufnahmeeinrichtung, die direkt neben der bereits bestehenden Containeranlage für Flüchtlinge an der Wernher-von-Braun-Straße entstehen soll, eingereicht und genehmigt werden. Erst danach könne der Baustart erfolgen, so Gaßner-Nickl.
Genauer Zeitplan „frühestens nach Erteilung der Baugenehmigung“
„Ab Baubeginn benötigt der Bauunternehmer circa sechs Monate für die Errichtung der Modulanlage. Anschließend muss diese noch in Betrieb genommen werden“, teilt die Behördensprecherin weiter mit. „Einen genauen Zeitplan können wir deshalb frühestens nach Erteilung der Baugenehmigung nennen.“ Daher sei es zum aktuellen Zeitpunkt auch nicht möglich, „einen konkreten Zeitpunkt zu benennen, wann die Turnhalle im Bruckmühl wieder ihrem eigentlichen Verwendungszweck zugeführt werden kann“.
Alexandra Eberhardt, seit Anfang des Schuljahres Leiterin des Gymnasiums Bruckmühl, ist nun zunächst einmal „überglücklich“, dass der Marktgemeinderat der Kooperationsvereinbarung zugestimmt hat und das Papier mittlerweile unterschrieben ist. „Für uns ist es nach wie vor eine große Belastung, dass die Turnhalle nicht zur Verfügung steht“, sagt Eberhardt. So habe das Gymnasium fürs Schuljahr 2024/2025 „ein bisschen weniger Anmeldungen gehabt, als wir erwartet hatten“. Wobei es natürlich keine Gewissheit dafür gebe, „dass es an der fehlenden Turnhalle liegt“.
Schulleiterin hofft auf schnelle Beseitigung möglicher Schäden
Eberhardts großer Wunsch: Dass die Turnhalle ab dem neuen Schuljahr wieder für den Unterricht zur Verfügung steht. „Je früher, desto besser“, sagt die Studiendirektorin, die sich im Vorfeld der entscheidenden Marktgemeinderatssitzung per Brief an das Gremium gewandt hatte, um die Dringlichkeit zu unterstreichen. Ihr sei zwar bewusst, dass nach dem Auszug der Flüchtlinge erst einmal geprüft werden müsse, in welchem Umfang Renovierungsbedarf bestehe, aber: „Wir haben das Ganze ja schon einmal 2015 erlebt. Da hat die Sanierung auch relativ schnell geklappt.“
Eine Hoffnung, der sich Agnes Pildner-Stacheder, Leiterin der Fachschaft Sport am Gymnasium Bruckmühl, anschließt. Denn mit Sportunterricht habe das, was die Schule derzeit ihren Schülern bieten kann, wenig zu tun. „Wir können zwar mittlerweile einen Großteil der Sportstunden auslagern, wodurch wir rund 80 Prozent abhalten können“, sagt Pildner-Stacheder. „Das ist dann aber eher eine Bewegungsstunde für die Schüler, als richtiger Sportunterricht.“ Alleine der Transport der Schüler zu den Ausweich-Sportstätten nehme einen großen Teil der Unterrichtszeit in Anspruch.
Leiterin der Fachschaft Sport „absolut dankbar und zuversichtlich“
Deshalb sei sie in Hinblick auf die unterzeichnete Kooperationsvereinbarung auch „absolut dankbar und zuversichtlich“. Ein Deal, der nach Ansicht von Pildner-Stacheder ohne das Engagement aus verschiedenen Richtungen nicht möglich gewesen wäre. So habe sich beispielsweise Bruckmühls Bürgermeister Richard Richter „sehr lösungsorientiert“ zum Wohl der Schule eingesetzt. Einen Löwenanteil daran, dass es in puncto Schulsport nun eine Perspektive gebe, habe zudem der Elternbeirat des Gymnasiums: „Ohne dessen Engagement wäre es sicherlich nicht so gekommen“, ist sich die Lehrerin sicher.
Auch wenn sie aufgrund des Deals zwischen Landkreis und Marktgemeinde „wahnsinnig erleichtert“ ist: Planungen, in die die Turnhalle miteinbezogen wird, macht die Fachschaft Sport noch keine. „Wir müssen jetzt zunächst die Baufortschritte bei der Erstaufnahmeeinrichtung und dann den Zustand der Turnhalle abwarten“, sagt Pildner-Stacheder, die aber ein klares Ziel vor Augen hat: „Ich bin mir sicher, dass wir zumindest noch vor Weihnachten 2025 den ersten Sportunterricht in der Turnhalle abhalten können.“