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Steil nach oben

Mit den Fittesten unterwegs: So erklimmen „Profis“ vom Wasserburger Alpenverein den Gipfel

Redakteurin Sophia Huber war mit dem Wasserburger Alpenverein unterwegs.
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Redakteurin Sophia Huber war mit dem Wasserburger Alpenverein unterwegs.

Hoch hinauf auf den Gipfel: Redakteurin Sophia Huber war unterwegs mit dem Wasserburger Alpenverein. Warum selbst bei den „Profis“ immer jemand „den Letzten“ machen muss, was bei einer anspruchsvollen Tour zu beachten ist und wieso stets ein Restrisiko bleibt.

Wasserburg – Unseren aufmerksamen Lesern ist es bestimmt schon einmal aufgefallen: Immer dienstags kündigt die Wasserburger Zeitung an, wann die nächste Tour des Alpenvereins stattfindet. 4.500 Mitglieder hat der DAV in Wasserburg, es ist der größte Verein der Stadt. Dieses Jahr wird er 125 Jahre alt. Grund genug, für Redakteurin Sophia Huber bei eine der Touren mitzumachen, die die Zeitung jede Woche ankündigt.

Vorneweg: Ich halte mich durchaus für alpin und wander-erfahren. Noch bevor ich laufen konnte, schleppte mich mein Vater in der Kraxe hoch auf den Berg. Später, wenn meine Eltern einen sonntäglichen Familienausflug ankündigten, war die Rückfrage von mir oder meinen Geschwistern immer: „Auf welchen Berg geht es denn?“

Reporterin wagt sich an die Donnerstagstour

Auch heute als Erwachsene gehe ich noch gerne in die Berge. Als der Alpenverein fragte, ob ich denn gerne bei der anspruchsvolleren Donnerstagstour oder lieber entspannter am Freitag mitgehen will, war die Antwort für mich deshalb logisch: Natürlich am Donnerstag. Ich will mich ja nicht langweilen. Bereut habe ich es nicht, an diesem Tag mitzugehen, aber gelangweilt hätte ich mich am Freitag wohl auch nicht. Denn die Beschreibung „anspruchsvoll“ ist bei weitem nicht untertrieben.

Der harte Kern der Donnerstagstour. Dieses Mal ging es zum Schafreuter im Vorkarwendel.

Los geht‘s um sieben Uhr am Badria-Parkplatz. Mit 31 Anmeldungen ist der Bus ist heute bis auf den letzten Platz ausgebucht, eine Person konnte sogar nicht mit fahren. Donnerstags sei das nicht immer so, verraten mir einige. Im Durchschnitt seien es meistens 20 Personen. In jüngster Zeit waren es sogar noch weniger, erzählt Andreas Roder, einer der Organisatoren. Eine Gruppe sei zu den Freitagstouren übergangen. „Die können nicht mehr so wie früher. Denen wurde der Donnerstag zu haarig.“ Heute aber ist nicht nur „der harte Kern“ gekommen, denn die Tour sei etwas besonderes: Es geht zum Schafreuter im Vorkarwendel, bei Lenggries (Bad Tölz-Wolfratshausen).

Schafreuter im Vorkarwendel

Der Schafreuter gilt als Klassiker im Vorkarwendel. Die mittelschwere Wanderung führt auf über 2.100 Meter Höhe. Der Berg gibt einen grandiosen Ausblick zu allen Seiten: Starnberger See über Ammersee, Walchensee und Sylvenstein bis hin zum Großglockner, Großvenediger und der gesamten Karwendelgruppe. Der Aufstieg beträgt circa drei Stunden.

Wir brauchen zwei Stunden Anfahrtszeit. „Das ist nichts, wo man mal eben privat hinfährt“, erzählt eine Frau, „da muss man mit.“ Besonders auch: Startpunkt und Endpunkt der Tour sind an zwei verschiedenen Orten, auch etwas, das privat kaum umsetzbar wäre. „Das geht halt nur mit einem Bus.“

Dessen Fahrer, Georg Strahlhuber, ist ein bekanntes Gesicht. Seit vielen Jahren fährt er die Wasserburger in die Berge, ist sogar selbst aktives Mitglied. Seine Frau Ludwina hat an diesem Tag die Tour organisiert. „Die Wasserburger sind eine Vorzeigesektion“, erzählt er stolz. Seit 1977 organisiere der Verein regelmäßig Bustouren. Eine Ausnahme, denn Rosenheim habe erst vor kurzem angefangen, Busse für die Touren zu organisieren. „Selbst München hat nach den Wasserburgern angefangen“. Günstiger seien die Wasserburger außerdem. „Der Verein bezuschusst die Hälfte“, erzählt Strahlhuber. So zahle jedes Mitglied nur zwischen elf und fünfzehn Euro zahle für die Tour. Der Preis wird je nach Distanz zum Ziel berechnet. „Andere Sektionen machen das nicht“, verrät er, der es wissen muss, immerhin kutschiert er viele Alpenvereine durch die Gegend. „Aber unserem Vorstand ist der Umweltgedanke wichtig. Die Leute möchten in die Berge, lieber sollen sie da mit dem Bus fahren, als jeder alleine mit dem Privatauto.“

Die Organisatoren der Donnerstagstouren (von links): Andreas Roder, Dr. Gabi Bartsch, Ludwina Strahlhuber und Franz Turzin.

Es ist ein eingeschworener Klan, die Donnerstagsgruppe, jeder scheint jeden zu kennen. Aber auch als „Neuling“ werde ich herzlich aufgenommen. Schnell wird mir auch das „Du“ von allen Seiten angeboten, „wie es sich am Berg halt gehört“, sagt Andreas Roder mit einem Augenzwinkern. Wie die meisten in der Gruppe ist er Rentner. In seiner Jugend sei er viel in den Bergen unterwegs gewesen, dann habe er während der Arbeitszeit aber kaum Zeit gefunden. „Jetzt in der Rente hab ich wieder angefangen“, erzählt er. Seit zwei, drei Jahren sei er dabei. Damit ist er einer der „neueren“ Mitglieder. Andere wandern schon seit zwanzig Jahren und mit über 80 Jahren mit. Vielen von ihnen jeden Donnerstag. Manche laufen zusätzlich auch noch freitags mit. „Fit muss man schon sein“, sagt Roder, „sonst geht‘s nicht.“

Der „Letzte“ behält den Überblick

Seine Aussage erweist sich als wahr, als wir zwei Stunden später am Fuß des Scharfreuters ankommen. Routiniert werden die Schuhe gewechselt, eine Lage Sonnencreme aufgetragen, die Rucksäcke geschultert. Nach weniger als zehn Minuten ist die Gruppe bereit. Kurze Abklärung, wer „den Letzten“ macht, dann geht‘s los. Der sogenannte „Letzte“ behält den Überblick und überholt niemanden. Durch ihn wird sichergestellt, dass keiner am Berg vergessen wird.

Für uns geht es steil nach oben. Machbar, ja, aber schon nach den ersten hundert Meter steht mir der Schweiß auf der Stirn. Die ersten paar Meter stockt die Gruppe noch, dann findet sie ihren Rhythmus. Unterhaltungen nebenbei sind möglich, aber trotzdem geht es zügig voran. Sogar zügiger als gedacht. Mit zwei kurzen Brotzeit- Pausen sind wir in knapp über drei Stunden am Gipfel angekommen, dreieinhalb waren angedacht.

Oben am Scharfreuter dann ein Blick, der sich lohnt: Das Bergpanorama der Alpen, immer wieder ein atemberaubender Anblick. „Berg Heil“, wünschen sich die Mitglieder des Alpenvereins gegenseitig. „Berg Heil!“ Es ist an diesem Tag der einzige Gipfel, den die Gruppe erklimmt. Ungewöhnlich, wie mir einige vom „harten Kern“ erzählen. Meistens würde die Donnerstagsgruppe gleich zwei, drei Berge erklimmen. Heute aber nicht. Nach einer kleinen, kurzen Gipfelpause geht es dann auf der anderen Seite des Scharfreuters wieder hinab.

Ein Blick, der sich lohnt: Das Bergpanorama vom Gipfel des Schafreuters.

Hier zeigt sich dann einmal mehr, warum „Fitness“ bei der Donnerstagsgruppe wirklich nötig ist, denn der Steig zur Tölzer Hütte ist nichts für Unerfahrene: Mit Drahtseil gesichert geht es ein gutes Stück über Felsen hinab. Das ist nicht einmal für alle Mitglieder dieser Gruppe ohne weiteres zu schaffen, aber die Mitglieder des Vereins halten zusammen. Sichere Bergsteiger wie Andreas Roder bieten den Unsichereren ihre Hilfe an. So laufe es halt im Verein, meint Roder. Zwar sei grundsätzlich jeder eigenverantwortlich unterwegs – „Das ist eine begleitete und keine geführte Tour, die Organisatoren sind nicht für die Mitglieder verantwortlich“ – aber natürlich, helfe man sich gegenseitig. „Wir versuchen immer, alle heil vom Berg runter zu bringen“, sagt er. In den allermeisten Fällen klappe das auch. „Aber natürlich ist beim Bergsteigen immer ein gewisses Restrisiko dabei.“ So sei vor einigen Jahren auch ein Mitglied abgestürzt und habe sich schwer verletzt. Sowas würde aber nur selten passieren. „Wir passen aufeinander auf.“

Am Gipfel angekommen: Die Mitglieder der Donnerstagstour.

Das ist auch dieses mal der Fall. Trotz der Herausforderungen schaffen es alle Mitglieder unbeschadet zur Tölzer Hütte, wo wir uns bei einer guten Mahlzeit von den Strapazen erholen. Nach einer knappen Stunde Einkehr geht es dann komplett hinab zum Parkplatz. Insgesamt haben wir 1.300 Höhenmeter überwinden wir an diesem Tag, knapp sechs Stunden waren wir unterwegs. Dann geht es wieder zwei Stunden nach Hause. Am nächsten Tag wartet ein Muskelkater auf mich. Aber der war es wert, denn langweilig war‘s ganz sicher nicht.

Jubiläumsfeier des Wasserburger Alpenvereins

Der Alpenverein lädt anlässlich seines 125-jährigen Bestehen zur Jubiläumsfeier am 23. Juni, ab 15 Uhr am Stoa in Edling ein. Musikalisch umrahmt wird die Feier durch die Blasmusik-Gruppe Barfiassler und die Rock/Pop-Band Elsbeth. Außerdem werden Alpenfilme gezeigt, sowie Präsentationen der Sektion. Zudem wird eine Hüpfburg und eine Kletterwand aufgestellt. Bei schlechtem Wetter wird die Feier in die Landwirtschaft Staudham verlegt. Der Eintritt ist frei.

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