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Mit Video: So geht es ihm nach 18 Monaten Martyrium in Bad Aibling

Tapferer Maxi (5) ist krebsfrei: Wie sich Familie Schmidt zurück ins normale Leben „wurstelt“

Sie suchen den Weg zurück in die Normalität: Florian und Maria Schmidt mit ihren Söhnen Ludwig, Moritz und Maximilian (von links).
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Maxis Familie kann wieder lachen.

Rund eineinhalb Jahre hat der Kampf des tapferen Maxi Schmidt (5) aus Bad Aibling gegen den Krebs gedauert. Jetzt ist sein Körper frei von entarteten Zellen. So versucht seine Familie, den Weg zurück in ein normales Leben zu finden. Sehen Sie im Video, wie das Maxi gelingt.

Bad Aibling - Neuroblastom in der linken Nebenniere, Stufe 4. Die schlimmste Form der Aggressivität, die diese Art von Krebs entwickeln kann. Hinzu kamen Metastasen im ganzen Körper mit Befall der Lymphknoten. Es war eine Schockdiagnose, mit der seine Eltern Florian (38) und Maria Schmidt (36) im April vergangenen Jahres konfrontiert wurden.

Von einem Tag auf den anderen „Hochrisikopatient“

Von einem Tag auf den anderen war ihr ältester Sohn ein „Hochrisikopatient“, dessen Leben an einem seidenen Faden hing. Der Alltag für das Ehepaar und Maxis jüngere Geschwister Moritz (3) und Ludwig (1) veränderte sich drastisch. Er wurde fortan vor allem von dem Therapieplan bestimmt, den die Ärzte für den Kampf des Kindes gegen diese Geißel der Menschheit entwickelt hatten.

Operation, Chemotherapien, Bestrahlungen, Stammzellenübertragung mit vorausgehender Knochenmarkentnahme und abschließend eine sich über mehrere Monate hinziehende Immuntherapie, der sich Maxi unterziehen musste, pflasterten seinen Leidensweg. Hinzu kamen jede Menge belastende Untersuchungen für das Kind.

Maxi mit Katheter.

Im Moment erinnert neben der großen Narbe von der Nieren-OP zur Entfernung des Tumors äußerlich nur noch eine kleine unter dem rechten Schlüsselbein an das Martyrium, das Maxi auf sich nehmen musste. An dieser Stelle seines Körpers war der sogenannte Hickman-Katheter vernäht, den der Bub schon bald „als seinen besten Freund“ akzeptierte. Hierbei handelte es sich um einen teilimplantierten dünnen Kunststoffschlauch, der von der Halsvene bis zum Vorhof des Herzens geschoben wurde.

Infektionsrisiko vermindert

Über ihn erhielt Maxi während der Therapie Infusionen sowie Narkose-und Schmerzmittel, außerdem erfolgten die notwendigen Blutentnahmen über den Katheter. Er verminderte bei diesen medizinischen Eingriffen das Infektionsrisiko und bewahrte das Kind davor, dass dessen Venen ständig neu punktiert werden mussten.

Bei aller Freude über den Therapieerfolg äußert sich Papa Florian Schmidt vorsichtig zum Gesundheitszustand seines Sohnes. „Maxi ist aktuell krebsfrei“, sagt er. Von Heilung spricht er bewusst (noch) nicht. Schließlich haben er und seine Frau das Risiko eines Rückschlags im Hinterkopf, auch wenn beide hoffen und beten, dass ein solches Szenario nie eintreten möge. „Wir müssen lernen, mit der ständigen Angst umzugehen, dass der Krebs zurückkommen könnte“, gesteht der Vater freimütig.

Erste Nachuntersuchung am 17. Oktober

Am 17. Oktober steht die erste große Nachuntersuchung an, seit Maxi seinen bisher letzten stationären Aufenthalt in der Haunerschen Kinderklinik in München beendet hat und mittlerweile ohne die bis vor kurzem übliche tägliche Einnahme von Medikamenten leben darf. Im ersten Jahr nach Therapieende werde Maxi in einem Rhythmus von sechs Wochen gründlich durchgecheckt, weiß sein Vater. Im Wechsel gehörten unter anderem eine Ultraschalluntersuchung beziehungsweise eine Magnetresonanztomograhie (MRT) zum Standardprogramm.

Im zweiten Jahr nach der Klinikentlassung reduzierten sich diese Untersuchungen auf einen Termin pro Quartal, mittelfristig würden die Abstände zwischen diesen Checks noch größer. Trete der Krebs fünf Jahre lang nicht mehr auf, stiegen die Chancen auf eine endgültige Heilung stark, so Florian Schmidt.

„Wir wursteln uns im Moment in ein normales Leben zurück“, beschreibt Maria Schmidt die aktuelle Situation der Familie. Ein Weg, der den Eltern auch künftig viel Kraft abverlangt. Dennoch: Nicht nur bei der 36-jährigen Mutter hat zwischenzeitlich so manche Träne der Freude jene bitteren Tränen abgelöst, die kurz nach Beginn der Therapie Ausdruck der Sorge waren, die sie um das Leben ihres Sohnes hatte.

Erster Tag im Kindergarten ein bewegender Moment

Ein besonders bewegender Moment für die Mama war, als Maxi kürzlich seinen ersten Tag im evangelischen Kindergarten „Zum Regenbogen“ im Aiblinger Ortsteil Willing verbrachte, den er zusammen mit seinem Bruder Moritz besucht. Moritz ist schon seit Schuljahresbeginn dort. „Als Maxi das mitbekommen hatte, wollte er unbedingt auch in den Kindergarten gehen“, berichtet seine Mutter.

Maxi im Kindergarten.

Maria Schmidt ist froh, dass sie noch einen Platz für ihr Sorgenkind bekommen hat und die Eltern ihm seinen Wunsch zeitnah erfüllen konnten. Da sich ihre beiden Söhne noch in der Eingewöhnungsphase befinden, hat sich der Alltag für die Mama etwas verändert. Sie fährt jetzt unter der Woche mit ihnen mit dem Rad vom Wohnsitz im Aiblinger Südwesten zum Kindergarten und bleibt momentan noch in der vereinbarten Betreuungszeit zwischen 8.30 und 14 Uhr bei den Buben.

Maxi genießt die neue Freiheit sichtlich

Mama Maria Schmidt

„Maxi genießt die neue Freiheit sichtlich“, freut sich seine Mutter mit ihm. Und auch mit Nesthäkchen Ludwig (1), der laut Maria Schmidt ebenfalls vom aktuellen Tagesablauf profitiert. Ihm gefalle sehr gut, dass der Papa ihm vormittags mehr Aufmerksamkeit als bisher widmen könne, weil er mit dem jüngsten der drei Brüder alleine zu Hause sei.

Freudenmomente, die den leidgeprüften Eltern neue Kraft verliehen, gab es zuletzt einige. Dazu gehört, dass Maxi immer mehr Kondition beim von ihm so geliebten Radfahren entwickelt; dazu rechnen Florian und Maria Schmidt Erlebnisse in den letzten warmen September-Tagen dieses Jahres, als Maxi mit größtem Vergnügen in einem kleinen Schwimmbecken plantschte, das sie im Garten aufgestellt hatten; dazu zählt beispielsweise auch die Tatsache, dass er zuletzt den Heimweg von einem Lokal in der Bad Aiblinger Kirchzeile zu Fuß bewältigt hat, in dem er mit seinen Eltern beim Essen war. „Das ist eine gewaltige Leistung, das hätte er vor ein paar Wochen noch nicht geschafft“, sagt Maria Schmidt.

Sandspielen macht viel Spaß

Sandspielen macht Maxi nicht nur im Kindergarten viel Spaß. Er genießt es auch, dass er jetzt wieder Leitungswasser trinken darf und einen Apfel mit Schale essen kann. „Das war während der Therapie verboten, um jegliche Form von Ansteckungsgefahr zu minimieren “, erläutert die Mutter.

Ein besonderer Genuss für die gesamte Familie war kürzlich ein Ausflug, den ein Club von Oldtimer-Besitzern zusammen mit der Haunerschen Kinderklinik in München für krebskranke Kinder organisiert hatte. Er führte von Rosenheim zum Rotter Ausee. Maxi und sein Papa durften in einem Mustang Cabrio mitfahren, die Mama und ihre beiden anderen Söhne in einem Cadillac. Von dieser Tour schwärmt Maxi noch immer.

Er hat gut aufgeholt, auch wenn er mit Gleichaltrigen noch nicht mithalten kann

Papa Florian Schmidt

„Er hat gut aufgeholt, auch wenn er mit Gleichaltrigen noch nicht mithalten kann“, beschreibt Florian Schmidt dessen aktuelle Verfassung. Um die noch vorhandenen Defizite weiter abzubauen, kümmert sich weiter eine Logopädin um den Buben. Außerdem erhält er Ergo- und Physiotherapie.

Eine kritische Phase von Maxis Leidensweg: Der Bub hatte sich bei einer ambulanten Strahlentherapie in der Heidelberger Kinderklinik einen Infekt eingefangen und musste Weihnachten 2022 auf der Intensivstation des Krankenhauses verbringen. Er war auf Sauerstoff angewiesen.

Sich gedanklich vom Alltag im Krankenhaus zu verabschieden, das müssen auch die Eltern des Fünfjährigen noch lernen. Florian Schmidt gesteht, dass er nachts noch immer von der Klinik träume. Mutter Maria räumt ein, dass die Kinderkrebsstation irgendwie auch ein Anker der Geborgenheit für die Familie war, von dem man sich trennen müsse. „Die Krankenhausaufenthalte und die ambulanten Termine waren ein Stück Sicherheit, auf das wir jetzt verzichten müssen.“

Deutsche Krebshilfe betreibt vier Fachkliniken

Weitere wesentliche Fortschritte auf dem Weg zurück in die Normalität erhoffen sich die Schmidts für sich und ihre drei Kinder von einer vier Wochen dauernden „familienorientierten Rehabilitation“ auf Sylt, die im nächsten Jahr ansteht. Dort betreibt die Deutsche Krebshilfe eine von bundesweit vier Fachkliniken, die sich auf dieses Spezialgebiet fokussiert haben.

Nicht nur Maxi erhält dort weitere psychologische Betreuung, die die gesamte Familie schon länger in Anspruch nimmt. Von der Psychologin stammt eine Aussage, die dem Ehepaar unheimlich Mut für die Zukunft macht. „Ihr dürft Euch selber auf die Schulter klopfen, wie Ihr das alles gemeistert habt. Und auch dafür, dass Ihr als Familie trotz all der Belastungen noch beisammen seid.“

Zwei, die sich mögen: Bad Aiblings Altbürgermeister Felix Schwaller, zugleich Vorsitzender der Bürgerstiftung, und der kleine Maxi.

Anteilnahme und Solidarität sind Mutmacher

Es gibt für die Schmidts einen weiteren großen Mutmacher: die unheimliche Anteilnahme und Solidarität der Menschen in der Region. Sie wurden sofort spürbar, als die OVB-Heimatzeitungen und ihre Online-Portale Anfang des Jahres erstmals über das schwere Schicksal des Buben berichtet und auch auf die enorme finanzielle Belastung hingewiesen hatten, die mit Maxis Krebserkrankung verbunden ist.

Wie berichtet, hatte die Bürgerstiftung Bad Aibling in Kooperation mit der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling ein Spendenkonto für die Familie eingerichtet, auf dem binnen kurzer Zeit knapp eine Viertelmillion Euro einging. Bad Aiblings Altbürgermeister Felix Schwaller, Vorsitzender der Bürgerstiftung, hält seither regelmäßig Kontakt zur Familie Schmidt und bespricht mit ihr die ordnungsgemäße Verwendung des Geldes.

„Wir können für diese Hilfe einfach nur dankbar sein“, hat das Ehepaar immer wieder betont. Sie ist ein Stück Sicherheit außerhalb der Klinikmauern, die ihm eine große Last von der Seele genommen hat.

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