Aktion der Letzten Generation
Letzte Generation färbt Wasser im Brunnen vor Herrenchiemsee schwarz ein – wie groß ist der Schaden?
Am Mittwoch (23. August) demonstrierten Aktivisten der Letzten Generation vor dem Schloss Herrenchiemsee. Dabei färbten sie das Wasser des Latona-Brunnens tief schwarz ein. Wie groß der entstandene Schaden ist und wie die Aktivisten weitermachen wollen.
Herrenchiemsee – Das Grundgesetz ist das Fundament unseres Rechtsstaats. Vor 75 Jahren von dem Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee ausgearbeitet und später vom Bundestag beschlossen. Darin verankert sind die Grundrechte, die jeder Bürgerin und jedem Bürger zustehen. Angesichts des Klimawandels sieht die Letzte Generation aber eine Verletzung der Grundrechte durch das „Nicht-Handeln der Bundesregierung in der Klimakrise.“
Schwarzes Wasser als Zeichen des Nicht-Handelns der Politik
„Die Würde des Menschen ist unantastbar”, „Jeder Mensch hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit”, „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen”. Das sind die Artikel 1, 2 und 20a des deutschen Grundgesetzes und genau die Artikel, die die Letzte Generation von der Bundesregierung verletzt sieht.
Und wie man die Aktivistengruppe mittlerweile kennt, haben sie erneut mit einer aufsehenerregenden Aktion auf sich aufmerksam gemacht. Fünf Aktivisten hatten sich am Mittwoch (23. August) auf der Herreninsel mitten in den Latona-Brunnen vor dem Schloss gestellt und Transparente mit ihren Anliegen hochgehalten. Damit aber nicht getan, färbten sie mit einem bislang unbekannten Mittel das Wasser des Brunnens schwarz ein. In das geschwärzte Wasser, das Erdöl symbolisieren sollte, haben die Aktivisten mehrere Ausgaben des Grundgesetzes versenkt.
Schaden noch nicht abschätzbar
Stefan Sonntag, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, war ebenfalls vor Ort und berichtet gegenüber dem OVB über die Aktion. „Die fünf Aktivisten haben uns keine Probleme bereitet, sie waren sehr kooperativ.” Ganz folgenlos könnte der Besuch der Aktivisten im Brunnen aber nicht bleiben. Es geht dabei um das Mittel, das eingesetzt wurde, um das Wasser schwarz zu färben. „Es wurden Wasserproben genommen, die jetzt darauf untersucht werden, ob es sich dabei um ein umweltschädliches Mittel handelt”, sagt Sonntag. Dabei könnte es sich um ein eventuelles Umweltdelikt handeln. Auch der mögliche Tatbestand der Sachbeschädigung wird noch untersucht. Das Problem: Das Wasser im Brunnen wird regelmäßig ausgetauscht und landet letztendlich im Chiemsee.
Ähnliche Aktion in Berlin
Eine ähnliche Farbaktion hatte die Letzte Generation schon Anfang der Woche, am 22. August, in Berlin gestartet. Dort kippten die Klimaaktivisten eimerweise schwarze Farbe auf die Grundgesetz-Glasskulptur im Berliner Regierungsviertel. Daraufhin wurde eine Aktivisten unter dem Vorwurf der gemeinschädlichen Sachbeschädigung angeklagt, und kurz darauf freigesprochen. Vor Gericht erklärte die Aktivistin, dass die Farbe aus einer Mischung von Tapetenkleister und schwarzer Abtönfarbe bestanden habe, und damit wasserlöslich sei. Ob es sich bei der Farbe, die auf Herrenchiemsee eingesetzt wurde, um die gleiche Zusammensetzung handelt, muss die polizeiliche Untersuchung zeigen.
Weitere Aktionen der Aktivisten in München
Der Protest auf Herrenchiemsee ist dabei nur ein Teil einer groß angelegten und schon länger angekündigten Protestwelle der Letzten Generation in Bayern. Am Donnerstag (24. August) haben die Aktivisten den Verkehr in der bayerischen Landeshauptstadt stellenweise zum Erliegen gebracht. Unter anderem rund um den Stachus sowie auf der Maximilianstraße und an anderen Standorten waren rund 25 Personen aktiv, die sich nach Polizeiangaben zum Teil auf die Straße geklebt hatten. Die Polizei leitete den Verkehr um und löste die Blockaden auf. Die Gruppe will mit den Aktionen vor und während der Auto- und Verkehrsmesse IAA München die bayerische Landeshauptstadt „wochenlang zur Protesthochburg“ machen und so „den Verfassungsbruch der Bundesregierung ins Licht der Öffentlichkeit rücken“, so Aktivistin Anja Windl gegenüber der TZ.
Was auf Herrenchiemsee bleibt
Die Aktion auf der Herreninsel ist beendet, die Aktivisten sind nach Aufnahme der Personalien durch die Polizei wieder abgezogen. Was bleibt, ist das schwarze Wasser im Latona-Brunnen vor dem Schloss. Darum muss sich nun die Bayerische Schlösserverwaltung kümmern. Die ist sehr auf den Erhalt und die Pflege ihrer Baudenkmäler und Anlagen bedacht. „Die Bayerische Schlösserverwaltung bedauert daher, dass der Latona-Brunnen vor dem Neuen Schloss Herrenchiemsee zum Gegenstand einer Protest-Aktion geworden ist, in Folge derer Schäden am Bauwerk zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht ausgeschlossen werden können”, sagt Pressesprecher Florian Schröter auf OVB-Anfrage. „Eine eingehende Untersuchung möglicher Schadensbilder durch die Restauratoren der Bayerischen Schlösserverwaltung wird schnellstmöglich nach Schadstoffprüfung des Brunnenwassers durch die Wasserwirtschaft erfolgen.”