Junge kämpft gegen Nierentumor und Metastasen
Alles für Maxi (4): Wie eine Aiblinger Familie den Alltag nach dem Krebs-Schock meistert
Ein besonders aggressiver Tumor in der linken Nebenniere und Metastasen im ganzen Körper. Als die Eltern des schwerkranken Maxi Schmidt (4) aus Bad Aibling diese Diagnose erhielten, geriet ihr Leben von einem Tag auf den anderen aus den Fugen. Eine Exklusiv-Reportage der OVB-Heimatzeitungen.
Bad Aibling - Jede Menge belastende Untersuchungen, Operation, Chemotherapien, Stammzellen-Transplantation, Bestrahlungen und demnächst Beginn einer Immuntherapie. Rund zwei Jahre Leidensweg sieht der Therapieplan für den tapferen Buben mit dem einnehmenden Lächeln vor, an dessen Ende ein Ziel erreicht sein soll: dass Maxi den Krebs besiegt hat und wieder ein normales Leben führen kann. Mit 60 bis 70 Prozent gäben die Ärzte die Überlebenschancen des Kindes in den ersten fünf Jahren an, weiß Papa Florian Schmidt 38). Welch große Kraftanstrengung das für den 38 Jahre alten Mann, seine Frau Maria (35) und Maxis Brüder Moritz (2) und Ludwig (zehn Monate) im Alltag ist, kann kaum jemand ermessen.
Knapp die Hälfte des Weges ist geschafft
Knapp die Hälfte des steinigen Weges sind seine Eltern und Geschwister mit ihm mittlerweile gegangen. Sie wissen, dass sie auch in den kommenden Monaten viel Kraft brauchen, um ihn in seinem Kampf gegen den Krebs bestmöglich zu unterstützen. „Wir müssen dabei immer wieder versuchen, als Familie neu zusammenzuwachsen“, sagt der Vater. Ein Versuch, der neben dem Bangen um Maxis Leben für die Eltern des Vierjährigen jeden Tag neue Herausforderungen mit sich bringt.
Unterstützung der Krankenkasse läuft aus
Immer wieder war die Familie in den vergangenen Monaten auseinandergerissen, damit Maxi bestmöglichen Beistand erfährt. Um seine Frau dabei zu unterstützen, hat der Vater ziemlich bald nach Ausbruch der Krankheit vorübergehend zu arbeiten aufgehört. Schmidt ist im Moment krankgeschrieben und bezieht Krankengeld.
In absehbarer Zeit läuft diese Unterstützung der Krankenkasse aus. Wie es dann weitergeht, weiß er noch nicht genau. Seine Frau, die vor Ludwigs Geburt einen 450-Euro-Job als Augenoptikerin in einer Tagesklinik ausübte, befindet sich im Moment in Elternzeit. Beide sind ihren jeweiligen Arbeitgebern und der Kollegenschar äußerst dankbar für das Verständnis und die große Solidarität, die sie bisher erfahren haben. Florian Schmidts Firma hält ihm beispielsweise seinen Arbeitsplatz frei.
Wir haben uns wochenlang nicht gesehen. In der Klinik herrschte absolutes Besuchsverbot.
Unausgelastet sind beide derzeit trotzdem beileibe nicht. Als Maxi im Oktober vergangenen Jahres seine Stammzellen in der Haunerschen Kinderklinik in München zurückbekam, die ihm einige Wochen zuvor entnommen worden waren, war seine Mutter rund einen Monat lang rund um die Uhr für ihn da. Auch ihr Baby hatte sie bei sich, der Vater kümmerte sich derweil zu Hause um den kleinen Moritz. „Wir haben uns wochenlang nicht gesehen. In der Klinik herrschte absolutes Besuchsverbot“, so der Vater.
Auch Bruder Moritz leidet unter der Gesamtsituation
Dass er mit seiner Mama nicht habe kuscheln können, das habe den kleinen Moritz sehr belastet, erzählt sein Vater. „Er leidet ebenfalls stark unter der Gesamtsituation“, berichtet Florian Schmidt. Das fiel den Eltern in besonderer Weise auf, als er plötzlich nachts nicht mehr allein in seinem Kinderzimmer bleiben wollte. Als sie herausgefunden hatten, wie sie den Umgang mit den Kindern zu Hause am besten meistern können, stellten sie persönliche Interessen ohne Zögern hintan und trafen eine Entscheidung zu deren Wohl. Die Mama schlief mit Maxi und dem Baby im Ehebett, der Papa zog zu Moritz ins Kinderzimmer. Seitdem hat der Zweijährige seine Nachtruhe wieder gefunden.
„Wir haben ein halbes Jahr nicht mehr in einem Bett geschlafen, weil jedes Kind in dieser belastenden Situation eine besondere Fürsorge braucht“, berichtet Florian Schmidt. Wenn Maxi während der Behandlungspause zu Hause ist, dann ist das nach Ansicht seiner Mutter ebenfalls „ein großer Kampf“. Freilich hat er ganz andere Facetten als in Maxis Klinikalltag. Da geht es nicht um Antikörper, Blutwerte und das Abtöten entarteter Zellen, da geht es vor allem auch um die Rangordnung unter den Geschwistern.
Wenn Maxi zu Hause ist, dann ist das für uns alle ein mindestens genauso großer Kampf wie im Klinikalltag
Maxi war als Ältester vor Ausbruch seiner Krankheit eindeutig der Anführer. Als er krank und schwach wurde, hat er diese Rolle an Moritz verloren. „Auch das belastet den kleinen Patienten“, erzählt sein Vater. Nur eine der vielen Begleiterscheinungen von Maxis schwerer Erkrankung, die seine Mama zu einem eindeutigen Schluss kommen lässt. „Wenn Maxi zu Hause ist, dann ist das für uns alle ein mindestens genauso großer Kampf wie im Klinikalltag.“
Dann geht es nicht nur darum, dass der Vierjährige seine Medikamente zuverlässig einnimmt, es geht auch darum, die Geschwisterliebe zu stabilisieren. Aus psychologischer Sicht heißt das, mögliches Konfliktpotential zwischen Maxi und dem zweitältesten Bruder zu entschärfen.
„Momentan vertragen sich alle sehr gut“, weiß Mama Maria und kann ihre Erleichterung darüber kaum verbergen. Maxi ist bis Anfang März zu Hause, dann beginnt die Immuntherapie. Wenn er mit Moritz und den Eltern auf dem Boden kauert und auf seiner kleinen Rennbahn Autos fahren lässt, dann ist die Welt für die Schmidts für einen Moment in Ordnung. Dennoch: Florian Schmidt spricht von einer „gewaltigen Bewährungsprobe“, vor der die Beziehung der Eltern seit knapp einem Jahr steht, und drückt seine Frau fest an sich. Wie man einen Menschen drückt, dem man auf diese Weise auch ein klares Versprechen geben will: Wir halten fest zusammen, egal, was kommt.
Bestrahlung in Heidelberg
Wie schnell etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommen und die eh schon dramatische Situation noch verschärfen kann, in der sich die Familie seit Monaten eh schon befindet, mussten die Schmidts im Dezember vergangenen Jahres erfahren. Maxi musste zu einer Protonen-Bestrahlung in eine Spezialklinik nach Heidelberg. Zwölf solcher Behandlungen sah sein Therapieplan vor. Dabei handelt es sich um Bestrahlungen, die mit der geringstmöglichen Belastung für den Körper Tumorzellen punktgenau zerstören können. Es gibt nur zwei solcher Zentren in Deutschland, die diese Behandlungen anbieten. Eines ist in Heidelberg, das zweite in Essen.
Maxi schnappt RS-Virus auf
Gemeinsam fuhr die Familie nach Heidelberg, mietete dort vorübergehend eine Wohnung. Grund: Die Bestrahlungen sollten ambulant erfolgen, Maxi sollte sich anschließend im privaten Umfeld bestmöglich erholen können. Es kam anders. Der Vierjährige schnappte das RS-Virus auf. Es löste bei dem geschwächten Kind eine schwere Atemwegserkrankung aus.
Weihnachten am Krankenbett
Maxi kam in die Heidelberger Kinderklinik und musste stationär aufgenommen werden, der Bestrahlungszyklus wurde nach dem dritten Termin abgebrochen. Seine Sauerstoffsättigung fiel bis auf 74 Prozent ab. „Um sich zu erholen, war unser Sohn längere Zeit auf Sauerstoff angewisen“, sagt sein Vater. Weinachten verbrachte die Familie am Krankenbett des Buben, Silvester konnte sie gemeinsam in Bad Aibling feiern. Am 30. Dezember hatte sich Maxi so weit erholt, dass er aus der Klink entlassen wurde.
Bestrahlungs-Marathon musste neu gestartet werden
Anfang Januar musste der Bestrahlungs-Marathon in Heidelberg von vorne gestartet werden. Diesmal ging alles gut. Momentan ist der Vierjährige daheim und sammelt neue Energie für den nächsten Behandlungsschritt: eine kräftezehrende Immuntherapie, die Anfang März beginnen soll.
Spendenkonto bei der Sparkasse
Unabhängig vom menschlichen Leid waren die gemeinsamen Heidelberg-Aufenthalte nur ein mit Maxis Leidensweg verbundener zusätzlicher Kostenfaktor, den die Familie selbst schultern musste. „Rund 3000 Euro haben wir allein für die Mietkosten im Dezember bezahlt“, erläutert Vater Florian Schmidt freimütig. „Das zahlt keine Kasse, was ich auch verstehe“, ergänzt er und gesteht, dass die Familie allmählich an ihre Belastungsgrenze kommt. Die finanziellen Reserven seien längst angegriffen.
Ich bin so dankbar für die große Welle an Hilfsbereitschaft. Wir sind echt geplättet.
Um die Geldsorgen abzumildern, hat die Bürgerstiftung Bad Aibling zusammen mit der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling unter dem Stichwort „Maxi“ mittlerweile ein Sonderkonto eingerichtet. Geldspenden können unter der Nummer DE74 7115 0000 0020 1975 70 eingezahlt werden. Spendenquittungen stellt die Bürgerstiftung aus. „Ich bin so dankbar für die große Welle an Hilfsbereitschaft, die wir seit der Berichterstattung in den OVB-Heimatzeitungen und ihren Online-Portalen erfahren dürfen. Wir sind echt geplättet. Unglaublich für uns“, so Florian Schmidt.


