Meldungen aus Bruckmühl, Feldkirchen-Westerham
Erdbeben im Mangfalltal? Bürger spüren „starke Erschütterungen“ – Was Experten dazu sagen
Waren am Montag (13. Januar) Auswirkungen eines Erdbebens im Mangfalltal spürbar? Mehrere Bürger hatten zumindest von „starken Erschütterungen“ berichtet. Welche Theorien es zu den Wahrnehmungen gibt – und wie Experten diese einordnen.
Bruckmühl/Feldkirchen-Westerham – Erdbeben-Alarm im Mangfalltal! Mehrere Bürger aus Bruckmühl und Feldkirchen-Westerham haben am Montag, 13. Januar, „starke Erschütterungen“ gemeldet. Diese seien sogar bis Weyarn (Landkreis Miesbach) und Bad Feilnbach spürbar gewesen, wie Anwohner mitteilten. Das OVB hat sich auf Ursachenforschung begeben – und bei Behörden, an der Universität und bei der Bundeswehr nachgehakt.
„Hat jemand (wie wir in Heufeld) gegen 15.15 Uhr mehrere sehr starke Erschütterungen gespürt? Was war das?“, fragte Dr. Robert Divko, Mitglied der Facebook-Gruppe „Bürgerforum Feldkirchen-Westerham“, am 13. Januar im Forum. Schnell fanden sich weitere Gruppenmitglieder, die von ähnlichen Beobachtungen zu berichten hatten. „In Feldolling war es auch zu hören und spüren“, teilte ein Gruppenmitglied mit, ein anderes habe eine derartige Erfahrung beispielsweise in Weyarn gemacht.
Auch in der Facebook-Gruppe „Bürgerforum Bruckmühl“ war das mögliche Erdbeben ein viel diskutiertes Thema: Hier hatten Gruppenmitglieder unter anderem aus Mittenkirchen, Hinrichssegen, Heufeldmühle, Hornau und Vagen Erschütterungen gespürt. „Auch in Götting war es zu hören und zu spüren“, teilte eine Facebook-Nutzerin mit, die nach eigenen Aussagen aber „keine Ahnung“ hat, „was das war“. Auf der nicht-wissenschaftlichen Internet-Seite volcanodiscovery.com, auf der Bürger mögliche Erdbeben melden können, spekulierten Nutzer in Hinblick auf die Erlebnisse im Mangfalltal derweil darüber, ob es sich bei den Erschütterungen um Auswirkungen eines möglichen – aber ebenfalls unbestätigten – Erdbebens bei Landshut handeln könnte.
Bundesanstalt registriert „kein größeres Erdbeben“
Doch was sagen Experten zu einem möglichen Erdbeben am 13. Januar im oder in der Nähe des Mangfalltals? Ein Seismologe der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) mit Sitz in Hannover konnte bei den Messstellen der Bundesanstalt jedenfalls „kein größeres Erdbeben“ feststellen, das im Mangfall spürbar gewesen sein könnte.
Es gäbe zwar auch „kleine lokale Ereignisse, die nicht aufgezeichnet werden“. Diese „sind aber normalerweise so klein, dass sie gar nicht spürbar sind“. Letztlich gibt der BGR-Mitarbeiter aber auch zu verstehen, dass die Anzahl der Messeinrichtungen des BGR im Süden der Bundesrepublik recht begrenzt sei und verweist daher auf das Geophysikalische Observatorium der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in Fürstenfeldbruck, das unter anderem den Erdbebendienst Bayern betreibt.
Doch auch dort gibt es keine Hinweise auf ein am Montag, 13. Januar, bis ins Mangfalltal spürbare Erdbeben. „Nein, wir können das instrumentell nicht bestätigen“, teilt Dr. Joachim Wassermann vom Geophysikalischen Observatorium auf OVB-Anfrage mit. Allerdings habe sich am Sonntag (12. Januar) ein Beben in Norditalien ereignet, das „vereinzelt“ bis Halfing zu spüren gewesen sei. Auch ein kleineres Beben, dass die Menschen, nicht aber Instrumente wahrnehmen könnten, schließt der Wissenschaftler aus, denn: „Die Instrumente sind viel empfindlicher als der Mensch.“
Nicht auszuschließen seien hingegen andere Ereignisse, die von Menschen als eine Art Erdbeben wahrgenommen werden könnten. So spreche aus Sicht Wassermanns „nichts dagegen, dass zum Beispiel eine lokale Explosion, die mehr in die Atmosphäre als in den Boden einkoppelt, zu Erschütterungen in der direkten Umgebung führt, die dann zu klein sind, um in einer größeren Entfernung von den Seismometern aufgezeichnet zu werden“.
Laut seiner Einschätzung ebenso möglich – und seitens einer Facebook-Nutzerin im „Bürgerforum Feldkirchen-Westerham“ sogar ins Spiel gebracht: der Überflug einer Militärmaschine. „Das hatten wir in der Vergangenheit häufiger, dass ein Überschallknall mit einem Erdbeben verwechselt wurde“, berichtet Wassermann. „Meist von Personen, die so etwas aus ihrer Jugend nicht kennen.“
Doch auch diese These wird im Laufe der OVB-Recherche entkräftet. So seien zwar am Montagnachmittag Eurofighter des taktischen Luftwaffengeschwaders 74 aus Neuburg an der Donau (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) zu Trainingszwecken über dem Allgäu unterwegs gewesen, wie ein Sprecher des Luftfahrtamts der Bundeswehr mit Sitz in Köln mitteilt. Diese dürften aber – trotz eines kurzzeitigen Überschallflugs in einer Flughöhe von fast elf Kilometern über Bad Wörishofen (Landkreis Unterallgäu) – keine Auswirkungen bis ins Mangfalltal gehabt haben.
Radardaten zeigen keinen militärischen Flugbetrieb über der Region
Eine speziell fürs Mangfalltal durchgeführte Auswertung von Daten fällt ebenfalls negativ aus. „Die Auswertung der Radardaten vom 13. Januar 2025 ergeben für den Zeitraum von 11 Uhr bis 18 Uhr Ortszeit in einem Radius von 40 Nautischen Meilen (circa 75 km) um den Ort Bruckmühl keinen militärischen Flugbetrieb und somit auch keinen Überschallflug“, teilte ein Bundeswehr-Sprecher auf OVB-Anfrage mit.
So kann derzeit über die erdbebenähnlichen Wahrnehmungen im Mangfalltal nur weiter spekuliert werden. Weder wider-, noch belegbar ist jedenfalls eine Theorie, die wohl ein Star-Wars-Fan im „Bürgerforum Feldkirchen-Westerham“ scherzhaft in die Diskussion einbrachte. „Eine Erschütterung der Macht?“, fragte das Gruppenmitglied. Wofür es zwar keine Fürsprecher gab, dafür aber einige Likes anderer Gruppenmitglieder.
